impuls - Soziale Arbeit - Berner Fachhochschule
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FAChBereICh<br />
Impulsveranstaltung<br />
Anreizmodelle in der Sozialhilfefinanzierung<br />
An einer Impulsveranstaltung des Fachbereichs <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> haben sich eine breite<br />
(Fach-)Öffentlichkeit sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und<br />
Behörden über Anreizmodelle in der Finanzierung der Sozialhilfe und die vorgeschlagenen<br />
Bernischen Gesetzesreformen im Finanz- und Lastenausgleich sowie in der Sozialhilfe<br />
ausgetauscht.<br />
Patricia Flammer<br />
Assistentin Bachelorstudiengang<br />
<strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
patricia.flammer@bfh.ch<br />
Im Mai 2010 wurden im Rahmen der Impulsveranstaltung<br />
«Anreizmodelle bei der<br />
Finanzierung der Sozialhilfe am Beispiel<br />
der Revision des Bernischen Sozialhilfegesetzes»<br />
verschiedene Anreizmodelle der<br />
Sozialhilfefinanzierung vorgestellt und diskutiert.<br />
Anlass boten die Revisionen des<br />
Bernischen Sozialhilfegesetzes (SHG) und<br />
des Gesetzes über den Finanz und Lastenausgleich<br />
(FILAG). Vier Kurzreferate<br />
lieferten den fachlichen Hintergrund für die<br />
anschliessende Podiumsdiskussion, in<br />
welcher verschiedene Standpunkte vertreten<br />
wurden.<br />
10<br />
<strong>impuls</strong> September 2010<br />
Aktueller Stand<br />
der Gesetzesrevisionen<br />
André Gattlen, stellvertretender Amtsvorsteher<br />
des kantonalen Sozialamtes, informierte<br />
über die laufende Revision von<br />
SHG und FILAG. Beide Gesetze werden im<br />
Herbst 2010 in den grossrätlichen Kommissionen<br />
beraten und sollen per Januar<br />
2012 in Kraft treten. Umstritten ist dabei<br />
das finanzielle Anreizsystem der FILAG<br />
Revi sion, welches auf Gemeindeebene<br />
Kosteneinsparung und mehr Transparenz<br />
bei gleichbleibendem Qualitätsniveau in<br />
der Sozialhilfe anstrebt. Im geltenden bernischen<br />
Lastenausgleich der Sozialhilfe<br />
werden die zusammengefassten Kosten<br />
von Kanton und Gemeinden je hälftig wieder<br />
auf Kanton und Gemeinden verteilt,<br />
was laut Gattlen für die Gemeinden wenig<br />
Sparanreiz mit sich bringt. In der Vernehmlassung<br />
wurden verschiedene Anreizmodelle<br />
verhandelt. In der individuellen<br />
So zialhilfe erhielt das BonusMalusSystem<br />
am meisten Zustimmung. Bei diesem wird<br />
die Kosteneffizienz der Sozialdienste unter<br />
Berücksichtigung gemeindespezifischer<br />
Rahmenbedingungen errechnet. Ein Malus<br />
ist zu zahlen, wenn die effektiven Kosten<br />
30 Prozent oder mehr über den geschätzten<br />
Kosten liegen. Ein Bonus erhält,<br />
André Gattlen, Blaise Kropf und Prof. Daniel Iseli im Gespräch.<br />
wessen effektive Kosten 30 Prozent oder<br />
mehr unter den geschätzten Kosten liegen.<br />
Gattlen erachtet dieses Modell als gerecht<br />
und effizient.<br />
In der institutionellen Sozialhilfe ist eine<br />
neue Aufgabenteilung im Alters und Behindertenbereich<br />
vorgesehen. Ausserdem<br />
soll ein Selbstbehalt in der Höhe von 20<br />
Prozent auf ausgewählten Angeboten eingeführt<br />
werden. Der Selbstbehalt beinhaltet<br />
auch einen Ausgleich der Ausgaben<br />
über einen Soziallastenzuschuss. Diese<br />
Massnahmen sollen ländliche Gebiete<br />
entlasten und kostenbewussteres Handeln<br />
der Gemeinden fördern.<br />
historische Perspektive<br />
Der Umgang mit Armut hat sich im Laufe<br />
der Zeit gewandelt, wie Dr. Brigitte<br />
Schnegg, Historikerin und Leiterin des<br />
interdisziplinären Zentrums für Geschlechterforschung<br />
der Universität Bern, in ihrem<br />
Referat erläuterte. In der Antike und im<br />
Mittelalter galt Armut als gewollter, gottgewürdigter<br />
Status. Die Barmherzigkeit<br />
verlangte, für die Grundbedürfnisse der<br />
Armen zu sorgen. Im Mittelalter gab es –<br />
bedingt durch Hunger und Krankheiten –<br />
immer mehr Arme. Man stufte Bedürftige<br />
zunehmend als bedrohlich ein und unter