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SchlossMagazin Fuenfseenland Maerz 2016

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| genuss | 23<br />

Hausfrauen zu beobachten und zuzuhören, wie kühn gehandelt und laut gescherzt<br />

wird. Ein original italienischer Cappuccino in der Mittelmeersonne macht das persönliche<br />

Glück perfekt.<br />

Fisch und Fleisch spielen eine große Rolle, doch ist der Umgang in Italien sehr respektvoll;<br />

insbesondere in den letzten Jahren, seit die vegetarische und vegane Ernährung<br />

immer mehr Anhänger gewinnt. Schönes Beispiel für den bewussten Umgang<br />

mit den Ressourcen der Natur ist das „Quinto Quarto“, das so genannte<br />

„fünfte Viertel“. Nach der Schlachtung wird ein Tier traditionell in vier Teile geteilt,<br />

zwei Vorder- und zwei Hinterteile. Das „fünfte Viertel“ ist das, was übrig bleibt und<br />

von vielen hiesigen Metzgern achtlos weggeworfen wird. Gemeint sind vor allem<br />

Innereien, Zunge oder Füße. Das „Quinto Quarto“ ist seit jeher Kernbestandteil der<br />

römischen Küche. Gefüllte Schweine- und Kalbsfüße mit Linsen sind eine besondere<br />

Delikatesse, ebenso wie Ochsenschwanzsuppe oder eine Kalbsleber mit Zwiebeln.<br />

Neben Natürlichkeit, Qualität und Traditionsbewusstsein ist die regionale Vielfalt<br />

eine Säule der italienischen Küche. Italien ist ein Land mit vielen Gesichtern, man<br />

denke nur an die massiven kulturellen, wirtschaftlichen und geographischen Unterschiede<br />

zwischen Norden und Süden. Eine wechselhafte Geschichte hat nicht zuletzt<br />

dafür gesorgt, dass die Regionen – und oftmals sogar einzelne Ortschaften –<br />

ihre eigenen kulinarischen Spezialitäten hervorgebracht haben. Typische Gerichte<br />

der friaulischen Küche sind beispielsweise verschiedene Polenta-Gerichte, Risotto<br />

mit Meeresfrüchten und Bohneneintopf, während für die Region um Bologna Tortellini,<br />

Mortadella und Spezialitäten mit Maronen typisch sind. Sizilien wartet mit<br />

„pasta con le sarde“ (Nudeln mit Sardinen), „involtini alla siciliana“ (üppig gefüllte<br />

Rouladen) oder „aranci“ (gefüllte Reisbällchen) auf. Wer kann da schon Nein sagen?<br />

La dolce vita<br />

In Italien bedeutet Kochen Lebensart. Italiener haben<br />

ein schönes Verständnis von Essen, das uns Nordeuropäern<br />

oftmals fehlt: Sie essen nicht, um satt zu werden, sondern um zu genießen.<br />

Dafür nehmen sie sich viel, viel Zeit. Der „aperitivo“ ist eine sympathische Tradition,<br />

die vorwiegend im Norden praktiziert wird: Auf dem Weg nach Hause machen Berufstätige<br />

in einer Bar Halt und genehmigen sich einen Aperitif, einen Spritz mit<br />

Aperol und Weißwein oder einen Negroni mit Wermut und Campari. In vielen Bars<br />

werden dazu kleine Häppchen gereicht, die den Appetit anregen.<br />

Der Aperitivo überbrückt die Zeit bis zum Abendessen, das niemals vor 20:00 Uhr<br />

beginnt, im Süden sogar Stunden später. Familie und Freunde kommen zusammen<br />

und feiern gemeinsam das Leben. Zu besonderen Anlässen werden vier Gänge serviert:<br />

eine Vorspeise in Form von „antipasti“, ein „primo piatto“ (in der Regel Pasta),<br />

ein „secondo piatto“ (das Hauptgericht mit Fleisch oder Fisch) sowie ein Dessert.<br />

Traditionell wird dazu Wein gereicht. Den übrigen Mahlzeiten des Tages wird in Italien<br />

weit weniger Bedeutung beigemessen. Zum Frühstück genügt vielen Italienern<br />

zum Beispiel ein Croissant mit einem schnellen „café“ in der Bar um die Ecke.<br />

Nicht ohne Grund ist Italien die Wiege der Slow-Food-Bewegung. Der Journalist<br />

Carlo Petrini gründete 1986 den Verein zur Erhaltung der Esskultur in der norditalienischen<br />

Kleinstadt Bra. Heute ist Slow-Food weltweit aktiv, seit 1992 auch in<br />

Deutschland. Slow-Food hat sich auf die Fahnen geschrieben, für gutes Essen, Genuss<br />

und Entschleunigung einzutreten. Landwirtschaft, Lebensmittelhandwerk<br />

und Umwelt werden als Basis für eine gute Esskultur gesehen und sollen hochwertig,<br />

natürlich und fair sein. Genau dafür lieben wir die italienische Küche: Qualität<br />

und Genuss stehen über allem. Buon appetito! #<br />

Buch-Tipp<br />

Cornelia Schinharl; Beat Koelliker<br />

Quinto Quarto<br />

Von Kopf bis Fuß, von Herz bis Niere.<br />

Klassische Rezepte aus der römischen<br />

Küche<br />

Das Fleisch der Vorder- und Hinterviertel war<br />

früher den Reichen vorbehalten, den Rest, das<br />

fünfte und für viele beste Viertel, behielt man<br />

für sich. Und genau da, beim so genannten<br />

Quinto Quarto beginnt die wahre Kochkunst.<br />

Besonders die römische Küche verfügt über einen<br />

großen Reichtum an traditionellen Rezepten<br />

mit diesen Teilen des Tiers, wie etwa<br />

Crostini mit Milzcreme, Ochsenschwanz in<br />

Tomatensugo, in Rotwein geschmorte Rinderbacke<br />

oder geschmorte Lamminnereien mit<br />

Artischocken. Heute entdecken viele Feinschmecker<br />

diese Küche wieder neu. Man hat<br />

Respekt vor dem Tier, isst es ganz und wirft<br />

nichts weg. Die Rezepte sind inspiriert von<br />

Anna Dente, der Königin des Quinto Quarto in<br />

San Cesareo bei Rom und von Annibale Mastroddi,<br />

dem legendären Metzger der macelleria „Il Piacere<br />

delle Carni“ nahe der Piazza del Popolo.<br />

Preis 26,95 €<br />

AT Verlag<br />

ISBN 978-3-03800-887-3<br />

www.at-verlag.ch

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