PARITÄTISCHER RUNDBRIEF
2016_04_05_PAR_Rundbrief
2016_04_05_PAR_Rundbrief
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
LANDESGESCHÄFTSSTELLE<br />
Stehende Ovationen für Oswald Menninger<br />
ständlich eine große Ehre für ihn, aber<br />
auch ein Zeichen dafür, was für die Gesellschaft<br />
wichtig sei. »Diese Auszeichnung<br />
steht deshalb auch für die unverzichtbare<br />
Rolle des Verbandes in Berlin.«<br />
Oswald Menninger sagte, er habe<br />
Impulse setzen können, aber Wirkungen<br />
hätten sie nur entfalten können,<br />
weil die vielen Akteure im Verband, bei<br />
den Mitgliedsorganisationen, an einem<br />
Strang gezogen hätten. Unterschiedliche<br />
Positionen könnten dabei frei und<br />
ohne Vorzensur durch Gremien in die<br />
Debatte gebracht werden. Es herrschten<br />
Offenheit im Umgang mit den vielfältigen<br />
Wertorientierungen sowie die Toleranz<br />
bei unterschiedlichen Meinungen,<br />
so Oswald Menninger. Das habe ihn<br />
»zum überzeugten Anhänger der paritätischen<br />
Idee« werden lassen.<br />
Oswald Menninger sprach von Erfahrungen<br />
und Prägungen auf seinem<br />
beruflichen Weg. In der Gastronomie<br />
habe die Zufriedenheit der Gäste im<br />
Mittelpunkt gestanden. An der Uniklinik,<br />
wo er Zivildienst leistete, seien Patienteninteressen<br />
ein Fremdwort gewesen.<br />
»So entstand ein kritischer Blick<br />
auf professionelle Organisationen. Soziale<br />
und Gesundheitsorganisationen<br />
versorgen und betreuen in der Regel<br />
abhängige Menschen. Dieser Problematik<br />
müssen sie sich immer bewusst<br />
sein.« Weil es unter dem Dach des Paritätischen<br />
neben den professionellen<br />
Einrichtungen die vielen Selbsthilfe-,<br />
Betroffenen- und Angehörigenorganisationen<br />
gibt, könnten hier »unterschiedliche<br />
Interessen konstruktiv im<br />
Sinne eines leistungsfähigen Versorgungssystems<br />
vermittelt werden«. Auch<br />
für das bürgerschaftliche Engagement<br />
habe er im Verband immer großartige<br />
Mitstreiter gefunden. Besonders in<br />
Käte Tresenreuter und Georg Zinner,<br />
FOTO: WILLIAM GLUCROFT<br />
an die er bei dieser Gelegenheit erinnern<br />
wolle.<br />
»Ein Glücksfall für mich« –<br />
Dank an die Mitstreiter<br />
»Die Tätigkeit im Paritätischen Wohlfahrtsverband<br />
war ein Glücksfall für<br />
mich. Erfolge habe ich auch meinen<br />
Mitstreitern innerhalb und außerhalb<br />
des Verbandes zu verdanken«,<br />
sagte Oswald Menninger. Er dankte<br />
namentlich der Vorstandsvorsitzenden<br />
Barbara John und ihrer Vorgängerin<br />
Christa-Maria Blankenburg für die<br />
vertrauensvolle und offene Zusammenarbeit<br />
sowie Frau Drusche und Herrn<br />
Wanke, mit denen er im Alltag am<br />
engsten und längsten zusammengearbeitet<br />
habe. Außerdem dankte er allen<br />
Mitgliedsorganisationen, den Kollegen<br />
im Gesamtverband und den Landesverbänden,<br />
den anderen Wohlfahrtsverbänden<br />
und den Akteuren aus Politik,<br />
Verwaltung und anderen gesellschaftlichen<br />
Institutionen.<br />
Oswald Menninger schloss seine<br />
Danksagung damit, dass er seine Nachfolge<br />
in den Händen von Dr. Gabriele<br />
Schlimper und Martin Hoyer bestens<br />
geregelt sehe, und wünschte ihnen eine<br />
glückliche Hand. Seiner Familie und<br />
seiner Frau dankte er für ein Leben jenseits<br />
der Arbeit.<br />
Beeindruckende Performance des<br />
Zirkus Cabuwazi<br />
Nach so vielen warmen Worten bot der<br />
nächste Programmpunkt einen klaren<br />
Bruch. In einer düsteren Performance<br />
zum Einstürzende-Neubauten-Song<br />
»Die Befindlichkeit des Landes« setzten<br />
sich junge Artisten des Kinder- und Jugendzirkus<br />
Cabuwazi mit dem Rechtsextremismus<br />
auseinander. Der beeindruckende<br />
Auftritt war szenische Darstellung,<br />
Tanz und Akrobatiknummer<br />
in einem und stellte die Unmenschlichkeit<br />
einer uniformierten Gesellschaft<br />
dar, die das Bunte, Individuelle und<br />
Andersartige nicht zulassen möchte.<br />
Also eine Gesellschaft, die das genaue<br />
Gegenteil von dem wäre, für das der Paritätische<br />
Wohlfahrtsverband und alle<br />
hauptamtlich und ehrenamtlich Aktiven<br />
unter seinem Dach stehen und sich<br />
einsetzen. So passte der Auftritt trotz<br />
seines ernsten Tonfalls perfekt zum Paritätischen<br />
Jahresempfang und ganz besonders<br />
gut als Überleitung zum abschließenden<br />
Programmpunkt: der Verleihung<br />
der Paritätischen Ehrennadeln<br />
an Menschen, die sich ehrenamtlich für<br />
andere einsetzen – und das schon über<br />
Jahre und Jahrzehnte.<br />
Ausgezeichnet! Anerkennung für<br />
ehrenamtliches Engagement<br />
Neun der insgesamt zweiundzwanzig<br />
in diesem Jahr Geehrten waren gekommen<br />
und erhielten die Auszeichnung aus<br />
den Händen Barbara Johns: Fevzi Aktas<br />
vom Kurdistan Kultur- und Hilfsverein,<br />
mehr als 25 Jahre ehrenamtlich aktiv,<br />
Tamara Hentschel, die 1990 gemeinsam<br />
mit vietnamesischen Bürgern die erste<br />
Beratungsstelle für Vietnamesen gründete,<br />
Ingrid Morgenstern und Eva Hofschulz,<br />
die sich für das gesellschaftliche<br />
Leben von Menschen mit Behinderungen<br />
stark machen, Wolf Michalowski,<br />
von Jugend an im Sanitätsdienst des Arbeiter-Samariter-Bundes<br />
aktiv und für<br />
die Ausbildung Hunderter ehrenamtlicher<br />
Sanitäter verantwortlich, Marianne<br />
Poczatek und Harald Weingärtner,<br />
die in den vergangenen 25 Jahren<br />
bei mehr als 500 Aufführungen auf der<br />
Bühne standen und ohne deren musikalisches<br />
Können das Theater der Erfahrungen<br />
tonlos wäre, Christine Rosinsky-Stöckmann,<br />
die sich seit 37 Jahren<br />
in der Deutschen Rheuma-Liga Berlin<br />
e. V. engagiert, und Christiane Richter,<br />
die auf 50 Jahre ehrenamtliches Engagement<br />
zurückblicken kann und 2001<br />
den Verein Seniorpartner in School e. V.<br />
gründete. Ausführliche Porträts über sie<br />
alle und die anderen dreizehn Geehrten<br />
hat der Paritätische auch in diesem<br />
Jahr wieder in einer eigenen Broschüre<br />
mit dem Titel »Ausgezeichnet! Ehrungen<br />
2016« veröffentlicht.<br />
Mit einem weiteren Auftritt von<br />
Jean Samara und der Gruppe Juval ging<br />
das Bühnenprogramm des Jahresempfangs<br />
zu Ende, nicht aber die Veranstaltung.<br />
Das Büffet war eröffnet und zwei<br />
Stunden blieben der bunten Paritätischen<br />
Gesellschaft noch zum angeregten<br />
Austausch. <br />
MARTIN THOMA<br />
März / April 2016 <strong>PARITÄTISCHER</strong> <strong>RUNDBRIEF</strong> 11