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oneX magazin 05.2015

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WISSEN<br />

Heute ist Kalk ein wichtiger Grundstoff für<br />

praktisch jedes Erzeugnis. Vom Auto bis zum<br />

Zuckerwürfel ist kein Produkt denkbar, das<br />

ohne Kalk entstehen könnte.<br />

VOM ABBAU ZUM ROHSTOFF<br />

Etwa fünf Prozent der Erdoberfläche besteht<br />

aus Kalkstein. In der Regel wird dieser im<br />

Tagebau in Steinbrüchen gewonnen und vor<br />

Ort verarbeitet. Dabei werden als Hauptprodukte<br />

Branntkalk und Kalkhydrat gewonnen.<br />

Nebenprodukte des Abbaus sind Sand,<br />

Schotter, Split und stückiger Kalkstein. Eine<br />

mögliche Abbaustätte wird mittels geophysikalische<br />

Methoden und Kernbohrungen<br />

erforscht. In Europa sind bereits im Vorfeld<br />

und auch während des Abbaus strenge gesetzliche<br />

Vorschriften zu beachten.<br />

Kalkstein wird in der Regel durch Sprengung<br />

abgebaut. Nur wenige Betriebe kommen<br />

ohne Sprengung aus – etwa bei den<br />

Kreidevorkommen im norddeutschen Raum.<br />

Dieses weiche Gestein wird mit Eimerkettenbaggern<br />

oder aber durch Schrappen mit<br />

Hydraulikbaggern abgebaut.<br />

Bei den Sprengungen bilden sich stufenförmige<br />

Abbausohlen. Um die Erschütterung in<br />

der Umgebung zu reduzieren, werden viele<br />

kleine Einzelsprengungen im Tausendstelsekunden-Abstand<br />

gezündet. Für den Beobachter<br />

scheint die Sprengung gleichzeitig<br />

abzulaufen, er vernimmt auch nur einen<br />

Detonationsknall. Durch die Sprengung wird<br />

das Gestein leicht angehoben und fällt als<br />

grobstückiges Haufwerk in unterschiedlicher<br />

Korngrösse am Fuss der Wand zusammen.<br />

Nur wenige übergrosse Gesteinsbrocken, die<br />

Knäpper, müssen nachträglich für den Transport<br />

zerkleinert werden, meistens durch eine<br />

Fallbirne. Diese rund zehn Tonnen schwere<br />

Eisenkugel wird vom Bagger oder Radlader<br />

auf den Knäpper fallen gelassen.<br />

DER WEG INS KALKWERK<br />

Anschliessend wird das Haufwerk mit gigantischen<br />

Hydraulikbaggern auf entsprechend<br />

dimensionierte Schwerlastkraftwagen geladen.<br />

Mit ihrer gewaltigen Nutzlast von fast<br />

100 (!) Tonnen transportieren diese das Material<br />

zum Brecher.<br />

Im Brecher wird der Stein durch schlagende<br />

oder drehende Bewegung auf die gewünschte<br />

Korngrösse verkleinert. Teilweise sind<br />

dafür mehrere Brecher hintereinandergeschaltet,<br />

welche die Steine Schritt für Schritt<br />

zerkleinern. Die Härte des Gesteins, die angestrebte<br />

Korngrössenverteilung und die<br />

täglich zu bewältigende Rohsteinmenge<br />

bestimmen Art, Grösse und Konstruktion der<br />

Brechaggregate. Nach dem Brechen werden<br />

Verunreinigungen durch Absieben von Stein<br />

getrennt. In einigen Werken ist auch ein<br />

Waschvorgang nachgeschaltet, um alles, was<br />

nicht dazu gehört, zu entfernen. Das dafür<br />

notwendige Wasser wird nach dem Waschvorgang<br />

in einen Klärteich geleitet. Die ausgewaschenen<br />

Feststoffe setzen sich darin ab,<br />

und das Reinwasser kann wieder dem Wasserkreislauf<br />

des Werkes zugeführt werden.<br />

Das gereinigte Korngemisch wird auf<br />

Siebanlagen nach unterschiedlichen Korngrösen<br />

sortiert (klassiert), teilweise wird der<br />

Rohstein gemahlen. Der klassierte oder gemahlene<br />

Kalkstein ist bereits in dieser Verarbeitungsstufe<br />

ein begehrter Rohstoff,<br />

ZUSATZINFOS<br />

Einige Einsatzgebiete von Kalk<br />

Stahlindustrie<br />

Von der Sicherheitsnadel bis<br />

zum Banktresor: Ohne Stahl<br />

keine Sicherheit. Und ohne<br />

Kalk kein Stahl. Eisen und<br />

Stahl sind unersetzliche<br />

Grundstoffe der Industrie. Kalk<br />

wird bei ihrer Herstellung in<br />

sehr unterschiedlicher Form<br />

und grosser Menge eingesetzt.<br />

Umweltschutz<br />

Die Biosphäre gliedert sich in<br />

die drei Bereiche Wasser, Luft<br />

und Boden. Der Spezialist für<br />

Umweltschutz in allen drei Bereichen<br />

heisst Kalk.<br />

gezug- und Spaltzugeigenschaften.<br />

Der Grund: Kalkstein<br />

geht durch die enge Verwandtschaft<br />

mit dem Bindemittel<br />

Zement eine besonders haltbare<br />

Verbindung ein.<br />

Tiefbau<br />

Alle Wege führen über Kalk: Er<br />

ist bereits im Untergrund aktiv,<br />

bevor die Strasse entsteht.<br />

Wenn der Boden zu nass oder<br />

zu trocken ist, fehlt die Tragfähigkeit.<br />

Mit Kalk bekommt die<br />

Strasse eine stabile Basis.<br />

Chemische Industrie<br />

Die Einsatzmöglichkeiten von<br />

Kalk in der chemischen Industrie<br />

sind vielfältig. Es kommt<br />

sowohl als natürliches Calciumcarbonat,<br />

als gebranntes<br />

Calciumoxid, als gelöschtes<br />

Kalkhydrat oder als chemisch<br />

gefälltes Calciumcarbonat zum<br />

Einsatz.<br />

Glas und Keramik<br />

Aus einem Gemisch von Quarzsand,<br />

Soda, Pottasche und<br />

Kalkstein wird in der Glaswanne<br />

bei Temperaturen um<br />

1450 °C Glas erschmolzen.<br />

Kalk macht dabei als Härtebildner<br />

das Glas hart und<br />

dicht.<br />

Hochbau<br />

Der älteste Kunde der Kalkindustrie<br />

ist das Baugewerbe.<br />

Zum Anmischen von Mörtel<br />

auf der Baustelle wird Kalk<br />

seit Jahrtausenden eingesetzt.<br />

Seither ist Kalk<br />

von keiner Baustelle<br />

Die Herstellung<br />

mehr wegzudenken.<br />

vieler Kosmetikprodukte<br />

wäre<br />

Beton besteht aus drei<br />

Komponenten: Zement,<br />

Wasser und Zu-<br />

ohne Kalk nicht<br />

möglich<br />

schlag. Für diesen Zuschlag<br />

haben sich Kalkund<br />

Dolomitstein bestens bewährt:<br />

Schotter, Splitt oder<br />

Brechsand erfüllen höchste<br />

Anforderungen an Druck-, Bie-<br />

14 one X 5 / 2015

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