BERGKNAPPE 111 - Bergbau Silberberg
BERGKNAPPE 111 - Bergbau Silberberg
BERGKNAPPE 111 - Bergbau Silberberg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Gewerkschaft – ein Name mit Tradition<br />
Konrad Fünfgelder, Peissenberg<br />
Ein Beitrag zur Geschichte der bergrechtlichen Gewerkschaft<br />
in Bayern unter besonderer Berücksichtigung<br />
des oberbayerischen Pechkohle-<strong>Bergbau</strong>s.<br />
Wenn im allgemeinen Sprachgebrauch unter Peissenberger<br />
Bergleuten die Rede auf Gewerkschaft kommt,<br />
dann verbinden sie mit diesem Wort in erster Linie<br />
den «Deutschen Gewerkschaftsbund» mit seinen Einzelgewerkschaften,<br />
beispielsweise die «IG <strong>Bergbau</strong><br />
und Energie» oder «IG Metall», als die ihre Interessen<br />
vertretende Arbeitnehmerorganisation. Sie haben<br />
allenfalls noch einen Firmennamen in Erinnerung –<br />
«Gewerkschaft Eisenhütte Westfalia Lünen», denn die<br />
von dieser Firma hergestellten «Hobel», «Panzer» oder<br />
«Ausbaugestelle» waren ja im täglichen berufl ichen<br />
Umgang vertraute Gegenstände.<br />
Damit kommen wir der «Gewerkschaft», die hier näher<br />
erläutert werden soll, etwas näher. Wer sich mit der<br />
Geschichte des staatlichen Kohlenbergbaus am Hohen<br />
Peissenberg etwas näher befasst, wird zwangsläufi<br />
g auf eine im Jahre 1796 gegründete «Oberländische<br />
Steinkohlengewerkschaft», die im Tobiasstollen kurze<br />
Zeit Abbau betrieb (die Gewerkschaft wurde 1806<br />
wieder aufgelöst), aber auch auf die Vorgänge des<br />
Jahres 1859 stossen. Damals war beabsichtigt, wegen<br />
des allgemein unwirtschaftlichen Staatsbetriebes das<br />
Risiko der Kohlengewinnung wieder privaten Interessen<br />
zu überlassen. «Die Heranziehung von Privatkapital<br />
sollte nach den Vorschlägen der General-<br />
Bergwerks- und Salinen-Administration im Wege der<br />
Vergewerkschaftung durchgeführt werden».¹<br />
Auch in der Geschichte des nichtstaatlichen Kohlenbergbaus<br />
von Hausham, Miesbach und Penzberg<br />
durch die «Oberbayerische Aktiengesellschaft<br />
für Kohlenbergbau» sind als Besitzvorgängerinnen «Gewerkschaften»<br />
bekannt, wie beispielsweise die «Miesbacher»<br />
und «Tölzer» Steinkohlengewerkschaften.<br />
Die «Steinkohlengrube Gottesgnade» bei Murnau<br />
oder die «Steinkohlengrube Oberkammerloh» bei<br />
Waakirchen waren zeitweilig «vergewerkschaftet».<br />
Eine «Tegernseer Gewerkschaft» ist namentlich bekannt.<br />
Was hat es also mit einer Gewerkschaft in diesem<br />
Sinn so auf sich?<br />
Der Begriff «Gewerkschaft» steht hier jeweils für die<br />
Rechtsform der bergrechtlichen Gewerkschaft, der<br />
speziellen Gesellschaftsform des <strong>Bergbau</strong>s schlechthin.<br />
Sie hat eine lange geschichtliche Entwicklung, ist<br />
aus mittelalterlichem Gewohnheitsrecht hervorgegangen<br />
und kann als Vorläuferin der heute bekanntesten<br />
Form der Kapital-Gesellschaft, der Aktiengesellschaft,<br />
gelten. Das Wort selbst ist wohl von «Werke» (latinisiert<br />
wercus) gleichbedeutend mit «wirken», «werken»<br />
abzuleiten und kann bis in die Zeit der Tridentiner<br />
Bergrechtsurkunden zu Anfang des 13. Jahrhunderts<br />
zurückverfolgt werden.²<br />
Die Entstehung der Gewerkschaft ist so zu erklären,<br />
dass zu Zeiten, «als die Bergwerksbaue mit dem Auftreten<br />
beträchtlicher Schwierigkeiten durch Wasserzufl<br />
üsse oder grosse Teufen nicht mehr von einzelnen<br />
Bergleuten, den ‹Eigenlehnern›, betrieben werden<br />
konnten, diese gezwungen waren, sich zu ‹Gewerkschaften›<br />
als einer Art Genossenschaft zusammenzuschliessen,<br />
die den gemeinsamen Betrieb eines<br />
Bergwerkes zum Ziele hatten». Ursprünglich waren<br />
die Gewerken mitarbeitende Bergleute, später überwogen<br />
dann mehr und mehr die nur noch Kapital<br />
zuschiessenden Gewerken als Montanunternehmer.<br />
Das für den Beginn des staatlichen Kohlenbergbaus<br />
am Hohen Peissenberg 1837 massgebende Bergrecht<br />
war die Bergordnung des kurfürstlichen Herzogtums<br />
Bayern und der oberen Pfalz von 1784.³ Ein aus dieser<br />
Zeit stammendes Exemplar dieser Bergordnung<br />
können Sie im <strong>Bergbau</strong>museum Peissenberg sehen.<br />
Diese Bergordnung ging vom Vorhandensein der Gewerkschaften<br />
aus, denn sie erwähnt an vielen Stellen<br />
die Gewerkschaften.<br />
Bergknappe 2 / 2007 Seite 18