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„Muttergebundene Kälberaufzucht in der ökologischen - LandBau eV

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1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Kapitel 1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit e<strong>in</strong>er ungewöhnlichen Form <strong>der</strong> <strong>Kälberaufzucht</strong> <strong>in</strong><br />

Milchviehherden. Es wurden Betriebe aufgesucht, die e<strong>in</strong>en une<strong>in</strong>geschränkten o<strong>der</strong><br />

restriktiven Kuh-Kalb-Kontakt im Laufstall bis zum Absetzen gewähren und trotzdem Milch<br />

ermelken.<br />

Überlegungen, wie man die <strong>Kälberaufzucht</strong> tiergerechter gestalten könnte, s<strong>in</strong>d zunehmend<br />

Gesprächsthema. Es stellt sich die Frage, warum sich nur wenige Landwirte mit möglichen<br />

Alternativen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kälberaufzucht</strong> ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen.<br />

Schaut man auf die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Kälberaufzucht</strong> <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten, so fällt auf,<br />

dass das Natürliche, nämlich die Aufzucht am Muttertier, im Laufe <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte mit<br />

großem Aufwand durch das Künstliche, die Trennung vom Muttertier und daraus folgende<br />

E<strong>in</strong>zelhaltung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> Fütterung von Milchaustauscher, ersetzt wurde.<br />

JASPER und SCHMIDT (2001) konstatieren, dass das Künstliche zum Normalen geworden<br />

ist und das Natürliche als zu riskant ersche<strong>in</strong>t, zu arbeitsaufwendig und veraltet. Im<br />

Gespräch mit verschiedenen Beratern spiegelte sich diese E<strong>in</strong>stellung wie<strong>der</strong>. Ich stieß mit<br />

me<strong>in</strong>er Idee <strong>der</strong> muttergebundenen <strong>Kälberaufzucht</strong> immer wie<strong>der</strong> auf völliges Unverständnis<br />

(„das ist aber nicht das, was wir empfehlen“) und Unglauben, dass so etwas praktiziert wird<br />

und funktioniert.<br />

In den meisten Milchviehbetrieben werden die Kälber heutzutage mehr künstlich als<br />

artgerecht aufgezogen und dürfen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel durchschnittlich nur 3,5 Tage bei <strong>der</strong><br />

Mutterkuh bleiben (KRUTZINNA et al. 1996). Gemäß Bioland-Erzeugerrichtl<strong>in</strong>ien vom 1.<br />

Oktober 2002 sollen sie m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Tag bei <strong>der</strong> Mutter belassen werden (Kapitel<br />

4.2.2.3.). Nach <strong>der</strong> EG-Öko-Verordnung (VO EWG Nr. 2092/91) und den Demeter -<br />

Erzeugerrichtl<strong>in</strong>ien (Dezember 2002) wird das Verbleiben des Kalbes bei <strong>der</strong> Mutter nach<br />

<strong>der</strong> Geburt nicht erwähnt. Es ist Normalität, dass die Kälber bald nach <strong>der</strong> Geburt von <strong>der</strong><br />

Kuh getrennt werden, denn das Ziel <strong>der</strong> Milchviehhaltung ist die Produktion von Milch. Nur<br />

wenige Landwirte h<strong>in</strong>terfragen, ob und wie tiergerecht das ist. Zwar gibt es durchaus<br />

Richtl<strong>in</strong>ien, die e<strong>in</strong>e „artgemäße“ Haltung festlegen (EU-VO: Ernährung mit natürlicher Milch,<br />

Gruppenhaltung), aber <strong>der</strong> ganze Verhaltenskomplex des Mutter-K<strong>in</strong>d-Verhaltens bleibt<br />

dabei unberücksichtigt. Bei an<strong>der</strong>en Nutztierarten (z.B. Schwe<strong>in</strong>e: m<strong>in</strong>destens 40 Tage<br />

Säugezeit nach EU-VO) wird das Belassen <strong>der</strong> Neugeborenen bei <strong>der</strong> Mutter nicht <strong>in</strong> Frage<br />

gestellt.<br />

Richtet man nun den Blick auf die heutigen ökologisch wirtschaftenden Betriebe, so muss<br />

man feststellen, dass sich gerade auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Milchviehhaltung seit <strong>der</strong> Umstellung oftmals<br />

grundsätzlich wenig än<strong>der</strong>t. Durch den Rationalisierungsdruck und die extreme<br />

Arbeitsbelastung vieler Landwirt/<strong>in</strong>nen ist die „Experimentierfreudigkeit“ selbiger <strong>in</strong> dieser<br />

H<strong>in</strong>sicht wohl stark e<strong>in</strong>geschränkt und e<strong>in</strong>igen wenigen Individualisten vorbehalten.<br />

In <strong>der</strong> Literatur gibt es e<strong>in</strong>e Vielfalt von Veröffentlichungen zu diesem Thema. In <strong>der</strong><br />

Forschung beschäftigt man sich schon lange mit den Auswirkungen des Kuh-Kalb-Kontaktes<br />

<strong>in</strong> Milchviehherden auf verschiedene Leistungsparameter, wie beispielsweise die<br />

Untersuchungen von FULKERSON et al. (1978) und PEEL et al. (1979) bestätigen.<br />

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