05.12.2012 Aufrufe

Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie eV

Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie eV

Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Geriatrie<br />

• Angst,<br />

• Depression,<br />

• psychosozialer Stress,<br />

• muskulärer Stress,<br />

• Medikamentenübergebrauch.<br />

Bei der Behandlung von<br />

episodischen Kopfschmerzen<br />

vom Spannungstyp sollte besonders<br />

darauf geachtet werden,<br />

daß Kombinationsanalgetika,<br />

die psychotrope Substanzen<br />

wie zum Beispiel Koffein oder<br />

Codein beinhalten, beim älteren<br />

Patienten besonders ausgeprägt<br />

zentralnervöse Nebenwirkungen<br />

verursachen können und sehr<br />

schnell auch zu einer Abhängigkeit<br />

und Gewöhnung führen. Folge ist dann ein<br />

medikamenteninduzierter Dauerkopfschmerz<br />

mit weiterer Chronifizierung. Auch beim chronischen<br />

Kopfschmerz vom Spannungstyp muss<br />

darauf geachtet werden, dass dem Patienten<br />

verhaltensmedizinische <strong>Therapie</strong>verfahren eröffnet<br />

werden.<br />

Clusterkopfschmerzen<br />

Clusterkopfschmerzen finden sich im höheren<br />

Alter nur sehr selten. Wenn vorhanden, bestehen<br />

sie in ihrer episodischen oder chronischen<br />

Verlaufsform schon seit vielen Jahren oder gar<br />

Jahrzehnten. De novo treten Clusterkopfschmerzattacken<br />

im Alter über 70 Jahren nur<br />

noch sporadisch auf.<br />

Zur Attackenkupierung empfiehlt sich im<br />

Alter in erster Linie die Inhalation von Sauerstoff.<br />

Sumatriptan subkutan ist ab dem 65.<br />

Lebensjahr nicht zugelassen. Die Inhalation<br />

von Sauerstoff ist dabei im Alter anscheinend<br />

weniger effektiv als in jüngeren Jahren<br />

[9].<br />

Zur präventiven Behandlung der Clusterkopfschmerzen<br />

empfiehlt sich primär der<br />

kurzzeitige Einsatz von Prednisolon und als<br />

Dauertherapie die Verwendung des Kalziumantagonisten<br />

Verapamil.<br />

Schlafassoziierter Kopfschmerz<br />

(Hypnic Headache)<br />

Bei Patienten über 65 Jahren wurde eine<br />

äußerst seltene Form von Kopfschmerzen<br />

beschrieben, die als „Hypnic Headache“,<br />

d.h. schlafassoziierte Kopfschmerzen, bezeichnet<br />

werden.<br />

Die Betroffenen werden ein bis zweimal<br />

pro Nacht (und zwar in der Regel jede<br />

Nacht) durch einen Kopfschmerzanfall aus<br />

dem Schlaf gerissen, der eine halbe Stunde<br />

oder länger andauert. Da diese <strong>Schmerz</strong>attacken<br />

zumeist mit einer solchen zeitlichen<br />

Regelmäßigkeit ablaufen, als wären<br />

12<br />

Monika Brandt<br />

... „Weg mit diesem Kopf“.<br />

Archiv Urban&Vogel<br />

sie von einer Weckeruhr ausgelöst worden,<br />

spricht man im Englischen auch von „Alarm<br />

Clock Headache“. Schlafassoziierte Kopfschmerzen<br />

erwecken die Patienten an mehr<br />

als 15 Tagen pro Monat aus dem Schlaf und<br />

gehen mit einem beidseitigen <strong>Schmerz</strong> einher.<br />

Zwar ähnelt der zeitliche Verlauf dem von<br />

Clusterkopfschmerzattacken, es fehlen jedoch<br />

autonome Merkmale und das einseitige Auftreten.<br />

Die Kopfschmerzen können auf Lithium<br />

200–600 mg zur Nacht oder auf Indometacin<br />

100 mg gut ansprechen. Frauen sind häufiger<br />

als Männer betroffen.<br />

Die schlafassoziierten Kopfschmerzen<br />

müssen sorgfältig von Kopfschmerzen differenziert<br />

werden, die mit dem Phänotyp des<br />

erhöhten intrakraniellen Druckes auftreten. Bei<br />

intrakraniellen Raumforderungen treten typischerweise<br />

am Morgen nach dem Aufwachen<br />

oder aber auch während des Tages<br />

nach einem kurzen Schlaf Kopfschmerzen<br />

auf. Diese Kopfschmerzen<br />

remittieren nach dem Aufstehen<br />

bei aufrechter Körperstellung<br />

und zeigen damit das umgekehrte<br />

Verhalten des Kopfschmerzes vom<br />

Phänotyp des erniedrigten intrakraniellen<br />

Druckes.<br />

Aus diesem Grund sollten<br />

schlafassoziierte Kopfschmerzen<br />

sehr sorgfältig neurologisch evaluiert<br />

werden, einschließlich intrakranieller<br />

Bildgebung. Ein Behandlungsversuch<br />

mit Lithiumcarbonat in<br />

einer Dosierung von 300 bis 600 mg<br />

zur Nacht führt in der Regel zu einer<br />

schnellen Verbesserung der <strong>Schmerz</strong>en.<br />

Gegebenenfalls kann eine Dosissteigerung<br />

erwogen werden. Allerdings muss, um mögliche<br />

Nebenwirkungen der Lithiumtherapie zu<br />

limitieren, beim älteren Patienten sorgfältig<br />

auf Nierenerkrankungen geachtet werden,<br />

ebenso auf eine Dehydratation bei mangelnder<br />

Flüssigkeitszufuhr und verstärkter Diurese<br />

bei arterieller Hypertonie.<br />

Sekundäre Kopfschmerzen<br />

Zerebrovaskuläre Erkrankungen<br />

Blutdruckschwankungen, aber auch eine konstante<br />

ständige schwere Hypertension mit diastolischen<br />

Blutdrücken über 120 mmHg, können<br />

Kopfschmerzen bedingen. Bei schwerer arterieller<br />

Hypertonie findet sich häufig ein Kopfschmerz<br />

im Bereich des Hinterhauptes und im<br />

Nackenbereich, der sich besonders intensiv<br />

am Morgen nach dem Aufstehen manifestiert.<br />

Zuweilen wird dieser Kopfschmerz<br />

mit degenerativen Veränderungen<br />

der Halswirbelsäule in Verbindung<br />

gebracht und die zugrunde liegende arterielle<br />

Hypertonie übersehen. Ein plötzlich<br />

steigender Blutdruck kann einen explosionsartigen<br />

sehr schweren Kopfschmerz<br />

bedingen. Ähnlich explosionsartig<br />

auftretende Kopfschmerzen können<br />

auch durch Verzehr von tyraminreichen<br />

Nahrungsmitteln oder Blutdruck steigernde<br />

Medikamente eintreten. Bei mildem<br />

arteriellen Bluthochdruck findet sich keine<br />

erhöhte Kopfschmerzprävalenz im<br />

Vergleich zu Kontrollgruppen.<br />

Auch Durchblutungsstörungen im<br />

Sinne transitorisch-ischämischer Attacken<br />

oder ein manifester Schlaganfall<br />

unterschiedlichster Ursache können<br />

Kopfschmerzen auslösen. In der Regel<br />

sind diese Kopfschmerzen von kurzer<br />

Dauer und ihre Lokalisation findet sich im<br />

Bereich des zerebralen Ischämiebezirks.<br />

SCHMERZTHERAPIE Nr. 4/2005 (21. Jg.)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!