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Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie eV

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Newton gibt es auf jede Aktion eine Reaktion.<br />

Je intensiver ich mich gegen den Wasserwiderstand<br />

bewege, desto intensiver reagiert<br />

das Wasser gegen meinen Körper.<br />

• Thermoregulation: Hier machen wir uns die<br />

Wärmeleitung, den Wärmeentzug, die Verdunstung<br />

und Strahlung zunutzen,.<br />

Bei allen Eigenschaften, die wir uns zu- nutzen<br />

machen, sollten BARK- Übungen jedes Training<br />

begleiten:<br />

B = Beine<br />

A = Arme<br />

R = Rumpf<br />

K = kombinierte Übungen;<br />

denn passive und aktive Dehnungsübungen im<br />

Wasser spielen eine große Rolle. Kräftigung<br />

und Koordination und Ausdauerübungen steh<br />

zur Stabilisierung des Behandlungsergebnisses<br />

im Vordergrund.<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> eine <strong>Schmerz</strong>linderung<br />

sind eine Funktionswiederherstellung der<br />

Gelenke sowie ein Ausgleich muskulärer Disbalancen.<br />

Wenn wir Spaß und Lebensfreude in<br />

der Bewegung erleben, wird uns unser Körper<br />

mit einer Ausschüttung von Glück- und Gewebshormonen<br />

belohnen, was zur Folge hat,<br />

dass die <strong>Schmerz</strong>toleranz angehoben wird.<br />

Warum …<br />

Ein Aquatraining erzielt neben den physiologischen<br />

Effekten auch einen ganz großen und<br />

wichtigen psychosozialen Effekt wie<br />

\ des Selbstwertgefühls/Bewusstseins,<br />

\ der Körperwahrnehmung<br />

\ Verbesserung der Befindlichkeiten,<br />

\ der Aktivität, Attraktivität und Lebensqualität,<br />

\ Gesundheitsbewusstseins,<br />

\ der sozialen Kontakte.<br />

Bewegung als Lebensversicherung mit hoher<br />

Rendite!<br />

Zur Praxis<br />

Es ist ein Gruppentraining, optimal zweimal<br />

die Woche, jeweils 45 Minuten.<br />

Bei der Wassertiefe gibt es drei Möglichkeiten:<br />

• Flachwasser: Bauchnabel - Brusttiefe, hier<br />

ist die Schwerkraft um 40–60% reduziert.<br />

• Übergangstiefes Wasser: Brust- Schultertiefe;<br />

die Schwerkraft ist um 85% reduziert.<br />

• Tiefes Wasser: kein Bodenkontakt; die<br />

Schwerkraft ist um 90% reduziert.<br />

Ein optimales Training findet im übergangstiefen<br />

Wasser statt. Die Intensität<br />

ist abhängig vom Patienten und vom Trainingsangebot.<br />

Eine Stunde kann je nach<br />

Beschwerden gestaltet werden, von einem<br />

SCHMERZTHERAPIE Nr. 4/2005 (21. Jg.)<br />

Funktionstraining bis zum Ausdauertraining<br />

im Wasser. Wichtig ist, dass der Patient niemals<br />

im Wasser friert! Die Stunde sollte einen<br />

Erwärmungsteil, einen Hauptteil und ein Cool<br />

-down beinhalten, Musik ist ein sehr wichtiges<br />

Medium als Unterstützung des Angebotes.<br />

Mit Spaß geht alles etwas leichter. Die Wassertemperatur<br />

sollte 28–30ºC haben, diese<br />

Bewegungsbäder wird man vornehmlich in<br />

therapeutischen Einrichtungen und Kliniken<br />

finden. Dort werden sie hoffentlich auch gut<br />

ausgebildete Aquainstruktoren finden, die ein<br />

Angebot über Vereine anbieten.<br />

Die gesetzlichen Kassen bezuschussen zweimal<br />

im Jahr 80% der Kurskosten, die je nach<br />

Anbieter variieren zwischen 80 und 120 € <strong>für</strong><br />

10 Termine à 45 Minuten. Diese Präventionsmaßnahme<br />

steht jedem, ohne Komplikationen,<br />

nach § 20 zu.<br />

Bei chronischen Erkrankungen wie Krebs,<br />

Herzerkrankungen unterstützen die Kassen<br />

ein- bis zweimal 50–90 Trainingseinheiten.<br />

Hier wird eine Bewilligung vom Arzt benötigt,<br />

Seien Sie ihr eigenverantwortlicher<br />

<strong>Schmerz</strong>manager.<br />

Behandelnder Arzt<br />

<strong>Schmerz</strong>patient<br />

Beratungsgespräch/<br />

Sportmedizinische Beratung<br />

Wohlfühltagebuch: vom <strong>Schmerz</strong><br />

zum Wohlgefühl<br />

Individuelles Bewegungsangebot/<br />

Trainingsplan<br />

Rückmeldung an beh. Arzt<br />

und Bewegungstherapeuten<br />

Dauerangebot Bewegungstraining<br />

z. B. Aquatraining<br />

Archiv<br />

Bewegungstherapeut<br />

Bewegungstherapie<br />

die die Kassen dann ebenfalls genehmigen<br />

müssen. Grundsätzlich muss der Patient in<br />

Vorleistung gehen.<br />

Empfehlung<br />

Vor Teilnahme an einem Aquatraining ist eine<br />

individuelle sportmedizinische Beratung sinnvoll,<br />

um Wünsche und Vorlieben zu berücksichtigen<br />

und gleichzeitig gegebene Kontraindikationen<br />

(z. B. bei Herzrhythmusstörungen<br />

kein Aquatraining) herauszufiltern. Eine optimale,<br />

ganzheitliche Betreuung findet statt,<br />

wenn eine Zusammenarbeit zwischen dem<br />

behandelndem Arzt und dem Sporttherapeu-<br />

ten gegeben ist.<br />

Dazu eine Fallbeschreibung<br />

Eine Patientin (geb. 1937) mit einer Lumbalgie,<br />

in das rechte Bein bis zum Knie ausstrahlende<br />

<strong>Schmerz</strong>en und Parästhesien.<br />

Befund<br />

Erhebliche Bandscheibenprotrusionen L4/5<br />

und L5/S1 bei fortgeschrittenen Bandscheibendegenerationen.<br />

Verlauf<br />

Patientin klagt seit 1994 über heftige Rückenschmerzen.<br />

Behandlung bei verschiedenen<br />

Ärzten erfolgte über Spritzen, Tabletten, Krankengymnastik,<br />

Akupunktur, Reizstrom und<br />

Massagen. Diese Maßnahmen waren ohne<br />

nennenswerten Erfolg. Teilnahme an einer einjährigen<br />

medizinischen Trainingstherapie an<br />

Geräten hatte nur geringen Erfolg. Seit Mai<br />

2005 Übernahme eigenverantwortlicher Gesundheitsförderung<br />

mit Sportart Aquatraining<br />

& Nordic-Walking in einem Gruppentraining:<br />

In kurzer Zeit deutliche Verbesserung<br />

in der Beweglichkeit und <strong>Schmerz</strong>linderung.<br />

Fazit<br />

Die eigenverantwortliche Gesundheitsförderung<br />

ist eine ergänzende Maßnahme<br />

zur <strong>Schmerz</strong>therapie. Bei der Patientin hätten<br />

eine sportmedizinische Beratung und<br />

entsprechende Teilnahme an einer Gesundheitsmaßnahme<br />

eine frühzeitigere<br />

<strong>Schmerz</strong>linderung bringen können. Bei<br />

den Patienten muss eine kognitive Verhaltensänderung<br />

– vom <strong>Schmerz</strong>gedächtnis<br />

zum Wohlfühlgedächtnis – stattfinden. Diese<br />

beginnt mit der Führung eines Wohlfühltagebuches<br />

über einen Zeitraum von mindestens<br />

vier Wochen – bei Bedarf auch<br />

länger – und derTeilnahme an eigenverantwortlichen<br />

Gesundheitsmaßnahmen zur<br />

Stärkung der sozialen Komponente.<br />

Petra Ruhnke, Berlin<br />

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