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Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie eV

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BTZ/2000<br />

29 Jahre <strong>Deutsche</strong>r <strong>Schmerz</strong>kongress<br />

Vom 19.–22. Oktober 2005 fand die gemeinsame Jahrestagung der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> zum Studium des <strong>Schmerz</strong>es (DGSS) und der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) in Bremen<br />

statt. Das Motto „<strong>Schmerz</strong> in Forschung, Klinik und Praxis – Komplexität<br />

braucht Kooperation“ wurde gewählt, da es die Situation und auch die<br />

Erfordernisse der <strong>Schmerz</strong>therapie ausdrückt, erläutern die Kongresspräsidenten<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Michael Strumpf, Bremen (DGSS), und<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Stefanie Förderreuther (DMKG).<br />

Die über 2000 Teilnehmer des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Schmerz</strong>kongresses wurden über neue<br />

Forschungsprojekte und neue klinische Studien<br />

informiert, von denen im folgenden Beitrag<br />

nur ein paar Highlights berichtet werden.<br />

<strong>Schmerz</strong> und Demenz<br />

Lange wurde vermutet, dass Demenzkranke<br />

weniger <strong>Schmerz</strong>empfinden haben als Normale.<br />

Die Arbeitsgruppe von S. Lautenbacher,<br />

Bamberg, die an 20 Alzheimerpatienten, 40<br />

Patienten mit milder kognitiver Verschlechterung<br />

und an 40 gesunden Probanden die mimische<br />

Reaktion, den <strong>Schmerz</strong>bericht, die<br />

Herzratenreaktion und den nozizeptiven Beugereflex<br />

untersuchten, widerlegt diese Hypothese.<br />

Sowohl die mimische <strong>Schmerz</strong>reaktion<br />

war signifikant stärker und die Schwelle des<br />

spinal vermittelten nozizeptiven Beugereflexes<br />

war bei Demenkranken niedriger. Herzratenreaktion<br />

und <strong>Schmerz</strong>bericht waren dagegen<br />

unverändert. Aufgrund dieser Ergebnisse vermutet<br />

Lautenbacher, dass eine erhöhte<br />

<strong>Schmerz</strong>empfindlichkeit vorliegt und die De-<br />

Bremer Marktplatz mit St.-Petri-Dom.<br />

SCHMERZTHERAPIE Nr. 4/2005 (21. Jg.)<br />

menzpatienten derzeit massiv schmerztherapeutisch<br />

unterversorgt sind.<br />

Die <strong>Schmerz</strong>verarbeitung von Dementen<br />

ist, so ergänzte E.J. Scherder, Groningen,<br />

möglicherweise sehr unterschiedlich: Nach<br />

Scherders Experimenten unterscheiden sich<br />

die Alzheimerdemenzen, die vaskuläre Demenz<br />

und die fronto-temporale Demenz in<br />

ihrem <strong>Schmerz</strong>empfinden. So zeichnen sich<br />

die vaskuläre Demenz und die frontotemporale<br />

Demenz durch eine erhöhte <strong>Schmerz</strong>empfindlichkeit<br />

aus, während eine Subgruppe von<br />

Alzheimerpatienten ein reduziertes <strong>Schmerz</strong>empfinden<br />

hat.<br />

Rückenschmerzen bei<br />

Kindern<br />

16–22% der Kinder zwischen 11 und 17 Jahren<br />

leiden bereits an Rückenschmerzen, berichtete<br />

L. Hackenberg, Münster.<br />

Die Betroffenen können zwar in der Regel<br />

die Schule trotzdem besuchen, aber bei über<br />

90% lassen sich objektivierbare Funktionseinbußen<br />

nachweisen. An Risikofaktoren finden<br />

Kongresse<br />

DEUTSCHER SCHMERZKONGRESS<br />

BREMEN 2005<br />

sich bei Jugendlichen:<br />

• überdurchschnittliche Körpergröße,<br />

• Übergewicht,<br />

• hohe sportliche Aktivität,<br />

• körperliche Passivität,<br />

• hohe tägliche Traglasten,<br />

• negative psychosoziale Erfahrungen.<br />

Häufig finden sich weitere psychosomatische<br />

Symptome wie Bauch- und Kopfschmerzen.<br />

Kopfschmerz als Nebenwirkung<br />

Nach der IHS sind laut U. Bingel, Hamburg,<br />

vier Formen zu unterscheiden:<br />

1. Kopfschmerz durch die Einnahme von akut<br />

wirksamen Substanzen wie NO-Donatoren,<br />

Phosphodiesterasehemmer, Alkohol, Kokain,<br />

Histamin<br />

2. Kopfschmerz als Folge von Medikamentenabusus,<br />

z.B. Analgetika, Ergotamine,<br />

Triptane<br />

3. Kopfschmerzen als Folge einer Dauertherapie<br />

<strong>für</strong> andere Indikationen<br />

4. Kopfschmerzen durch den Entzug von<br />

Substanzen z.B. Östrogen, Koffein, Opioide<br />

Iatrogene Kopfschmerzen sind häufig.<br />

Daher sollte der Arzt stets eine gründliche<br />

Medikamentenanamnese auch über die<br />

Selbstmedikation erheben. Problematische<br />

Sustanzen sollten so weit wie möglich vorsichtig<br />

reduziert werden.<br />

Komorbiditäten beachten<br />

Neben den bekannten Komorbiditäten Depression<br />

und Migräne sowie Migräne und zerebrovaskuläre<br />

Erkrankungen gibt es eine Reihe<br />

weiterer entzündlicher Erkrankungen und immunmodulatorische<br />

<strong>Therapie</strong>n, die Kopfschmerzen<br />

auslösen, ergänzte Dr. A. Straute,<br />

München. Multiple Sklerose verursacht häufig<br />

Kopfschmerzen. Ursächlich kann entweder die<br />

Aktivierung von ZNS-ständigen Entzündungszellen<br />

sein und/oder die Interferontherapie.<br />

Interferone wirken über die Aktivierung<br />

der NF-Kappa-B ähnlich wie über NO. Über<br />

einen ähnlichen Mechanismus lösen auch Cal-<br />

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