Ausgabe 0804.pdf - Theater-Zytig
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theatergruppe 86 moosseedorf<br />
Zwei Welten in einem raum<br />
Ich freue mich<br />
immer, wenn ich<br />
mir ein Stück<br />
ansehen darf,<br />
das praktisch auf<br />
keinem Spielplan<br />
anzutreffen ist,<br />
obgleich der<br />
Autor keineswegs<br />
ein Unbekannter<br />
ist. Da wurde<br />
also bereits für<br />
die Stückwahl<br />
keine Mühe<br />
gescheut. Entsprechend<br />
wurde<br />
auch sorgfältig<br />
inszeniert: Schon<br />
das Programm<br />
ist ansprechend<br />
gestaltet und enthält<br />
interessante<br />
Informationen.<br />
Und obwohl das<br />
Stück einige hohe<br />
Ansprüche an<br />
Spieler und Technik<br />
stellt, wurde<br />
hier ein klares<br />
Konzept kontinu-<br />
ierlichdurchgezogen. Ein weit<br />
offenes, sauber gearbeitetes Bühnenbild<br />
enthält mit allen nötigen Teilen vom<br />
Schreibtisch übers Klavier bis zum Chemineé<br />
(mit Rauch), die für den teilweise<br />
skurrilen Ablauf der Handlung erforderlich<br />
sind, ein gepflegtes Interieur.<br />
Nachdem der mürrische Schriftsteller<br />
sein seltsames Testament aufgesetzt und<br />
besiegelt hat, folgen heisse Dialoge, erst<br />
mit seiner Anwältin und dann, nach dem<br />
Auftritt des erfrischend munteren Hausmädchens<br />
Daisy, witzige Wortwechsel.<br />
Ihr widmet er denn auch eines seiner 38<br />
Kinder (so nennt er die von ihm verfassten<br />
Bücher). Und mit ihr kann er nun tun,<br />
was ihm verboten ist: Er wirft die Medikamente<br />
weg und isst zu viel und natürlich<br />
das Falsche! Das hat Folgen!<br />
Sein Abschied von dieser Welt und sein<br />
Übertritt in eine andere werden durch<br />
einen Lichtwechsel eindrücklich angezeigt.<br />
Zu seinem Verdruss erscheinen nun<br />
noch drei andere (verstorbene) Wesen,<br />
um sich in dieser Wohnung häuslich einzurichten,<br />
in der sich auch Daisy bereits<br />
heimisch fühlt. Und so folgt denn ein<br />
Spiel, in dessen Verlauf die Jenseitigen<br />
sich in den Ablauf und die Dialoge der<br />
Irdischen einmischen. Die Welten trennen<br />
sich, kommen wieder zusammen.<br />
Dennoch können die Irdischen die andere<br />
Welt nicht sehen, nicht wahr nehmen…<br />
So entstehen dann wahrhaftig kuriose<br />
Situationen; zwei Welten eben, die gleichzeitig<br />
agieren und doch nicht miteinander,<br />
sondern nur unter sich kommunizieren.<br />
Die Spezial-Effekte werden sparsam aber<br />
gezielt eingesetzt.<br />
Das ergibt ein interessantes Spiel mit<br />
vielen fröhlichen Passagen und mit träfen<br />
Ausdrücken. Dazu wird auch der ganze<br />
Bühnenraum benutzt.<br />
Bei den Figuren aus der anderen Welt<br />
wurde schon durch die Schminke und<br />
durch die Frisuren deutlich gemacht,<br />
dass sie eigentlich nicht (mehr) zu uns<br />
gehören, ansonsten wurde schön, aber<br />
mit Zurückhaltung gearbeitet. Das Gleiche<br />
gilt für die Kostüme, mit denen der<br />
Figuren-Charakter mit viel Fantasie<br />
umgesetzt wurde. Einzige Figur, die<br />
äusserlich grosse Veränderungen anzeigte,<br />
war Daisy. Dies war aber durchaus<br />
STÜcKWahl i BAckSTAGe<br />
gerechtfertigt und angepasst, zeigte sie<br />
doch auch durch Darstellung und Spiel<br />
eine beneidenswerte und erstaunliche<br />
Wandlungsfähigkeit.<br />
Sigi Blarer<br />
die iNFOS ZuM STÜcK<br />
lueg und stuun<br />
(lo and behold)<br />
Komödie von John Patrick O´goggan<br />
regie: helga Simmen<br />
Kostüme/requisiten: gegenwart<br />
1 Bühnenbild; 4d / 4h<br />
rechte: teaterverlage .ch<br />
Kontakt gruppe: theatergruppe86 .ch<br />
Kurzbeschrieb: der Schriftsteller Milo<br />
alcott, gegner familiärer Bande, wünscht<br />
sich, sein leben – auch nach dem Tod<br />
– in seinem haus alleine und in ruhe<br />
verbringen zu können . das alleinsein wird<br />
ihm aber gründlich vermiest, sowohl durch<br />
lebende als auch durch bereits Verstorbene<br />
.<br />
TheaTer-ZyTig 0804 13<br />
bild: zvg