4-2015
Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion - Fertigungstechnik, Materialien und Qualitätsmanagement
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Interview<br />
auf Plattformen zu setzen, die einen hohen<br />
Wiederverwendungsrad haben.<br />
Für den EMS besteht die Herausforderung<br />
darin, als Netzwerkpartner die passenden<br />
Lösungen für die neuen Technologien anzubieten.<br />
TQ setzt in diesem Zusammenhang<br />
auf einen Lösungsbaukasten, der unter anderem<br />
embedded Minimodule, Basisplatinen,<br />
HMI-Lösungen, Steuerungen, Antriebslösungen,<br />
Software-Pakete mit Internetfunktionalität<br />
und Vernetzung beinhaltet.<br />
Kunden wählen aus diesem großen Paket<br />
die benötigten – bereits fertigen – Bausteine.<br />
Dadurch können Entwicklungszeiten reduziert<br />
und Obsoleszenz und Abkündigungen<br />
beherrschbar gemacht werden.<br />
Lidia Marin:<br />
Ein wesentlicher Grund für die Innovationskraft<br />
ist der stark umkämpfte Markt.<br />
Einerseits die Firmen im Inland, die oft<br />
Nischenmärkte bedienen sowie die Firmen<br />
im osteuropäischen Ausland oder Asien,<br />
stellen alle einen starken Wettbewerb dar.<br />
Durch den Verdrängungswettbewerb setzen<br />
sich diejenigen innovativen Firmen durch,<br />
welche die Märkte und Trends der Kunden<br />
verstehen und zielgerichtete Lösungen<br />
anbieten. Der EMS fungiert aus unserer<br />
Sicht immer mehr als Lösungsfinder und<br />
wird auch so wahrgenommen.<br />
Es gilt mit Leistung zu überzeugen und vor<br />
allem den anspruchsvollen D-A-CH-Kunden<br />
gut zu bedienen und die hohen Erwartungen<br />
mindestens zu erfüllen und zu übertreffen.<br />
Ein Kunde ist nur dann bereit für<br />
„Made in Germany“ zu bezahlen, wenn er<br />
ein Mehr an Leistungen erhält. productware<br />
bietet hier seinen Kunden beispielsweise.<br />
ein umfassendes proaktives Obsoleszenz-<br />
Management an. Auch unsere Leistungen<br />
im Bereich NPI werden von unseren Kunden<br />
als nicht selbstverständlich bestätigt.<br />
Wichtig ist, dass wir unseren eigenen<br />
Wertschöpfungsprozess kritisch hinterfragen<br />
und einem kontinuierlichen Verbesserungsporzess<br />
unterziehen. Dies realisieren<br />
wir seit Jahren durch den Einsatz<br />
von Lean Management. Nur die Fertigung<br />
und ein hoch moderner Maschinenpark<br />
reichen nicht mehr aus, um sich langfristig<br />
am Markt zu behaupten. Die größte<br />
Herausforderung sehen wir in den immer<br />
kürzer werdenden Produktlebenszyklen<br />
und dem technologischen Fortschritt bei<br />
den Produkten der Kunden. Daraus resultierend<br />
steigen auch die Kundenanforderungen,<br />
die es umzusetzen gilt.<br />
Peter Sommer:<br />
Die Kunden der EMSler konzentrieren<br />
sich zunehmend auf ihre Kernkompetenz.<br />
Es ist heute vom EMSler mehr als nur die<br />
Bestückung einer Leiterplatte gefragt. Die<br />
Kunden benötigen Designberatung (mechanisch),<br />
Werkzeugherstellung, Beschaffung<br />
der Gehäuse und die Montage. Dazu kommen<br />
die Entwicklung der Elektronik, Zulassungen<br />
und Prozessvalidierungen für die<br />
gesamte Wertschöpfungskette und natürlich<br />
die Elektronikproduktion, die aber im<br />
Vergleich zu den Anfängen der EMS Industrie<br />
demnächst nur noch einen Teil des Lieferumfanges<br />
ausmacht.<br />
Früher wurden bestückte Platinen geliefert,<br />
morgen werden es Systeme sein. Früher<br />
gab es Stücklisten und Bestückungspläne,<br />
morgen wird es eine Produktidee<br />
sein, die es umzusetzen gilt. Dazu kommen<br />
höchste Flexibilität mit gleichzeitiger<br />
Bestandsreduzierung. Die Herausforderung<br />
wird sein, diese Projekte professionell<br />
zu managen und die logistischen Anforderungen<br />
zu bewältigen.<br />
Werner Kunz:<br />
Weitere Miniaturisierung und steigende<br />
Nachfrage für ganze Baugruppen inklusive<br />
Montage sind die aktuellen Trends.<br />
Die Kombination Lotpastendruck – SMD-<br />
Bestückung – Reflow-Löten – THT-Bestückung<br />
– Wellenlöten – Montage wird weiterhin<br />
das Bild in den Produktionen dominieren.<br />
Die Anstrengungen der Iftest konzentrieren<br />
sich auf die laufende Optimierung<br />
und Effizienzsteigerung der Prozesse.<br />
Dabei stehen Kostensenkung durch Früherkennung<br />
von Schwachstellen mit In-Line-<br />
Prüftechnologien im Vordergrund, wie<br />
zum Beispiel die Kombination von automatischer<br />
Röntgen- (AXI) und optischer<br />
Inspektion (AOI).<br />
Tobias Krickl:<br />
Die EMS-Branche wird sich weiter vom<br />
Produktionsdienstleister zum Systemlieferanten<br />
entwickeln. Der sich seit einigen<br />
Jahren abzeichnende Trend, dass die EMS-<br />
Branche einen steigenden Anteil der Wertschöpfungskette<br />
übernimmt, wird sich fortsetzen.<br />
Das heißt, der EMS-Partner sollte<br />
nicht nur die Entwicklung und Produktion<br />
von Elektronikbaugruppen beherrschen sondern<br />
vor allem über umfangreiches Know-<br />
How und Produktions- und Prüfmöglichkeiten<br />
im Bereich Kunststofftechnologie /<br />
Rüdiger Stahl, Geschäftsführer<br />
TQ-Systems GmbH:<br />
Die größten Herausforderungen<br />
in der Elektronik sind<br />
komplexere Produkte<br />
und kürzer werdende<br />
Innovationszyklen.<br />
Unternehmen können diese<br />
Herausforderungen meistern,<br />
indem sie sich auf ihre<br />
Kernkompetenz fokussieren,<br />
kompetente Partner<br />
einbeziehen und somit die<br />
Verantwortung verteilen.<br />
Gehäusetechnologien, Verguss, Systemintegration<br />
und Kundenverpackungsprozessen<br />
verfügen. Da der EMS-Partner weiterhin<br />
die Produktion seiner Kunden ist,<br />
besteht der Anspruch der Kunden, möglichst<br />
direkten Zugriff auf die Produktion<br />
zu haben. Ein zuverlässiger und schneller<br />
Datenaustausch und die gute persönliche<br />
Erreichbarkeit werden in Zukunft<br />
eine noch größere Rolle einnehmen, da die<br />
Produkte und somit die Wertschöpfungsprozesse<br />
beim EMS-Partner immer komplexer<br />
werden.<br />
Die größte Herausforderung sehen wir<br />
darin, die wachsende Komplexität der<br />
Wertschöpfungskette an einem Standort<br />
zu bündeln, der geographisch in Kundennähe<br />
liegt und somit die erwartete Flexibilität<br />
und Prozesssicherheit sicherstellt.<br />
electronic fab: Erwarten Sie entscheidende<br />
Impulse von Industrie 4.0 für Ihre Branche?<br />
Rüdiger Stahl:<br />
Im Rahmen von Industrie 4.0 wird immer<br />
mehr Intelligenz in Produkte integriert.<br />
Zudem werden die intelligenten Systeme<br />
vernetzt - von unterster physikalischer<br />
Ebene bis über Firmengrenzen hinweg auf<br />
globaler Ebene. Wireless-Lösungen spielen<br />
dabei eine große Rolle, etwa WLAN, NFC,<br />
Bluetooth und RFID.<br />
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