impuls - Soziale Arbeit - Berner Fachhochschule
impuls - Soziale Arbeit - Berner Fachhochschule
impuls - Soziale Arbeit - Berner Fachhochschule
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
len Berufsfeldern – eine klare Orientierung.<br />
Dass <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> gerade unter diesem<br />
Regime stark an Anerkennung und Status<br />
gewann (misst man etwa am Lohn), dass<br />
die Professionalisierung der Dienste auch<br />
in der Provinz vorwärts kam, gerade unter<br />
einer engen und pragmatischen Orientierung<br />
an Bedürfnissen und Bereitschaften<br />
der Politik – das mag eine Ironie der<br />
Geschichte sein. Aber was gibt es Glaubhafteres,<br />
wenn es darum geht, sich Unentbehrlichkeit<br />
und damit Ansehen zu<br />
erarbeiten, als der enge Kontakt zur Nachfrage?<br />
Aus der jüngeren<br />
Vergangenheit …<br />
Der Auftrag, Forschung zu betreiben: Wir<br />
begrüssten ihn, aber er stellte uns zugleich<br />
vor grosse und anhaltende Herausforderungen.<br />
Wir mussten rasch konkurrenzfähig<br />
sein und dafür reichte die kantonale<br />
Verwaltung als Auftraggeberin nicht – auch<br />
wenn sie zugleich unsere Trägerschaft<br />
übernahm. Wir entwickelten eine Doppelstrategie:<br />
Profilierung, das heisst, Themenverzicht<br />
im erweiterten Leistungsauftrag,<br />
Konzentration auf wenige Gebiete, in denen<br />
zügig Kompetenz aufgebaut werden<br />
könnte, aber Verbreiterung des Kompetenzprofils<br />
im Bachelor hin zu einem übergreifenden<br />
Verständnis: Sozialarbeit,<br />
Sozialpädagogik, soziokulturelle Animation<br />
unter dem Titel «<strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>». Und zugleich<br />
entwickelten wir Kompetenzzentren<br />
in interdisziplinären Themenbereichen, aus<br />
unternehmerischer Sicht Erfolgspositionen,<br />
die uns ein wenig finanzielle Unabhängigkeit<br />
verschafften: Mediation, Gerontologie,<br />
Qualitätsmanagement und Case Management,<br />
oft in Kooperation mit ausserkantonalen<br />
oder ausländischen Hochschulen<br />
(Luzern, Freiburg), oder mit anderen Fachbereichen<br />
(Wirtschaft und Verwaltung,<br />
Gesundheit).<br />
So kamen wir mehr als gut über die Runden.<br />
Viele Modeströmungen liessen wir<br />
aus, setzten Bologna mit Gelassenheit und<br />
Pragmatismus um und pflegten als Wiedererkennungsmerkmal<br />
einen leisen Hang<br />
zum Traditionalismus. Wir setzten auch<br />
gegenüber unseren Stakeholdern auf Verlässlichkeit.<br />
Wir stehen zu einer stark<br />
selektiven Eignungsprüfung als Voraussetzung<br />
der Zulassung. Wiedereinsteigerinnen<br />
sind und bleiben ein Prototyp unserer<br />
Studierenden, wir richten unsere Strukturen<br />
soweit möglich auf ihre Lebensumstände<br />
aus und nehmen hin, dass das<br />
Studium für sie zeitweise eher ein Nebenschauplatz<br />
ist. Wir treiben Erwachsenenbildung.<br />
Sozialhilfe bleibt im Fokus unseres<br />
fachlichen Interesses, auch wenn es in<br />
der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> inzwischen Felder gibt,<br />
in denen professionelles Handeln und<br />
fachliche Autonomie weit besser gepflegt<br />
werden können. Mit einem soliden Leistungsausweis<br />
konnten wir in einer Position<br />
der relativen Stärke in die Auseinandersetzungen<br />
um unsere Kantonalisierung<br />
eintreten. Das hat sich auf die Durchsetzung<br />
unserer Interessen positiv ausgewirkt,<br />
auch wenn wir nicht aus jeder<br />
Aus einandersetzung als Gewinner hervorgegangen<br />
sind.<br />
Dennoch hat diese Politik ihren Preis.<br />
Die auftragsgetreu starke Betonung des<br />
Praxisbezugs unseres BachelorStudiengangs,<br />
die Skepsis gegenüber denen, die<br />
für die <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> das Zeitalter der<br />
ultimativen Akademisierung anbrechen<br />
sehen – das mag uns zumindest im «Feld»<br />
Glaubwürdigkeit eingebracht haben.<br />
Es hat aber dazu geführt, dass Lehre und<br />
Forschung in der Aufbauphase sehr<br />
getrennt entwickelt werden mussten oder<br />
sich sogar auseinander entwickelten. Die<br />
Spezialistinnen, die wir in der Forschung<br />
für wenige, definierte Themen brauchen,<br />
sind kaum einmal dieselben wie die Dozierenden,<br />
die nur vor dem Hintergrund ausgewiesener<br />
Praxiserfahrung glaubwürdig<br />
auf die Berufstätigkeit vorbereiten können.<br />
Als <strong>Fachhochschule</strong> haben wir nah an der<br />
Berufspraxis zu bleiben – als Hochschule<br />
in einem kompetitiven Umfeld haben<br />
wir Forschungsergebnisse auf qualitativ<br />
einwandfreiem Niveau zu Marktpreisen zu<br />
erbringen. Dieser Widerspruch setzte der<br />
Integration von Lehre und Forschung und<br />
damit unserer Entwicklung zur Hochschule<br />
Grenzen, die wir während des Aufbaus<br />
hinzunehmen hatten.<br />
… in die nahe Zukunft<br />
Mit unserer Konsolidierung nach Jahren<br />
des Aufbaus ist die Zeit gekommen, eine<br />
neue Entwicklungsphase einzuleiten. Unsere<br />
Studierenden und unsere Kundinnen<br />
und Kunden sollen nur an der Qualität<br />
unserer <strong>Arbeit</strong> erkennen, dass wir intern<br />
richtig organisiert sind. Die Lehre lebt<br />
davon, dass die Dozierenden nah an den in<br />
Praxis und Theorie aktuellen Fragestellungen<br />
sind; in Dienstleistungs und Forschungsangeboten<br />
entwickeln sie selbst<br />
diese Fragestellungen im Rahmen ihres<br />
jeweiligen Kompetenzprofils weiter. Nur so<br />
bleiben wir am Ball, was die Entwicklung<br />
der Profession und allenfalls der Disziplin<br />
betrifft. Ein Vorbild haben wir hierfür: unseren<br />
Masterstudiengang. Der <strong>Berner</strong> Beitrag<br />
zu unserem Kooperationsmaster wird von<br />
Dozierenden aus allen Leistungsbereichen<br />
zu etwa gleichen Teilen bestritten. Der<br />
Ansatz ist anspruchsvoll, aber die Qualität<br />
unseres Angebots wird dieser Konzeption<br />
Recht geben: Im Master wird «studiert».<br />
Die Führung des Fachbereichs trifft sich<br />
nun viermal im Jahr zu ganztägigen Klau<br />
suren. Es geht um mehr als um Zusammenarbeit<br />
und um mehr als den hydraulischen<br />
Transfer von Wissen; es geht um<br />
die Entwicklung und Umsetzung einer<br />
integrierten Sicht auf die <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> als<br />
Profession, ihren gesellschaftlichen Auftrag<br />
und ihre Weiterentwicklung. Eine Weiterentwicklung,<br />
die nur dann gelingt, wenn<br />
die Grundlage der Profession, das Wissen,<br />
nicht in den einen Köpfen generiert und<br />
dann in andere Köpfe transferiert werden<br />
muss, sondern wenn es in zyklisch und<br />
interaktiv verlaufenden Lehr und Lernprozessen<br />
geschöpft und angeeignet, ausprobiert,<br />
kritisiert, umgeformt, angewandt<br />
und weiterentwickelt wird. An diesen Prozess<br />
gilt es den Anschluss auch im Kanton<br />
Bern nicht zu verpassen.<br />
Wenn wir die Integration unserer Aktivitäten<br />
schaffen, dann wird unsere interne<br />
Aufgliederung nach Abteilungen so nebensächlich,<br />
dass wir sie gar nicht erst abzuschaffen<br />
brauchen. Unsere Kolleginnen<br />
und Kollegen in den anderen Kantonen<br />
haben dies zum Teil getan und stellen sich<br />
dann mitunter die Frage, ob der Ertrag den<br />
Aufwand rechtfertigt.<br />
Die «additive» Zusammensetzung unseres<br />
Fachbereichs, man sieht sie schon<br />
von aussen: Die historisch älteren Teile der<br />
Organisation sind im historisch älteren<br />
Haus am Falkenplatz untergebracht, die<br />
neueren Abteilungen an der Hallerstrasse.<br />
Diese räumliche Zersplitterung ist ein Abbild<br />
der Zersplitterung des Fachbereichs<br />
und wirkt der notwendigen Integration<br />
entgegen. Vielleicht wird sie überwunden:<br />
Zurzeit sind Verhandlungen im Gange,<br />
ob und unter welchen Voraussetzungen<br />
der Fachbereich <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> ganz an der<br />
Hallerstrasse untergebracht werden<br />
könnte.<br />
Ein neues Kapitel in der Geschichte der<br />
«<strong>Berner</strong> Soz» beginnt.<br />
<strong>impuls</strong> September 2010<br />
9