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„Muttergebundene Kälberaufzucht in der ökologischen - LandBau eV

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Kapitel 2 Literatur<br />

Gemäß HUDSON und MULLORD (1977) reichten bereits fünf M<strong>in</strong>uten für die Bildung <strong>der</strong><br />

Mutter-Kalb-B<strong>in</strong>dung. Wurden Kuh und Kalb anschließend für zwölf Stunden getrennt, so<br />

blieb die B<strong>in</strong>dung bestehen, wurden sie für 24 Stunden getrennt, so erkannte die Mutter das<br />

Kalb nicht wie<strong>der</strong>. Auch KENT und KELLY (1987) separierten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Versuch Kühe und<br />

Kälber 24 beziehungsweise 96 Stunden post partum vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und bei e<strong>in</strong>er<br />

Zusammenführung nach drei Tagen konnte die Mutter das eigene Kalb vom fremden nicht<br />

mehr unterscheiden.<br />

Das Kalb erkennt die Mutter visuell nicht vor dem achten Tag (SAMBRAUS 1978), akustisch<br />

jedoch schon nach wenigen Stunden. MARCHANT-FORDE et al. (2002) separierten zwölf<br />

Kühe und Kälber 24 Stunden nach <strong>der</strong> Geburt, nahmen die Rufe von beiden anschließend<br />

auf e<strong>in</strong> Tonbandgerät auf und spielten sie nach weiteren 24 Stunden vor <strong>der</strong> Kuh bzw. dem<br />

Kalb ab. Während die Kühe nur sehr allgeme<strong>in</strong> auf die Rufe <strong>der</strong> Kälber reagierten, reagierten<br />

die Kälber wesentlich zielgenauer und erkannten oft ihre eigene Mutter. Die typischen „mm“ -<br />

Laute des Muttertieres sche<strong>in</strong>en für die Prägung des Kalbes auf die Mutter von<br />

entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung zu se<strong>in</strong> (BARFIELD et al. 1994).<br />

2.3.2.1.2 Verhalten nach <strong>der</strong> Geburt<br />

Der Kontakt des Kalbes mit <strong>der</strong> Mutter bedeutet Futter, Schutz und körperlicher Komfort für<br />

das Kalb. Der Mensch versucht zwar, bestimmte Komponenten <strong>der</strong> Versorgung durch<br />

Betreuung zu übernehmen, es ist jedoch klar, dass bei <strong>der</strong> künstlichen Aufzucht viele sich<br />

wechselseitig bee<strong>in</strong>flussende Verhaltensweisen, wie sie zwischen Kuh und Kalb existieren,<br />

nur unvollständig zur Ausprägung kommen können (METZ 1984b).<br />

Die zehn Tage bei <strong>der</strong> Mutter gehaltenen 39 Kälber machten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Untersuchung von<br />

METZ (1986) früher Stehversuche und standen früher und <strong>in</strong>sgesamt länger am ersten Tag<br />

post partum als isolierte Kälber. Die erste Defäkation und <strong>der</strong> erste Harnabsatz trat <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Studie von METZ (1986) bei saugenden Kälbern eher auf als bei isolierten (Tab. 10). Bei<br />

isolierten Kälbern wurde e<strong>in</strong>e wesentlich höhere Frequenz <strong>der</strong> Lautgebung, durch Frustration<br />

und/o<strong>der</strong> Hunger festgestellt, außerdem standen sie weniger und beleckten sich länger<br />

selbst (Tab. 10). Auch LIDFORS (1996) stellte fest, dass die Kälber durch die hohe<br />

Leckfrequenz <strong>der</strong> Mutter angeregt wurden und aktiver waren. Das Lecken gehört zu den<br />

wichtig-sten taktilen Beziehungen zwischen Kuh und Kalb (SCHLOETH 1957).<br />

Tab. 10: Auswirkungen <strong>der</strong> Anwesenheit <strong>der</strong> Mutter auf den ersten Kot- und Harnabsatz,<br />

Lautgebung und Stehverhalten nach <strong>der</strong> Geburt<br />

Parameter Kälber mit Mutter isolierte Kälber<br />

Aufstehversuche (h p.p.)* 0,48 0,85<br />

1. Stehen (h p.p.)* 1,05 3,3<br />

erster Kotabsatz (h p.p.)** 6,4 11,2<br />

erster Harnabsatz (h p.p.)** 7,4 15,5<br />

Kolostrumaufnahme (h p.p.)* 2 2,2<br />

Stehen (h am 1. Tag p.p.)** 5,2 4,1<br />

Lautgebung (Anzahl/24 h p.p.)** 17 392<br />

Quelle: *LIDFORS 1996, **METZ 1987 und METZ und METZ 1986<br />

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