„Muttergebundene Kälberaufzucht in der ökologischen - LandBau eV
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Kapitel 2 Literatur<br />
E<strong>in</strong> zielgerichtetes Wechseln an die gegenüberliegende Euterseite, beispielsweise bei<br />
breiten Eutern, an dem die gegenüberliegenden Zitzen von e<strong>in</strong>er Seite nicht erreicht werden<br />
können, konnte nicht beobachtet werden. In den ersten Tagen nach <strong>der</strong> Geburt werden die<br />
vor<strong>der</strong>en Striche wegen <strong>der</strong>en besserer Erreichbarkeit bevorzugt. EDWARDS und BROOM<br />
(1982) beobachteten, dass Färsenkälber nach e<strong>in</strong>igen Tagen gleichmäßig alle Viertel<br />
besaugten, während die Kälber älterer Kühe seltener an mehr als zwei Strichen saugten.<br />
Diese Tatsache war auf e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Milchmenge und verr<strong>in</strong>gerte Milchflussraten, sowie<br />
auf e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Zitzenform und -stellung rückführbar (DERENBACH 1982). Größere längere<br />
Striche, wie bei Kühen meist vorhanden, lassen sich bequemer besaugen.<br />
Ist e<strong>in</strong> Viertel e<strong>in</strong>mal angesaugt, ist es weniger geschwollen und e<strong>in</strong>facher zu erfassen,<br />
weshalb die Kälber bei diesem Viertel verweilten. E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er bee<strong>in</strong>flussen<strong>der</strong> Faktor ist<br />
nach EDWARDS und BROOM (1982), dass Färsen unruhiger s<strong>in</strong>d und sich öfter wegdrehen,<br />
weil ihnen das Stoßen gegen das Euter Schmerzen bereitet, wobei das Kalb die Zitze verliert<br />
und anschließend an e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en weitersaugt.<br />
Auch MAYNTZ (1992) beobachtete, dass die Kälber während <strong>der</strong> Ontogenese des<br />
Saugverhaltens ihre Strategie verän<strong>der</strong>n. An neun Kälbern e<strong>in</strong>er Mutterkuhherde wurde per<br />
Videokamera das Saugverhalten <strong>in</strong> den ersten Lebenstagen und anschließend noch zweimal<br />
im Abstand von je vier Wochen aufgezeichnet. Während die Kälber <strong>in</strong> den ersten<br />
Lebenstagen nur e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> zwei Zitzen ausdauernd besaugten, g<strong>in</strong>gen sie ab dem sechsten<br />
Lebenstag zu e<strong>in</strong>em regelmäßigen Zitzenwechsel mit kurzen Saugakten über.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Kälber, zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Mutterkuhherden, nach<br />
wenigen Tagen zu e<strong>in</strong>em gleichmäßigen Besaugen aller Zitzen übergehen.<br />
Anpassung des Saugverhaltens<br />
DE PASSILLE (2001) und CAMERON (1997) fanden heraus, dass die Kälber sehr sensibel<br />
auf verän<strong>der</strong>te Milchflussraten reagieren können und ihr Saugverhalten dementsprechend<br />
anpassen. Wurde <strong>der</strong> Milchfluss, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Untersuchung von DE PASSILLE (2001),<br />
künstlich verr<strong>in</strong>gert o<strong>der</strong> gestoppt, so reagierte das Kalb mit „Stoßen“ gegen den Eimer. In<br />
Mutterkuhherden dient dieses „Stoßen“ <strong>der</strong> Stimulation des Euters, um den Milchfluss erneut<br />
anzuregen. War ke<strong>in</strong>e weitere Milch verfügbar und noch ke<strong>in</strong>e Sättigung erreicht, so wurde<br />
<strong>in</strong> diesem Moment die Zitze gewechselt.<br />
DE PASSILLE (2001) führte beispielsweise Versuche durch, <strong>in</strong> denen die Kuh e<strong>in</strong>mal<br />
vollständig gemolken wurde und e<strong>in</strong>mal <strong>der</strong> Melkvorgang vorzeitig abgebrochen wurde. Das<br />
Kalb an <strong>der</strong> vollständig gemolkenen Kuh saugte doppelt so lange und stieß drei- bis viermal<br />
soviel gegen das Euter als das Kalb bei <strong>der</strong> Kuh, bei <strong>der</strong> noch mehr Milch zur Verfügung<br />
stand. In beiden Fällen wurde aber die gleiche Menge an Milch aufgenommen. In e<strong>in</strong>em<br />
weiteren Versuch wurden Nuckeleimer mit großer Öffnung und mit kle<strong>in</strong>erer Öffnung<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. In ersterem Fall wurden die Saugschläge pro M<strong>in</strong>ute herabgesetzt und <strong>in</strong><br />
zweiterem erhöht. Letztendlich wurde bei beiden Tränkemethoden durchschnittlich e<strong>in</strong> Liter<br />
Milch pro M<strong>in</strong>ute aufgenommen. Nur wenn die Öffnung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gummizitze sehr kle<strong>in</strong> war,<br />
verlängerte sich die Saugzeit tatsächlich (HALEY 1998).<br />
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