SOCIETY 369 / 2016

JORDANIEN
LÄNDERPORTRÄT
Seit 70 Jahren ist der Staat in Vorderasien
nun unabhängig vom Vereinigten
Königreich. Von archäologischen
Ausgrabungen und antiken Stätten
wie der Felsenstadt Petra, über die
Wüstenlandschaft von Wadi Rum bis
hin zur Wellness-Destination Totes Meer, hat das
Haschemitische Königreich Jordanien seinen Besuchern
und Einwohnern einiges zu bieten. Die
Hauptstadt Amman beheimatet über 2 Millionen
Menschen, eine vergleichsweise hohe Zahl in Anbetracht
der Gesamtbevölkerung von 5, 29 Millionen.
Wer in Jordanien leben möchte, sollte sich
jedoch auf die großen Temperaturunterschiede
zwischen Tag und Nacht einstellen, da diese in
wärmeren Sommermonaten über 20 Grad Celsius
betragen können.
•
Bevölkerung
Die nahezu ausschließlich arabische Bevölkerung
Jordaniens, von der mehr als die Hälfte palästinischer
Herkunft ist, legt viel Wert auf Gastfreundschaft
und menschliches Miteinander. Zu
den einflussreichsten Schichten der Gesellschaft
zählen vor allem dem haschemitischen Herrscherhaus
abstammende Familien. Die konstitutionelle
Monarchie ist auch gekennzeichnet durch eine
weitgehend homogene Religionszugehörigkeit,
da beinahe alle in Jordanien lebenden Menschen
sunnitische Muslime sind. Dennoch garantiert
die Verfassung ausdrücklich freie Religionsausübung,
was somit das von ungefähr fünf Prozent
der Bevölkerung praktizierte Christentum ebenso
wie den Islam unter staatlichen Schutz stellt. Die
Gleichstellung der beiden Religionen kann auch
im täglichen Leben beobachtet werden, da neben
der größten und bedeutsamsten Moschee in
Amman, der King Abdullah Moschee, gleich zwei
christliche Kirchtürme unübersehbar aufragen.
•
Essgewohnheiten
Eingefleischte Lamm-Liebhaber sind in Jordanien
bestens aufgehoben, da dieses hier auf jede
erdenkliche Art und Weise aufgetischt wird. Als besonders
delikat gilt Mansaf, das aus beduinischer
Küche stammende National- und Hauptgericht,
bestehend aus geschmortem Lamm welches mit
Joghurtsoße auf traditionell mit Nüssen, Rosinen
und Pinienkernen vermengtem Reis angerichtet
wird. Üblicherweise werden sämtliche Speisen auf
Kissen am Boden des Esszimmers sitzend genossen.
Als Gast sollte allerdings beachtet werden, dass es
Teil der Etikette ist, die angebotenen Gerichte zuerst
abzulehnen bevor man sie schließlich verzehrt.
•
Kunst und Kultur
Die jordanische Hauptstadt Amman etabliert
sich immer mehr als neues kulturelles Zentrum
im Nahen Osten. Als Drehscheibe der Kunst wird
oftmals die 1980 gegründete Jordan National Gallery
of Fine Arts gesehen, deren Dauerausstellung
über 2000 Werke beinhaltet. Ein weiteres Muss
für Kunstaffine ist es, ein traditionelles, handgeblasenes
Hebron-Glas, oder eine originäre „Sand
Bottle“ als Reiseandenken mit nach Hause zu nehmen.
Was die Literatur in Jordanien anbelangt, so
lässt sich feststellen, dass diese maßgeblich von
ägyptischen und libanesischen Schriftstellern
dominiert wird. Eine eigenständige Literatur des
Landes ist zwar momentan in Entwicklung, jene
ist allerdings kaum in europäischen Sprachen
verfügbar. Auf Deutsch verfügbar ist beispielsweise
„Wadi und die Heilige Milada“ von Ghalib
Wellness mit Blick auf
die jordanische Wüste
➢
FACTS IN
BRIEF
Ländername: Haschemitisches
Königreich Jordanien,
al-Mamlaka al-Urduniyya
al-Hashimiyya
Einwohner: 6.820.000
Fläche: 89.342 km 2
Klima: Wüstenklima im
Süden und Osten, Jordangraben
mediterran, Jordantal
und Rotmeerküste subtropisch
Geografie: Drei Großlandschaften:
Jordangraben,
Großer Afrikanischer Grabenbruch,
ostjordanisches
Bergland
Hauptstadt: Amman (Amman)
Bevölkerung: Araber, ca.
50% palästinischer Abstammung
Sprachen: Arabisch, regional
verschiedene Beduinendialekte
Währung: Jordanischer Dinar
Religion: 93% sunnitische
Muslime, 5% div. Christen, 2%
Sonstige
Nationalfeiertag: 25. Mai
(Unabhängigkeit)
Staatsform: Konstitutionelle
Monarchie
Staatsoberhaupt und Regierung:
Staatsoberhaupt König
Abdullah II. (1999), Regierungschef
Ministerpräsident
Abdullah Ensour (2012)
Mitglied in internationalen
Organisationen: Arabische
Liga, Islamische Konferenz-
Organisation, Vereinte
Nationen mit Sonderorganisationen,
Internationales
Rotes Kreuz
AUS DER
GESCHICHTE
10.000 v. Chr.: Beginn der
Besiedlung
ca. 1.200 v. Chr.: Erste
staatsähnliche Gebilde
800 v. Chr.: Herrschaft der
Assyrer
500 v. Chr.: Einwanderung
der Nabatäer
332 v. Chr.: Herrschaftsübernahme
durch Ptolemäer
106 n. Chr.: Bildung der
römischen Provinz Arabia
Petrae
395 n. Chr.: Reichsteilung
1250 – 1516: Ostjordanland,
Teil des Mamelukenreich
1517 – 1918: Teil des Osmanischen
Reichs
1920: Gründung des britischen
Völkerbundmandats
Palästina
1923: Bildung des Ostjordanland
als britisches
Völkerbundsmandat Transjordanien
1946: Unabhängigkeit als
Königreich Transjordanien
1950: Umbenennung in
Haschemitisches Königreich
Jordanien
SOCIETY 1_2016 | 153