TITELTHEMA Wie geht eigentlich Glück? Ein kleiner Leitfaden für den Familienalltag Glück sind manchmal die kleinen Dinge 8 Kinder 10/<strong>2015</strong> www.wireltern.de
Was ist Glück? Und was bedeutet Glück für Kinder und Eltern? Wir haben nach Antworten gesucht und wollten wissen, wann wir uns am wohlsten fühlen, wovon unsere Lebensfreude bedroht ist und was wir aktiv für unser Glück tun können. Text: Gernot Körner Wissen Sie, was Stachelschweine und Glück miteinander verbindet? Arthur Schopenhauer, seines Zeichens Philosoph, hat einst eine kleine Parabel verfasst. In dieser drängen sich an einem kalten Wintertag Stachelschweine eng zusammen, um nicht zu erfrieren. Da piksen die Stacheln der anderen sie. So suchen sie eine mäßige Entfernung voneinander, bei der sie die Wärme ihrer Artgenossen spüren, aber nicht deren Stacheln. Auch wenn der alte Philosoph in seiner Geschichte etwas anderes sah, könnte sie heute doch eine Parabel zum Thema Glück sein. Der bekannte Neurobiologe Gerald Hüther verkündet etwa: Starke Kinder sind glückliche Kinder. Dafür brauchen sie ein gesundes Selbstbewusstsein mit einem ordentlichen Selbstwertgefühl. Selbstverständlich ist die Familie der Ausgangspunkt für diese Entwicklung. Hier sind Zeit, Gelassenheit und Fingerspitzengefühl gefragt. Schließlich lernen Kinder von unserem Vorbild. Für uns Eltern ist es dabei wichtig, das richtige Maß zu finden zwischen Schutz bieten und genügend Freiraum gewähren. Intuitiv liegen wir Fotos: Thinkstock Vertrauen Sie Ihrer Intuition „Glücklich sind die Menschen immer dann, wenn sie die Gelegenheit bekommen, ihre beiden Grundbedürfnisse nach Verbundenheit und Nähe einerseits und Wachstum, Autonomie und Freiheit andererseits stillen zu können.“ Momente reinen Glücks Wie die Stachelschweine brauchen wir die Nähe der anderen, ohne uns dabei jedoch eingeengt zu fühlen. Schließlich wollen wir unsere Freiheit, um uns zu entwickeln. Deutlich zeigt sich das bei unseren Kindern. Wenn Sie Ihr Kind ruhig beobachten, wenn es völlig versonnen ins Spiel abgetaucht ist oder wenn es sich völlig ausgetobt hat und nun zufrieden dabei meist richtig. Die Verhaltensbiologin Gabriele Haug-Schnabel rät dazu, uns mehr als Entwicklungsbegleiter zu verstehen, die im Erziehungsalltag vertrauens- und liebevoll, aufmunternd und hilfsbereit zur Verfügung stehen. Sie meint: „Ein liebevolles, zugewandtes Elternverhalten, das Mädchen und Jungen vom Babyalter bis zum heranwachsenden jungen Menschen begleitet, kann dabei viel Gutes auf den Weg bringen.“ Eine liebevolle Beziehung zu den Eltern stärkt Kids fürs Leben in Ihren Armen liegt, haben Sie Momente reinen Glücks miterlebt. Dabei sind wir Eltern immer als wärmende und sichere Ausgangsbasis gefordert. Wir sind jene, die ihren Nachwuchs liebevoll und motivierend in seiner Entwicklung begleiten. Wenn wir jedoch unsere Kinder in ihren Unternehmungen zu sehr einschränken, kommt ganz schnell das kleine Stachelschwein zum Vorschein und sticht zu. Die Verhaltensbiologin Gabriele Haug-Schnabel sieht in Eltern deshalb „Entwicklungsassistenten“, die ihr Kind Unterstützung bieten, wenn das Kind sie braucht individuell und mit Liebe ermuntern, es aber selbst ausprobieren lassen und erst dann Unterstützung bieten, wenn es sie braucht. „Durch die zunehmende Selbstständigkeit und Wissenserweiterung entsteht ein Gefühl von Eigenkompetenz, das in immer neuen Situationen gestärkt und durch neue Erfahrungen erweitert wird“, schreibt sie in ihrem unlängst erschienenen Buch „Stark von Anfang an“. Glückliche Eltern = glückliche Kinder Aber reicht das für das Glück? Nicht ganz. Zudem brauchen Kinder noch unsere Liebe, ein ausreichend ausgestattetes Umfeld, Gesundheit und ... glückliche Eltern. „Glückliche Eltern = glückliche Kinder“ lautet eine der vielen Glücksformeln. Damit steht es zwar nicht allzu schlecht, aber dennoch bedenklich. Seit 2011 beobachtet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) das Glücksempfinden der Menschen in ihren Mitgliedsstaaten. Das Maß ist der Better-Life-Index, der sich auf einer Skala von null bis zehn ausdrücken lässt. Die Deutschen landen dabei auf den hinteren Plätzen. Rund ein Drittel der Befragten gibt hierzulande sechs oder weniger Punkte an. Das Kinder 10/<strong>2015</strong> 9 >