Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
premiere im neuen theater<br />
ayad akhtar<br />
Geächtet<br />
Deutsch von Barbara Christ<br />
Amir und Emily sind ein glückliches Paar von der New Yorker Upper<br />
East Side: gebildet, hipp, erfolgreich. Er – perfekt integrierter<br />
Amerikaner pakistanischer Abstammung – arbeitet als Anwalt in<br />
einer renommierten Kanzlei an der eigenen Karriere. Von seinen<br />
muslimischen Wurzeln will er nichts mehr wissen. Seine Frau Emily<br />
dagegen, eine aufstrebende Künstlerin mit christlichem Hintergrund,<br />
begeistert sich für die islamische Tradition. Der westlichen<br />
Glorifizierung des Ego setze diese etwas Größeres entgegen: das<br />
der gemeinsamen Identität ergebene Kollektiv. Ihr Galerist Isaac, er<br />
wiederum ist jüdischer Herkunft, will ihre Bilder in seiner neuesten<br />
Ausstellung präsentieren. Um das zu feiern, sind Isaac und dessen<br />
afroamerikanische Frau Jory bei Amir und Emily zur Dinner-Party<br />
eingeladen. Eine gewisse Spannung liegt in der Luft, denn Amir hat<br />
seine Kanzlei brüskiert, als er die Gerichtsverhandlung gegen einen<br />
terrorverdächtigen Imam besuchte. Bald kommt man auf das Thema<br />
Religion und Terror zu sprechen. Amir gibt zu, beim Attentat auf<br />
das World Trade Center am 11. September 2001 einen gewissen Stolz<br />
empfunden zu haben. Was zuvor hinter einer schicken, ironischabgeklärten<br />
Fassade von Toleranz verborgen war, kommt jetzt brutal<br />
auf den edel gedeckten Tisch: Vorurteile, Rassismus, Hass. Die Situation<br />
eskaliert in rasender Geschwindigkeit …<br />
Das Stück war 2013 ein Sensationserfolg am New Yorker Broadway und wurde<br />
mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Bissig, pointiert, komisch und abgründig<br />
erzählt es von den großen Themen unserer Zeit. Es geht um Identität und Religion,<br />
Rassismus und Integration, Gott und Geld. »Geächtet« ist ein Stück der<br />
Stunde.<br />
Regie Elias Perrig Bühne Beate Faßnacht Kostüme Sara Kittelmann<br />
Premiere 23. September <strong>2016</strong> Spielort Neues <strong>Theater</strong><br />
19