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OCEAN7 2008-03

Gegensätzlicher könnten die Reviere nicht sein, die in dieser Ausgabe von OCEAN7 beschrieben werden: karibisches Segeln vor den Küsten des kommunistischen Kuba und Besonderheiten aus der Inselwelt der dänischen Südsee.

Gegensätzlicher könnten die Reviere nicht sein, die in dieser Ausgabe von OCEAN7 beschrieben werden: karibisches Segeln vor den Küsten des kommunistischen Kuba und Besonderheiten aus der Inselwelt der dänischen Südsee.

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rückenwind. Nach krisengebeutelten Zeiten lacht Österreichs<br />

Nummer 1 im olympischen Damen-Segelsport verdientermaßen<br />

die Sonne.<br />

dern auch die herzhaften Vorzüge des<br />

Skiff-Segelns. Mit einem Laser 5000 im<br />

Gepäck kehrte sie an den Attersee heim,<br />

was fehlte, war allerdings der Vorschoter.<br />

Die Suche begann, und endete mit Caro<br />

Flatscher erst 2002. Dazwischen reichte<br />

sich ein halbes Dutzend Vorschoter die<br />

Klinke, standen eine Olympiakampagne<br />

im 49er sowie zwei IMS-Meistertitel<br />

auf hoher See zu Buche. Vogl dockte<br />

2001 bei einem italienischen Syndikat<br />

an und war abwechselnd für die Taktik<br />

oder das Steuern zuständig. Die Oberösterreicherin<br />

stand seglerisch gesehen<br />

auf zwei gesunden Beinen, konnte einerseits<br />

auf eine solide Katamaran- und<br />

Skiffausbildung verweisen und hatte<br />

andererseits auf großen Booten in der<br />

Afterguard eine Menge dazugelernt.<br />

„Der Rest“, sagt Vogl, „ist aber definitiv<br />

zu kurz gekommen.“ Gemeint war das<br />

Jollensegeln, aus Sicht der Steuerfrau<br />

„die fehlende Basis“. Was letztendlich in<br />

einer 470er-Karriere mündete und das<br />

Ziel Olympische Spiele zu Folge hatte.<br />

Mit Simona Höllermann fand Sylvia<br />

Vogl wen für vorne, aber die Trainer<br />

servierten Carolina Flatscher quasi auf<br />

dem Servierteller. Die Tirolerin, die ihrerseits<br />

die gemeinsame 470er-Karriere<br />

mit Steuerfrau Judith Miller nach der<br />

Matura auf Eis gelegt hatte, brachte den<br />

Bonus ein, bereits einige Zeit auf Jollen<br />

im Trapez gestanden zu haben, und<br />

hatte genau das, was Vogl suchte: Erfahrung<br />

und den bedingungslosen Willen,<br />

dem Segelsport alles unterzuordnen.<br />

Aufstieg und Untergang<br />

Nur eine Woche nach dem ersten Telefonat<br />

stach das Neo-Gespann vor Hyeres<br />

in See und zog beim Segelklassiker<br />

an der Cote d’Azur einen beachtlichen<br />

vierten Wettfahrtsplatz an Land. Ein<br />

Einstand nach Maß, der Lauf begann.<br />

2005 gelang mit dem Sieg der Olympic<br />

Garda und Platz neun bei der Weltmeisterschaft<br />

vor San Francisco der<br />

internationale Durchbruch, ein Jahr<br />

später war man auf der europäischen<br />

Bühne ständig im Bild: Eine EM-Silbermedaille<br />

war ultimativer Höhepunkt<br />

einer unglaublichen Saison, die aufgrund<br />

des Skandia-Ausstiegs allerdings<br />

mit Schrecken endete. Von diesem<br />

Zeitpunkt an ging es mehr oder weniger<br />

bergab, man kam vom ehrgeizigen<br />

Weg ab und lag sich vermehrt in den<br />

Haaren. „Es muss mitunter orgeln“, sinniert<br />

Flatscher, die von ihrer Steuerfrau<br />

als „eine, die keiner Fliege etwas zuleide<br />

tun kann“ beschrieben wird. „Caro ist<br />

der unverdorbenste Mensch, den ich<br />

kenne, sie ist eine, die immer nur positiv<br />

denkt.“ Echte Gefühlsausbrüche seien<br />

bei ihrer Vorschoterin eher selten der<br />

Fall, „sie ist halt eher der ruhigere Typ“.<br />

Stimmt genau. Die 25-Jährige, wie Vogl<br />

beim Bundesheer unter Vertrag, gehört<br />

nicht unbedingt der Gruppe der Quasselstrippen<br />

an und lacht lieber wortkarg,<br />

aber einfach sympathisch in ihrer Art,<br />

mit der Sonne um die Wette. Flatscher,<br />

die vor zwei Jahren das Wirtschaftsstudium<br />

vorübergehend unterbrochen<br />

hat, besticht durch ihre Geduld und Beharrlichkeit.<br />

Aber richtig streiten kann<br />

sie nicht immer.<br />

Untergang und Aufstieg<br />

Nach der EM 2007, die in Anbetracht<br />

der Silbermedaille aus dem Vorjahr mit<br />

Rang neun enttäuschend verlief, folgte<br />

mit dem Sieg der Kieler Woche ein<br />

Zwischenhoch, doch unabhängig von<br />

diesem weiteren Meilenstein schien die<br />

Chemie an Bord verdorben, Cascais<br />

brachte das Fass endgültig zum Überlaufen.<br />

Mit Rang 30 verlief die Weltmeisterschaft<br />

an der portugiesischen Algarve<br />

ganz und gar nicht nach Wunsch, nicht<br />

einmal das für die Spiele notwendige<br />

Nationenticket, eigentlich Minimalziel,<br />

konnte eingesackt werden. Die Kriegskassa<br />

war gähnend leer, sportlich gab es<br />

rein gar keine Vorwärtsbewegung, das<br />

Ende der Zweisamkeit war beschlossene<br />

Sache. Doch bereits am Heimweg wurde<br />

aufgrund mangelnder Perspektiven<br />

der Umkehrschwung eingeläutet. „Ein<br />

Leben ohne Segelsport erschien uns<br />

beiden als verfrüht, weder Caro noch<br />

ich hatten Lust auf einen Bürojob. Als<br />

uns das klar wurde, stand fest, dass wir<br />

uns einfach zusammenraufen müssen.“<br />

Gemeinsam mit Interimstrainer<br />

Christian Binder wurden im Herbst<br />

die Ärmel hochgekrempelt, der ful-

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