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Hans Otto Theater - Spielzeit 2016 - 2017

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wiederaufnahme in der reithalle<br />

wiederaufnahme im neuen theater<br />

Maxi Obexer<br />

Illegale Helfer<br />

Deutsche Erstaufführung<br />

henrik ibsen<br />

Peer Gynt<br />

Deutsch von Angelika Gundlach<br />

Bergbauern, Verwaltungsrichter, Anwälte, Studenten, Studienräte,<br />

Aktivisten – was diese Menschen in Maxi Obexers Recherchestück<br />

vereint, ist, daß sie angesichts der restriktiven Asylpolitik ihrer Länder<br />

Partei ergreifen für die Betroffenen: Sie sind illegale Helfer. Die<br />

Autorin hat Interviews mit Menschen aus der Bundesrepublik, aus<br />

Österreich und der Schweiz geführt, die aus verschiedenen Beweggründen<br />

illegalen Einwanderern und Flüchtlingen helfen oder geholfen<br />

haben und dadurch mitunter straffällig geworden sind oder<br />

existenzbedrohende persönliche Risiken eingehen. Ihre Entscheidung<br />

ist die Konsequenz aus humanitären Erwägungen, aus eigener<br />

Verfolgungserfahrung, aus menschlicher Empathie, aus einem<br />

Unbehagen an einer europäischen Exklusionspolitik, die sie für destruktiv,<br />

ungerecht und in ihren teilweise klandestinen und aggressiven<br />

Instrumentarien für demokratiefeindlich halten. Das Stück<br />

versammelt ethische Entscheidungen, Bekehrungen zum helfenden<br />

Handeln, Ausschnitte aus konkreten Hilfemomenten und die mit ihnen<br />

verbundenen persönlichen Gefühle und politischen Gedanken.<br />

Es ist ein leidenschaftlicher Appell für Menschenwürde und individuelle<br />

Verantwortung angesichts der Flüchtlings- und Migrationsschicksale<br />

tausender Mitmenschen.<br />

Maxi Obexer stammt aus Brixen/Südtirol und lebt in Berlin. In ihrem häufig<br />

gespielten Stück »Das Geisterschiff« setzte sie sich schon 2005 mit den modernen<br />

Flüchtlingskatastrophen an Europas Küsten auseinander. »Illegale Helfer«<br />

wurde 2015 in Salzburg uraufgeführt. In dieser <strong>Spielzeit</strong> <strong>2016</strong>/<strong>2017</strong> entwickelt<br />

sie aus Gesprächen mit in Potsdam lebenden Flüchtlingen den Text zu unserem<br />

Dokumentartheaterabend »Gehen und Bleiben«.<br />

Vaterlos aufgewachsen, wird Peer jung vom Träumen erfaßt. Seine<br />

Heimat kann ihm nichts bieten, er will hinaus ins Weite, er fühlt sich<br />

zu Höherem geboren. Auch seiner leidgeprüften Mutter Aase wächst<br />

er davon; sie muss ihn ziehen lassen. Draußen im Dorf entführt Peer<br />

zunächst die reiche Braut Ingrid von ihrer Hochzeitsfeier weg. Nun<br />

kann er sich bei den Leuten nicht mehr blicken lassen. Doch Ingrid<br />

ist nicht seine Frau fürs Leben, und so bricht er bald wieder auf, diesmal<br />

ins fantastische Reich der rüpelhaft-schweinischen Trolle, das<br />

bei aller Eigenart seinem Dorf auf frappierende Weise zu gleichen<br />

scheint. Auch dort fällt er aus dem Rahmen und muss weiterfliehen,<br />

und nun wird die ganze Welt sein Feld. Da Skrupel ihm immer<br />

fremd waren, erwirbt er als Kapitalist und Reeder, Sklaven- und<br />

Waffenhändler, Goldsucher und Prophet märchenhaften Reichtum,<br />

um doch alles wieder zu verlieren und zuletzt im Irrenhaus zu landen.<br />

Am Ende kehrt Peer alt und leer in seine Heimat zurück. Dort<br />

erwartet ihn bereits der Wiegemeister der Seelen, der Knopfgießer,<br />

und zwingt ihn, über sein Leben Rechenschaft abzulegen. Dort erwartet<br />

ihn aber auch Solvejg, die Frau, die ihn dereinst liebte …<br />

In seinem vielleicht kühnsten Stück durchmaß Henrik Ibsen 1867 ganze Welten,<br />

um all das zu fassen, was den Menschen in seinem Selbst ausmacht. Sein egomanischer<br />

Held Peer Gynt ist der Prototyp des modernen Menschen: rastlos,<br />

leer, getrieben vom unstillbaren Verlangen nach Entgrenzung und Triumph,<br />

strebend nach Besitz und Befriedigung, doch ohne Kern und ohne Substanz.<br />

»Ein großer Abend.« (nachtkritik)<br />

Regie Yvonne Groneberg Bühne+kostüme Nikolaus Frinke<br />

Spielort Reithalle<br />

Regie Alexander Nerlich Bühne+kostüme Wolfgang Menardi<br />

Musik Malte Preuß Spielort Neues <strong>Theater</strong><br />

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