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Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie eV

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<strong>Schmerz</strong> im Krankenhaus<br />

Das interdisziplinäre Forschungsprojekt<br />

„<strong>Schmerz</strong>freies Krankenhaus“<br />

Das weltweit einzigartige Projekt<br />

„<strong>Schmerz</strong>freies Krankenhaus“ verfolgt<br />

mit seinem Methodenmix und<br />

dem interprofessionellen Ansatz<br />

das Ziel, das <strong>Schmerz</strong>management<br />

in den Kliniken zu optimieren. Über<br />

den derzeitigen Stand informieren<br />

die Projektleiter Prof. Jürgen Osterbrink<br />

und Prof. Christoph Maier<br />

(wiss. Mitarbeiter Andre Ewers<br />

und N. Nestler).<br />

Klinische Studien zeigen, dass <strong>Schmerz</strong>en<br />

im Krankenhaus auch heute noch<br />

ein weit verbreitetes und wegen ihrer oft hohen<br />

Intensität gravierendes Problem sind (DNQP<br />

2004). Jeder zweite Patient im Krankenhaus<br />

klagt über <strong>Schmerz</strong>en, jeder dritte Patient beschreibt<br />

sogar starke bis stärkste <strong>Schmerz</strong>en<br />

im Krankenhaus (DNQP 2004). Viele Patienten<br />

verhalten sich eher zurückhaltend, wenn es<br />

darum geht, nach einem <strong>Schmerz</strong>mittel zu fragen.<br />

Oftmals geben sie als Grund an, dass sie<br />

trotz starker <strong>Schmerz</strong>en das Pflegepersonal<br />

nicht bei der Arbeit stören wollen oder Angst<br />

haben, durch die Einnahme des Analgetikums<br />

abhängig zu werden (Paice 1998). Hinzu<br />

kommt, dass viele Patienten im Krankenhaus<br />

mit <strong>Schmerz</strong>en rechnen und der Überzeugung<br />

sind, dass Ihnen nicht oder nur unzureichend<br />

geholfen werden kann. Durch entsprechende<br />

Informationen <strong>für</strong> den Patienten und ein interdisziplinär<br />

verankertes <strong>Schmerz</strong>management<br />

könnten vielen Patienten vermeidbare <strong>Schmerz</strong>en<br />

erspart bleiben.<br />

Ziel des Forschungs-<br />

projekts<br />

Das Ziel des interdisziplinären<br />

Forschungsprojektes „<strong>Schmerz</strong>freies<br />

Krankenhaus“, das von der<br />

Firma Mundipharma GmbH gefördert<br />

wird, ist die Optimierung<br />

des <strong>Schmerz</strong>managements im<br />

Krankenhaus. Im Vordergrund<br />

steht, den Anteil von Patienten<br />

mit nicht erträglichen <strong>Schmerz</strong>en<br />

maximal zu senken. Ebenso soll<br />

in den teilnehmenden Kliniken<br />

das Phänomen <strong>Schmerz</strong> als interdisziplinäres<br />

Handlungsfeld<br />

verankert werden. Dazu ist es<br />

22<br />

Qualitätsbescheinigung<br />

unter anderem erforderlich, die Schwerpunkte<br />

pflegewissenschaftlicher Forschung mit den<br />

Schwerpunkten medizinischer Forschung im<br />

<strong>Schmerz</strong>management sinnvoll zu verbinden,<br />

um anschließend die gewonnenen Erkenntnisse<br />

interdisziplinär umsetzen zu können.<br />

Advisory Board<br />

Die Prozesse und Entscheidungsfindungen in<br />

diesem Projekt werden von einem Expertenteam<br />

aus <strong>Schmerz</strong>therapeuten, Pflegewissenschaftlern,<br />

Anästhesisten, Internisten und Biometrikern<br />

unterstützt und beratend begleitet.<br />

Durchführung des Forschungsprojekts<br />

Bereits zu Beginn des Forschungsprojekts im<br />

Herbst 2003 zeigten bundesweit mehr als 100<br />

Kliniken ein hohes Interesse an dem Projekt.<br />

In einer ersten Auswahl wurden zunächst fünf<br />

Kliniken in die Studie inkludiert. Die Auswahl<br />

der Kliniken erfolgte anhand unterschiedlicher<br />

Kriterien. Eine Voraussetzung <strong>für</strong> die Teilnahme<br />

war unter anderem ein Beschluss der Klinikleitung,<br />

um die Durchführung des Projektes<br />

in den teilnehmenden Fachbereichen <strong>für</strong> die<br />

gesamte Projektdauer sicherzustellen. Ebenso<br />

sollten die in den Kliniken zu befragenden Patienten<br />

aus den operativen und konservativen<br />

Fachbereichen die Grundgesamtheit der Patienten<br />

mit <strong>Schmerz</strong>problematiken möglichst<br />

gut repräsentieren. Eine willkürliche Zuordnung<br />

der Kliniken oder einzelner Patientengruppen<br />

erfolgte nicht.<br />

Die Datenerhebung dieses zurzeit in der<br />

anschließenden Phase befindlichen Projektes<br />

Erhebung von Strukturdaten 2 Wochen<br />

Arzt-, Pflege-, Patientenbefragung<br />

Ist-Analyse Optimierungskonzept<br />

Implementierung der Optimierungen<br />

Re-Evaluation<br />

<strong>Schmerz</strong>freies<br />

Krankenhaus<br />

Abb. 1: Ablauf des Projekts „<strong>Schmerz</strong>freies Krankenhaus“.<br />

2 Wochen<br />

1 Monat<br />

3–6 Monate<br />

2 Wochen<br />

erfolgt als quasiexperimentellesPre-/Posttestdesign<br />

(siehe Abb.<br />

1). Zunächst wurde<br />

in einem Zeitraum<br />

von zwei Wochen das <strong>Schmerz</strong>management<br />

in den Kliniken evaluiert (Pretestphase). Die<br />

Datenerhebung erfolgte anhand quantitativer<br />

und qualitativer Erhebungsmethoden in<br />

verschiedenen operativen und konservativen<br />

Fachbereichen. Pflegende, Stationsärzte, Anästhesisten<br />

und Chefärzte wurden mit jeweils<br />

<strong>für</strong> die Berufsgruppen individuell erstellten Fragebögen<br />

zum aktuellen Stand des <strong>Schmerz</strong>managements<br />

in ihrer Klinik befragt. Flankierend<br />

dazu erfolgten unter der Beteiligung<br />

von Ärzten und Pflegenden Problemzentrierte<br />

Interviews anhand eines halbstandardisierten<br />

Interviewleitfadens. Die Interviews wurden<br />

durch Ärzte und Pflegewissenschaftler des<br />

Forschungsprojekts geführt. Ziel dieser Interviews<br />

war, einen über die quantitative Erhebung<br />

hinausgehenden, vertieften Einblick in<br />

die Prozesse des <strong>Schmerz</strong>managements der<br />

einzelnen Fachbereiche der Klinik zu erhalten.<br />

Ebenso wurden auf einigen Stationen in den<br />

Kliniken nicht intervenierende Beobachtungen<br />

in der Praxis durchgeführt. Diese dienten dazu,<br />

Anhalte da<strong>für</strong> zu bekommen, wie auf <strong>Schmerz</strong>äußerungen<br />

des Patienten reagiert wird.<br />

Ein zentraler Punkt der Datenerhebung<br />

war die Einschätzung des Patienten<br />

zur <strong>Schmerz</strong>therapie sowie sein aktueller<br />

<strong>Schmerz</strong>status. In den operativen Fächern<br />

wurden alle Patienten am ersten postoperativen<br />

Tag in die Studie inkludiert,<br />

Grafik Osterbrink<br />

Prof. Jürgen<br />

Osterbrink, Nürnberg<br />

da, untermauert durch Literaturhinweise,<br />

<strong>Schmerz</strong>en verstärkt<br />

an diesem Tag auftreten. In den<br />

konservativen Fachbereichen wurde<br />

eine Punkterhebung bei den<br />

Patienten am ersten klinischen<br />

Erhebungstag durchgeführt. Die<br />

Datenerhebung bei den Patienten<br />

erfolgte unter Einbeziehung<br />

von Studienassistenten. Die Studienassistenten<br />

wurden aus dem<br />

Bachelor- und Master-Studiengang<br />

des Instituts <strong>für</strong> Pflegewissenschaft<br />

der Universität Witten/<br />

Herdecke rekrutiert und von wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern wie<br />

auch von Projektverantwortlichen<br />

SCHMERZTHERAPIE Nr. 4/2005 (21. Jg.)

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