BERGKNAPPE 111 - Bergbau Silberberg
BERGKNAPPE 111 - Bergbau Silberberg
BERGKNAPPE 111 - Bergbau Silberberg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Antimonkonzentrationen in Gegenwart und<br />
Vergangenheit<br />
Nach diesen Tatbeständen aus neuerer Zeit mit<br />
deutlich höheren Antimongehalten in eingangs erwähnten<br />
Proben sei ein Blick in die Vergangenheit<br />
gerichtet. Es ist anzunehmen dass die Belastung<br />
der Umwelt durch Antimon fast so alt ist wie die<br />
Menschheit. Antimon hat aber eine sehr lange Geschichte.<br />
Abgesehen von der natürlichen Freisetzung<br />
durch Erosion gelangten in der Bronzezeit sicher<br />
die ersten Antimonverbindungen durch menschliches<br />
Zutun in die Umwelt. 3000 v. Chr. war metallisches<br />
Antimon bei den Chinesen bekannt, ebenso<br />
im alten Ägypten. Antimon-Bronzen wurden in<br />
Vorderasien aus der Zeit um 2000 v. Chr. entdeckt.<br />
Die Ägypterinnen benutzten Antimonit (Antimonsulfi<br />
d) zu kosmetischen Zwecken, zum Schminken<br />
der Augenpartie, schöne grosse Augen waren das<br />
Ziel. Der Papyrus-Ebers erwähnt um 1600 v. Chr.<br />
den Gebrauch zur Behandlung von Augenkrankheiten.<br />
Die Römer setzten Antimon zur Behandlung<br />
von «wildem Fleisch» und Geschwüren ein.<br />
Antimon-Salben wurden im Mittelalter Wirkung bei<br />
Wundheilung, Augenproblemen, Geschwüren, Blutungen,<br />
Fisteln und Hautkrebs zugeschrieben. Ein<br />
Zitat lautet: «ist gut, weil es die Augennerven stärkt<br />
und jeglich Fäulnis und Schaden heilt.» Ob in all<br />
diesen Fällen metallisches Antimon oder Antimonit<br />
angewendet wurde, ist heute nicht immer klar ersichtlich.<br />
Genauere Angaben werden im Zusammenhang<br />
mit der immer besseren Hüttentechnologie gefunden.<br />
So beschreibt ein Wardein («Urchemiker» und<br />
früher Hüttenfachmann, Alchemist) um 1450<br />
die Benutzung von Antimonit zur Trennung von<br />
Güldischsilber. Bei Agricola (1494 – 1555) erfahren<br />
wir sowohl über die Gewinnung von Antimon<br />
aus dem Erz als auch über die Verwendung von<br />
Spiessglanz/Stibium bei der Goldgewinnung aus<br />
goldhaltigen Kiesen. Agricola schreibt: «bis der<br />
Spiessglanz verdampft ist.» Spätestens hier ist ersichtlicht,<br />
dass <strong>Bergbau</strong>-Verhüttung wohl seit seinem<br />
Beginn einen mehr oder weniger grossen Einfl uss<br />
auf die Umwelt ausgeübt hat.<br />
Antimon zu Heilzwecken<br />
Der Arzt Paracelsus (1494 – 1541) beschäftigte sich<br />
ebenfalls mit Antimon zu Heilzwecken. Bei ihm<br />
steht geschrieben, dass man das Antimon von seiner<br />
Giftigkeit befreien müsse. Dies geschah in einer<br />
Vielzahl einzelner Verfahrensschritte, führte aber<br />
offenbar zum Erfolg. Wie Antimon bei der Goldaufbereitung<br />
das Gold von Verunreinigungen befreit,<br />
reinigten die so gewonnenen Präparate den<br />
menschlichen Körper.<br />
Basilius Valentinus verfasste um 1604 die Schrift:<br />
«Triumph-Wagen des Antimons». Die dort befi ndlichen<br />
Angaben von der Verwandlung des giftigen<br />
Antimons («das allergrösste Gift, damit man Mensch<br />
und Vieh zu Tod hinrichten kann») zu einer Arznei<br />
wurden in heutiger Zeit in wissenschaftlicher Absicht<br />
«nachgekocht». Offenbar hat die alchemistische<br />
Transmutation des giftigen Antimonerzes zu einem<br />
Heilmittel geklappt. Das anfänglich eingesetzte Antimonsulfi<br />
d war nach den unzähligen Verfahrensschritten<br />
am Ende nicht mehr nachweisbar. Die<br />
später offenbar mit weniger Wissen und Können<br />
hergestellten Antimonpräparate führten zum vorübergehenden<br />
Verbot dieser Substanzen zu Heilzwecken,<br />
waren damals aber trotzdem Bestandteil der<br />
Apotheken und wurden teilweise mit ungenauen<br />
Kenntnissen gebraucht.<br />
Der frühe Tod des an einer schleichenden Krankheit<br />
leidenden Mozarts wird einem möglichen<br />
schädlichen Einfl uss von Antimonpräparaten zugeschrieben.<br />
Um 1700 versuchten Mönche ihre zu heftig weintrinkenden<br />
Mitbrüder mit Bechern aus Antimon von der<br />
Trunksucht zu heilen, indem der mit der Weinsäure<br />
gebildete Brechweinstein die Trinklust verdarb. Die<br />
Verwendung von Antimon zu Heilzwecken hat aber<br />
bis in die heutige Zeit überdauert.<br />
Leishmaniosen (Hauterkrankung) werden mit Antimonpräparaten<br />
behandelt. Ärzte und Heilpraktiker<br />
nutzen diese Verbindungen bei Gelenk-, und<br />
Gliederschmerzen, gegen Körperablagerungen und<br />
Pilzkrankheiten, also auch heute noch im Sinne des<br />
Paracelsus. So wundert es kaum, dass Antimon seit<br />
Langem zur Menschheit «gehört», nicht essentiell für<br />
uns ist, aber in kleinen Dosen wachstumsfördernd<br />
sein soll. Hoffentlich veranlassen die heutigen Erkenntnisse<br />
über die Giftigkeit und der verbesserte<br />
Umweltschutz, dass doch über die Zeit eine Verringerung<br />
der Antimonwerte in der Umwelt festgestellt<br />
werden können.<br />
Bergknappe 2 / 2007 Seite 40