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wiederaufnahme in der reithalle<br />
wiederaufnahme im neuen theater<br />
Maxi Obexer<br />
Illegale Helfer<br />
Deutsche Erstaufführung<br />
henrik ibsen<br />
Peer Gynt<br />
Deutsch von Angelika Gundlach<br />
Bergbauern, Verwaltungsrichter, Anwälte, Studenten, Studienräte,<br />
Aktivisten – was diese Menschen in Maxi Obexers Recherchestück<br />
vereint, ist, daß sie angesichts der restriktiven Asylpolitik ihrer Länder<br />
Partei ergreifen für die Betroffenen: Sie sind illegale Helfer. Die<br />
Autorin hat Interviews mit Menschen aus der Bundesrepublik, aus<br />
Österreich und der Schweiz geführt, die aus verschiedenen Beweggründen<br />
illegalen Einwanderern und Flüchtlingen helfen oder geholfen<br />
haben und dadurch mitunter straffällig geworden sind oder<br />
existenzbedrohende persönliche Risiken eingehen. Ihre Entscheidung<br />
ist die Konsequenz aus humanitären Erwägungen, aus eigener<br />
Verfolgungserfahrung, aus menschlicher Empathie, aus einem<br />
Unbehagen an einer europäischen Exklusionspolitik, die sie für destruktiv,<br />
ungerecht und in ihren teilweise klandestinen und aggressiven<br />
Instrumentarien für demokratiefeindlich halten. Das Stück<br />
versammelt ethische Entscheidungen, Bekehrungen zum helfenden<br />
Handeln, Ausschnitte aus konkreten Hilfemomenten und die mit ihnen<br />
verbundenen persönlichen Gefühle und politischen Gedanken.<br />
Es ist ein leidenschaftlicher Appell für Menschenwürde und individuelle<br />
Verantwortung angesichts der Flüchtlings- und Migrationsschicksale<br />
tausender Mitmenschen.<br />
Maxi Obexer stammt aus Brixen/Südtirol und lebt in Berlin. In ihrem häufig<br />
gespielten Stück »Das Geisterschiff« setzte sie sich schon 2005 mit den modernen<br />
Flüchtlingskatastrophen an Europas Küsten auseinander. »Illegale Helfer«<br />
wurde 2015 in Salzburg uraufgeführt. In dieser <strong>Spielzeit</strong> <strong>2016</strong>/<strong>2017</strong> entwickelt<br />
sie aus Gesprächen mit in Potsdam lebenden Flüchtlingen den Text zu unserem<br />
Dokumentartheaterabend »Gehen und Bleiben«.<br />
Vaterlos aufgewachsen, wird Peer jung vom Träumen erfaßt. Seine<br />
Heimat kann ihm nichts bieten, er will hinaus ins Weite, er fühlt sich<br />
zu Höherem geboren. Auch seiner leidgeprüften Mutter Aase wächst<br />
er davon; sie muss ihn ziehen lassen. Draußen im Dorf entführt Peer<br />
zunächst die reiche Braut Ingrid von ihrer Hochzeitsfeier weg. Nun<br />
kann er sich bei den Leuten nicht mehr blicken lassen. Doch Ingrid<br />
ist nicht seine Frau fürs Leben, und so bricht er bald wieder auf, diesmal<br />
ins fantastische Reich der rüpelhaft-schweinischen Trolle, das<br />
bei aller Eigenart seinem Dorf auf frappierende Weise zu gleichen<br />
scheint. Auch dort fällt er aus dem Rahmen und muss weiterfliehen,<br />
und nun wird die ganze Welt sein Feld. Da Skrupel ihm immer<br />
fremd waren, erwirbt er als Kapitalist und Reeder, Sklaven- und<br />
Waffenhändler, Goldsucher und Prophet märchenhaften Reichtum,<br />
um doch alles wieder zu verlieren und zuletzt im Irrenhaus zu landen.<br />
Am Ende kehrt Peer alt und leer in seine Heimat zurück. Dort<br />
erwartet ihn bereits der Wiegemeister der Seelen, der Knopfgießer,<br />
und zwingt ihn, über sein Leben Rechenschaft abzulegen. Dort erwartet<br />
ihn aber auch Solvejg, die Frau, die ihn dereinst liebte …<br />
In seinem vielleicht kühnsten Stück durchmaß Henrik Ibsen 1867 ganze Welten,<br />
um all das zu fassen, was den Menschen in seinem Selbst ausmacht. Sein egomanischer<br />
Held Peer Gynt ist der Prototyp des modernen Menschen: rastlos,<br />
leer, getrieben vom unstillbaren Verlangen nach Entgrenzung und Triumph,<br />
strebend nach Besitz und Befriedigung, doch ohne Kern und ohne Substanz.<br />
»Ein großer Abend.« (nachtkritik)<br />
Regie Yvonne Groneberg Bühne+kostüme Nikolaus Frinke<br />
Spielort Reithalle<br />
Regie Alexander Nerlich Bühne+kostüme Wolfgang Menardi<br />
Musik Malte Preuß Spielort Neues <strong>Theater</strong><br />
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