„Muttergebundene Kälberaufzucht in der ökologischen - LandBau eV
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Kapitel 2 Literatur<br />
herabsetzt. SCHLEYER (2002) beobachtete während e<strong>in</strong>er zweie<strong>in</strong>halbjährigen<br />
ethologischen Analyse verschiedener Verhaltensweisen an zwei R<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppen bei<br />
gesäugten Kälbern, die sieben Monate bei <strong>der</strong> Mutter verbleiben durften, e<strong>in</strong> ausgeprägteres<br />
Sozialverhalten gegenüber an<strong>der</strong>en Tieren. BOE (2003) stellte weniger Aggressivität<br />
gegenüber an<strong>der</strong>en Herdenmitglie<strong>der</strong>n fest.<br />
Auswirkungen des Absetzens auf das Sozialverhalten zwischen Kälbern<br />
VEISSIER und LE NEINDRE (1989) untersuchten die Auswirkungen des Absetzens auf das<br />
Sozial- und Mutter-K<strong>in</strong>d-Verhalten. Dazu wurden 30 Kuh-Kalb-Paare <strong>der</strong> Rasse Salers<br />
ausgewählt. In den ersten drei Monaten durften die Kälber zweimal täglich für 15 M<strong>in</strong>uten<br />
saugen und wurden anschließend für drei Monate zusammen mit den Muttertieren auf <strong>der</strong><br />
Weide gehalten. Danach wurden drei Gruppen e<strong>in</strong>geteilt.<br />
Absetzen bedeutet <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel sowohl den Verlust <strong>der</strong> Mutter-Kalb-B<strong>in</strong>dung als auch den<br />
Verlust <strong>der</strong> Milchquelle. Deshalb wurden die Kälber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe 1 ganz abgesetzt, <strong>in</strong><br />
Gruppe 2 wurden die Kälber une<strong>in</strong>geschränkt bei <strong>der</strong> Mutter belassen (Kontrollgruppe) und<br />
die Kälber <strong>der</strong> Gruppe 3 durften bei <strong>der</strong> Mutter verbleiben, jedoch wurde das Saugen durch<br />
e<strong>in</strong> Euterschutznetz verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Abgesetzte Kälber kompensierten den Mutterverlust durch<br />
mehr Kontakt zu gleichaltrigen Kälbern. Das soziale Band zwischen den Jungtieren wurde<br />
gestärkt. Es wurden häufiger soziale Interaktionen, und e<strong>in</strong>e höhere Synchronisation unter<br />
den Jungtieren beobachtet, weil die bevorzugte Sozialpartner<strong>in</strong> (Mutter) nicht mehr zur<br />
Verfügung stand. Die Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Saugens verän<strong>der</strong>te die Beziehung zwischen Kuh<br />
und Kalb h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> aufgezeigten Parameter nicht, trotzdem zeigten diese Kälber<br />
ähnliche Än<strong>der</strong>ungen im Verhalten wie die abgesetzten Tiere. Es bestand e<strong>in</strong>e engere<br />
Beziehung zwischen Kälbern, die Distanz untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> war ger<strong>in</strong>ger, das Verhalten<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Gruppe synchroner und es traten vermehrt Rangkämpfe auf. Das Absetzen<br />
von <strong>der</strong> Milch verstärkte den sozialen Zusammenhalt unter den Kälbern, aber nicht <strong>in</strong> dem<br />
Maße wie bei den ganz abgesetzten Kälbern. Dies bedeutet also, dass sich die von <strong>der</strong> Milch<br />
abgesetzten Kälber h<strong>in</strong>sichtlich des Sozialverhaltens verän<strong>der</strong>ten, jedoch weniger stark als<br />
die gänzlich abgesetzten Kälber.<br />
Rangverhalten<br />
REINHARDT (1986) beobachtete, dass die späteren Ränge <strong>der</strong> Kälber von den Mutterrängen<br />
bee<strong>in</strong>flusst wurden. In <strong>der</strong> Untersuchung von REINHARDT (1986) hatten alle vier<br />
Kälber <strong>der</strong> ranghöchsten Kuh <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er halbwilden schottischen Hochlandr<strong>in</strong><strong>der</strong>herde hohe<br />
Rangpositionen. Dabei hatte die Mutter bei Rangstreitigkeiten nie e<strong>in</strong>gegriffen. Sowohl LE<br />
NEINDRE et al. (1984), als auch METZ und METZ (1986), KROHN (1999), SCHLEYER<br />
(2002) und BOE (2003) stellten fest, dass gesäugte Kälber e<strong>in</strong>en höheren Rang <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Herde hatten als künstlich aufgezogene, wobei <strong>in</strong> den Studien von SCHLEYER (2002) und<br />
LE NEINDRE et al. (1984) die Kälber längere Zeit bei <strong>der</strong> Mutter bzw. Amme verblieben<br />
waren, während <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en genannten Untersuchungen die Kälber jeweils nur wenige<br />
Wochen saugen durften.<br />
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