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wiederaufnahme im neuen theater<br />
wiederaufnahme im neuen theater<br />
yasmina reza<br />
»Kunst«<br />
Deutsch von Eugen Helmlé<br />
Serge hat sich ein Bild gekauft. Für stolze Zweihunderttausend.<br />
Weiße Farbe auf weißem Grund. Es ist ein Kunstwerk von sublimer<br />
Schönheit, dessen monochrome Reinheit sich in gewissen Lichtstimmungen<br />
zugleich bricht und erneuert. Als Serge den neu erworbenen<br />
Schatz feierlich seinem Freund Marc präsentiert, nennt<br />
dieser es »einen Scheiß« – und die beiden Kumpel stehen vor dem<br />
Scherbenhaufen einer fünfzehnjährigen Männerfreundschaft. Denn<br />
so, wie dieses Stück Kunst für den einen seinen inneren Einklang<br />
mit der Epoche verkörpert, ist es für den anderen das widerwärtige<br />
Zeugnis unheilvoller Wertezersetzung, ja es beweist die Korrosion<br />
des Charakters – des Charakters seines besten Freundes. Und so verwandelt<br />
das Bild die beiden in ein »Wahnsinnspaar«, wie Yvan, der<br />
dritte im Bunde, fassungslos konstatiert. Es bringt alles ans Licht,<br />
was die Freunde zuvor höflich unter den Tisch gekehrt hatten: jede<br />
Demütigung, jede Verletzung, jeden faulen Kompromiss. Drei gestandene<br />
Herren beginnen einen Stellungskrieg im Wohnzimmer.<br />
Das Stück, mit dem Yasmina Reza zu einer berühmten und vielgespielten<br />
<strong>Theater</strong>autorin wurde, ist ein preisgekrönter Welterfolg. Mit seinen funkelnden<br />
Dialogen voller Esprit kreist es auf höchst komische Weise um die Abgründe<br />
bürgerlicher Männlichkeit.<br />
»Eine wortwitzige Toleranzparabel. Die Potsdamer Produktion trifft den<br />
Sound genau, wahrt geschickt die Balance zwischen schlagfertiger Scharfzüngigkeit<br />
und bitterer Erkenntnis. Hervorragende Schauspieler.«<br />
(Der Tagesspiegel)<br />
Regie Tobias Wellemeyer Bühne Alexander Wolf Kostüme Ines Burisch<br />
Spielort Neues <strong>Theater</strong><br />
roland schimmelpfennig<br />
Das schwarze Wasser<br />
Am Anfang steht der nächtliche Ausflug ins Freibad. Beim verbotenen<br />
Schwimmen treffen zwei junge Gruppen aufeinander, Deutsche<br />
die einen, Türken die anderen. Die anfänglichen Spannungen sind<br />
schnell überwunden, gemeinsam geht es »durch die Sterne«, und<br />
neun junge Leben berühren einander in einem magischen Moment,<br />
übervoll von Zauber, der alles Trennende zu vereinen scheint. Aus<br />
Frank, Leyla, Cynthia, Murat, Freddi, Karim, Olli, Aishe und Kerstin<br />
werden Freunde und Paare. Zwanzig Jahre später sind die Deutschen<br />
in der Mitte der Gesellschaft angekommen, sind Anwälte, Zahnärzte,<br />
Politiker und Schuldirektorinnen; ihre türkischen Gegenüber<br />
sind am Rand geblieben, wo sie waren: als Imbißbesitzer, Zahnarztassistentinnen<br />
und Kassiererinnen im Supermarkt. Die Lebensgeschichten<br />
haben sich getrennt, die Freundschaften entflochten, die<br />
Deutschen sind unter sich geblieben. In diesem Sommer, zwanzig<br />
Jahre danach, begegnen zwei sich wieder …<br />
Roland Schimmelpfennig zählt zu den erfolgreichsten Gegenwartsdramatikern.<br />
In einer unvergleichlich poetischen Sprache stellt er eine Jugend voller Hoffnung<br />
einer Gesellschaft gegenüber, die sich gegen Andere und Anderes hermetisch<br />
abschottet und damit Gefahr läuft, ihre Chancen und Potentiale zu verspielen.<br />
»Dem Schweizer Regisseur Elias Perrig gelingt hier eine erstaunlich schwingende,<br />
ästhetisch wie spielerisch lebhafte Inszenierung. Ich habe gestaunt, mit<br />
welcher Leichtigkeit sich die Spieler die Texte zuspielen. Perrig lässt sie, in<br />
ihren parallelen Welten, alle den richtigen Ton, den passenden Blick finden.«<br />
(rbb Kulturradio)<br />
Regie Elias Perrig Bühne+Kostüme Marsha Ginsberg<br />
Spielort Neues <strong>Theater</strong><br />
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