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Lebenslust Gottingen - Winter 2016

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10 LEBEN IN DER REGION lebenslust:gö<br />

Den Geflüchteten<br />

eine Stimme geben<br />

Das MUSEUM FRIEDLAND als<br />

Forum für berührende Geschichten<br />

Ein junger Mann in Flipflops, Jeans und schwarzem<br />

T-Shirt, die schlanke Gestalt lässig auf ein<br />

Geländer gestützt, in der einen Hand eine Zigarette.<br />

Man könnte meinen, er genieße die ruhige<br />

Abendstimmung – doch sein Blick verliert sich auf<br />

einem leeren Parkplatz. Auch der Wohncontainer mit<br />

den dicht aneinandergereihten Eingangstüren im<br />

Hintergrund stört das Idyll. Die Szene ist auf einem<br />

Foto festgehalten. Sie zeigt Ahmad, der aus dem Irak<br />

stammt. Der junge Mann erklärt, wofür das Bild steht:<br />

„Die Zigarette ist der einzige Freund, den ich hier<br />

habe.“ Ahmad hat an einem Foto-Workshop teilgenommen,<br />

zu dem das MUSEUM FRIEDLAND Bewohner*innen<br />

des Grenzdurchgangslagers eingeladen<br />

hat. Der junge Iraker lebt seit einer Woche im Lager,<br />

er ist alleine hier – ohne seine Familie.<br />

„Das Gefühl von Einsamkeit ist weit verbreitet unter<br />

den Menschen im Lager,“ sagt Samah Al Jundi-Pfaff,<br />

„auch wenn sich viele zusammentun, wie etwa<br />

Ahmad aus dem Irak und Hamto aus Eritrea, die sich<br />

während des Workshops gegenseitig fotografieren.“<br />

Als Museumspädagogin betreut sie die Teilnehmer.<br />

Ihre Kollegin Dr. Birga Meyer, wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

des Museums, ergänzt: „Jeder bekommt<br />

eine Kamera in die Hand, wir machen eine Einführung,<br />

dann können sie das Grenzdurchgangslager<br />

aus ihrer ganz persönlichen Sicht fotografieren“. Die<br />

fünf Teilnehmer stellen sich der Aufgabe mit großem<br />

Elan, berichtet Dr. Birga Meyer. Es macht ihnen offensichtlich<br />

Spaß, die Initiative zu ergreifen und Ideen<br />

für Aufnahmen zu entwickeln, die jeweils ihren individuellen<br />

Blick deutlich machen.<br />

Anschließend teilen sie anhand der entstandenen<br />

Fotos ihre Erfahrungen, die sie im Lager gemacht<br />

haben, mit den Museumsmitarbeiterinnen. Die Bilder,<br />

die Geflüchtete und Spätaussiedler*innen während<br />

des Foto-Workshops aufgenommen haben,<br />

werden zusammen mit ihren Geschichten im Frühjahr<br />

2017 in einer Sonderausstellung des MUSEUMs<br />

FRIEDLAND gezeigt.<br />

Das MUSEUM FRIEDLAND führt durch die spannende 70-jährige<br />

Geschichte des Grenzdurchgangslagers Friedland. Mithilfe multimedialer<br />

Präsentationen zeichnet die Ausstellung „Fluchtpunkt<br />

Friedland“ Lebenswege von Menschen nach, die ab 1945 bis<br />

heute mit ihrer Ankunft im Grenzdurchgangslager Friedland den<br />

ersten Schritt in ein neues Leben wagen. Dabei geht es um hochaktuelle<br />

Fragen wie Motive und Folgen von Flucht, aber auch um<br />

Hoffnung und Neubeginn.<br />

MUSEUM FRIEDLAND, Bahnhofstraße 2, 37133 Friedland<br />

Mittwoch–Sonntag 10.00–18.00 Uhr, www.museum-friedland.de<br />

Fotos: Museum Friedland<br />

Ihr Titel lautet: „So sehe ich das . . .“ und bringt auf<br />

den Punkt, welches Ziel das Museumsteam damit<br />

verfolgt: Den Geflüchteten die Möglichkeit zu bieten,<br />

ihre eigene Sichtweise auf das Leben im Grenzdurchgangslager<br />

einem breiteren Publikum zu präsentieren.<br />

„Dazu haben sie in ihrer Situation normalerweise<br />

keine Gelegenheit“, sagt Dr. Birga Meyer.<br />

Auch die Dauerausstellung des Museums „Fluchtpunkt<br />

Friedland“ erzählt Geschichten wie die von<br />

Ahmad. Darüber hinaus können sich die Besucher<br />

bei Führungen über das Gelände des Grenzdurchgangslagers<br />

ihr eigenes Bild machen. Der Alltag der<br />

Menschen im Lager ist geprägt vom Warten – Warten<br />

auf ein Lebenszeichen von der Familie in der Heimat,

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