„Muttergebundene Kälberaufzucht in der ökologischen - LandBau eV
„Muttergebundene Kälberaufzucht in der ökologischen - LandBau eV
„Muttergebundene Kälberaufzucht in der ökologischen - LandBau eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2.2.2 Haltung<br />
Kapitel 2 Literatur<br />
In vielen Betrieben fehlen heute noch Abkalbeboxen. Geburten auf Spaltenböden erfor<strong>der</strong>n<br />
höhere Verluste wegen des hohen Infektionsrisikos für Kälber (STREIT 1991). In<br />
Anb<strong>in</strong>dehaltung kann die für die Geburt vorteilhafte Strecklage nicht e<strong>in</strong>genommen werden<br />
(STREIT 1991) und die natürlichen Verhaltensweisen können kaum ausgeführt werden.<br />
Ebenso fehlt die freie Bewegungsmöglichkeit, die e<strong>in</strong>en höheren Anteil leichter Geburten<br />
bewirkt. Die höchste Sterblichkeitsrate f<strong>in</strong>det sich bei Kälbern, die im Boxenlaufstall, und die<br />
niedrigste bei solchen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er speziellen Abkalbebucht geboren werden (STREIT und<br />
ERNST 1992b).<br />
GARTUNG (1996) und SÜSS (1994b) empfehlen die getrennte Unterbr<strong>in</strong>gung von Kühen,<br />
Kälbern und Jungr<strong>in</strong><strong>der</strong>n, um das Keimniveau möglichst niedrig zu halten. Doch auch <strong>in</strong><br />
Kälberställen kann aufgrund klimatischer und hygienischer Mängel das Krankheitsrisiko hoch<br />
se<strong>in</strong> (GROTH 1988). Während die Kühe <strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nen Laufställen untergebracht s<strong>in</strong>d, stehen<br />
die Kälber oftmals dort, wo die Kühe ehemals standen. Dabei handelt es sich zumeist um<br />
alte Anb<strong>in</strong>deställe (Warmställe) mit niedriger Betondecke, Kondenswasser an den Wänden<br />
und relativer Dunkelheit (HEITING 1994). Warme, mit hoher Luftfeuchtigkeit, Schadgasen<br />
und sonstigen Staubteilchen und Keimen angereicherte Luft s<strong>in</strong>d die Hauptursache für<br />
Atemwegserkrankungen (GROTH 1988). Haltungs- und fütterungstechnisch bed<strong>in</strong>gte und<br />
sonstige Stresssituationen bee<strong>in</strong>trächtigen die Immunabwehr des Kalbes (GROTH 1988,<br />
HEITING 1994).<br />
Außerdem kann es bei konstanter Belegung des Kälberstalles mit Kälbern unterschiedlichen<br />
Alters mit unterschiedlicher Immunitätslage zu Infektionse<strong>in</strong>brüchen kommen (HEITING<br />
1994). Im Kälberstall entsteht e<strong>in</strong>e stallspezifische Keimflora, gegen die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kolostralmilch<br />
<strong>der</strong> Mutter ke<strong>in</strong>e Antikörper vorhanden s<strong>in</strong>d, weil im Kuhstall e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Keimflora herrscht.<br />
Wird nun das Kalb <strong>in</strong> den Kälberstall verbracht, hat es ke<strong>in</strong>e Abwehrmöglichkeiten gegen<br />
diese Erreger und erkrankt (SOMMER 1995). SOMMER (1995) hält deshalb getrennte<br />
Kälberställe für wenig s<strong>in</strong>nvoll.<br />
Die verbreitete und empfohlene E<strong>in</strong>zelboxenhaltung bis zur achten Lebenswoche schränkt<br />
die artgemäße Bewegung <strong>der</strong> Kälber stark e<strong>in</strong> (KÖNIGS 1993, BÜSCHER 1995) und<br />
wi<strong>der</strong>spricht dem Herdentier R<strong>in</strong>d (SÜSS 1994). Auch können artgemäße Bedürfnisse, wie<br />
das Spiel- und Sozialverhalten, nicht ausgeübt werden (ANDREAE 1979), obwohl gerade<br />
<strong>der</strong> erste Lebensmonat durch beson<strong>der</strong>s reges Spielverhalten gekennzeichnet ist<br />
(SCHLOETH 1957). E<strong>in</strong>zelboxen sollen das gegenseitige Belecken und Besaugen<br />
unterb<strong>in</strong>den, die Infektionskette unterbrechen (SÜSS 1994, KLINDWORTH 2003) und e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>zeltierspezifische Futterzuteilmöglichkeit und Tierkontrolle ermöglichen. Nach FRANZ<br />
(1992) nagten und leckten die Kälber <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>zelboxen allerd<strong>in</strong>gs doppelt soviel an<br />
E<strong>in</strong>richtungsgegenständen wie <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Haltungsformen. Kälber, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelboxen<br />
gehalten werden, liegen mehr (Liegedauer und Anzahl Liegeperioden) aufgrund <strong>der</strong><br />
festgesetzten Saugzeiten und <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gern Bewegungsmöglichkeit. Auch die Anzahl <strong>der</strong><br />
Fressperioden und die Gesamtfresszeit s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>ger (RIESE et al. 1984).<br />
7