Ausgabe Juli 2012 [pdf] - UKSH Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
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Medizin und Wissenschaft<br />
Erster resorbierbarer Stent<br />
am <strong>UKSH</strong> implantiert<br />
Erstmals in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> wurde an der Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie und<br />
Angiologie) am Campus Kiel einem Patienten eine selbstauflösende Gefäßstütze – ein sogenannter<br />
resorbierbarer Stent – in ein Herzkranzgefäß eingepflanzt. Durch Auflösung des Implantats<br />
sollen therapeutische Probleme herkömmlicher Stents aus Metall minimiert werden.<br />
Klinikdirektor Prof. Dr. Norbert Frey<br />
Bei dem neuartigen Verfahren<br />
werden Stents verwendet, die aus<br />
biologisch abbaubaren Materialien<br />
bestehen und sich innerhalb von<br />
zwei Jahren vollständig auflösen.<br />
„In unserem konkreten Fall haben<br />
wir einen Stent verwendet, der<br />
im Wesentlichen aus Polylactid,<br />
also einer Milchsäureverbindung,<br />
besteht und einfach ausgedrückt bei<br />
Kontakt mit Wasser in seine Einzelbestandteile<br />
zerlegt wird“, sagt Dr.<br />
Mark Rosenberg, Oberarzt an der<br />
Klinik für Innere Medizin III. „Die<br />
entstandene Milchsäure kann dann<br />
im Körper zu Wasser und Kohlendioxid<br />
verarbeitet werden, das dann<br />
letztendlich über die Atmung bzw.<br />
die Niere den Körper verlässt.“<br />
Stents bestehen normalerweise<br />
aus Edelmetall-Legierungen. Sie<br />
wachsen nach der Implantation in<br />
die Gefäßwand ein und verbleiben<br />
dort das ganze restliche Leben lang.<br />
Um während der Einheilung des<br />
körperfremden Materials mögliche<br />
Gewebewucherungen zu verhindern,<br />
können herkömmliche Stents<br />
mit Wirkstoffen beschichtet werden,<br />
die das Zellwachstum unterdrücken.<br />
Diese wiederum erschweren<br />
jedoch den Einheilungsprozess.<br />
Ohne die zelluläre Schutzschicht<br />
bilden sich an den metallenen<br />
Stent oberflächen aber leicht Gerinnsel,<br />
die eine bedrohliche Gefäßverstopfung<br />
nach sich ziehen können.<br />
Um den gelegentlich tödlich<br />
verlaufenden Stentverschlüssen zu<br />
begegnen, müssen viele Patienten<br />
für die Einheilungszeit die Blutgerinnung<br />
unterdrückende Mittel einnehmen.<br />
Diese Gerinnungshemmer<br />
bergen aber wiederum ein erhöhtes<br />
Blutungsrisiko.<br />
Auch nach der Einheilung ist die<br />
Gefahr vor Wiederverschlüssen<br />
nicht gebannt: „Da das Implantat<br />
nur für einige Monate als Gefäßstütze<br />
benötigt wird, erfüllt es<br />
danach keine Funktion mehr. Dieser<br />
Fremdkörper kann jedoch eine<br />
chronische Entzündung in den<br />
Gefäßwänden hervorrufen, die zu<br />
einer Wiederverengung von implantierten<br />
Stents führen kann“,<br />
sagt Dr. Rosenberg. Dementsprechend<br />
sei der Auflösungsprozess<br />
mit der Hoffnung verbunden, dass<br />
bei nicht mehr vorhandenem Stent<br />
weniger Gefäßirritationen künftig<br />
zu weniger Wiederverengungen<br />
führen werden. „Außerdem wird<br />
durch einen Metallstent das Gefäß<br />
wie in einem Käfig fixiert. Dadurch<br />
werden sämtliche Selbstheilungstendenzen<br />
von Herzkranzgefäßen<br />
unterdrückt“, sagt der Kardiologe.<br />
Deshalb setzen die <strong>UKSH</strong>-Experten<br />
nun auf bio-resorbierbare<br />
Stents aus Polylactid. „Nach dem<br />
Auflösungsprozess bleibt ein<br />
strukturell und funktionell normales<br />
Herzkranzgefäß zurück“, so<br />
Dr. Rosenberg. Eine medikamentöse<br />
Beschichtung des Stents soll<br />
verhindern, dass sich im Bereich<br />
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