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durchblick 2/2016

Autorenzeitschrift nicht nur für Senioren aus dem Siegerland

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Mein alter Freund<br />

„Steiner“<br />

Neulich, an einem dieser schönen Sonnentage, verbrachte<br />

ich mit ein paar Freunden den Nachmittag<br />

in unserem Garten. Irgendjemand fragte nach unseren<br />

alten Holzliegestühlen. „Ja natürlich haben wir sie noch,<br />

die stehen seit ewigen Zeiten im Holzschuppen, am Ende der<br />

Obstbaumwiese“, gab ich bekannt, während ich schon dort hin<br />

lief. Bei meinem Versuch, mir durch den dunklen Schuppen<br />

einen Weg zu bahnen, musste ich erst einige Katzen verscheuchen<br />

und unendlich viele Spinnweben zerstören.<br />

Endlich fand ich in der hintersten Ecke mehrere von<br />

diesen Holzliegestühlen. Ich zerrte einige nach draußen ans<br />

Tageslicht und konnte nur noch einen, nämlich meinen „alten<br />

Freund Steiner“, wie ich ihn immer wegen seines „steinbedruckten<br />

Stoffes“ nannte, als vielleicht brauchbar erkennen.<br />

Also klemmte ich ihn mir umständlich unter den Arm.<br />

Doch während des Tragens rutschte eine Stütze herunter und<br />

schlug mir genau in meine Kniekehle. Das tat vielleicht weh!<br />

Tapfer ignorierte ich den Schmerz, und<br />

nach kurzem Überlegen peilte ich den<br />

zurzeit sonnigsten Platz auf unserer<br />

Wiese neben dem Haus an. So, hier<br />

sollte er nun stehen. Oder doch vielleicht<br />

noch ein Stück näher zur Gartenmauer?<br />

Nein, nun glaubte ich unter<br />

den Wäscheleinen wäre der bessere<br />

Platz. Zum Glück erkannte ich noch<br />

früh genug, das dort viel zu viele Bodenunebenheiten<br />

waren. Immer noch unschlüssig<br />

suchend nach dem perfekten<br />

Standort, bemerkte ich plötzlich, dass<br />

meine Freunde, die inzwischen auf<br />

der Gartenmauer in der Sonne saßen,<br />

mich amüsiert beobachteten. Spontan<br />

entschied ich, den Liegestuhl jetzt genau<br />

dort zu platzieren, wo ich stand.<br />

Ja, und nun begann die Auseinandersetzung<br />

mit der Aufstelltechnik: Nach<br />

mehreren Versuchen entfaltete sich der<br />

Liegestuhl nach allen Seiten fast wie<br />

ein Fächer und klemmte mir prompt<br />

einen Finger ein. Autsch!<br />

Schnell entschied ich, mir nichts<br />

anmerken zu lassen. Während ich gehandicapt in einem<br />

neuen Versuch bemüht war die Armlehnen nach oben zu arbeiten,<br />

hakte sich eine Strebe so aus, dass ich sie nicht über<br />

das Kopfteil bekam. Eigentlich muss sie auch gar nicht darüber!<br />

Ich drückte sie feste in die Holzzähne und stellte dann<br />

enttäuscht fest, dass dieses auch nicht der richtige Weg war.<br />

Aufkommende Wut über mich selbst, ließ mich das Gelächter<br />

meiner Freunde nur ganz entfernt hören. „Wieso<br />

bin ich zu blöd einen Liegestuhl aufzustellen?“, fragte ich<br />

mich, während ich meine Hand mit dem gequetschten Finger<br />

versteckt nach oben hielt, um das unaufhörliche Pochen<br />

zu lindern. Nun benutzte ich meinen linken Fuß, um den<br />

Liegestuhl zur Seite zu schleudern. Mein Erstaunen über<br />

die Tatsache, wie schnell er perfekt zusammenklappte, ließ<br />

das Schmerzgefühl in meinem Fuß gar nicht richtig zum<br />

Ausbruch kommen. „Oh Gott, wie peinlich!“, schoss es mir<br />

durch den Kopf.<br />

Foto:Ulla D'Amico<br />

50 <strong>durchblick</strong> 2/<strong>2016</strong>

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