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Lebenslust Gottingen - Winter 2016

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lebenslust:gö KULTUR 49<br />

Fotos: Roland Obst<br />

Spanien<br />

zu Gast in<br />

Nordhausen<br />

Angelos Samartzis (Javier Moreno), Zinzi Frohwein (Herzogin Carolina), Ensemble<br />

Das Wort „Madrid“ kann man an der<br />

etwas heruntergekommenen Hausfassade<br />

lesen, links das Straßenschild<br />

„Calle de la Torricella del Leal“. Auf der Bühne<br />

des Theaters Nordhausen ist Spanien zu Gast,<br />

die Proben zur Operette „Luisa Fernanda“<br />

gehen in die Zielgerade. Natürlich dreht es<br />

sich vor allem um die Liebe. Die Titelheldin<br />

muss sich zwischen zwei Männern entscheiden,<br />

dem starken Offizier Javier und dem<br />

sanften, reichen Gutsbesitzer Vidol, der sie<br />

schon lange anschmachtet – vor dem Hintergrund<br />

der spanischen Revolution 1868.<br />

„Luisa Fernanda“ ist eine Zarzuela. So heißt<br />

die spanische Sonderform der Operette, die<br />

zwischen 1850 und 1936 ihre Blütezeit hatte<br />

und bis heute in ihrem Herkunftsland sehr<br />

populär ist. Im Unterschied zur mitteleuropäischen<br />

Operette enthält die Zarzuela viel spanische<br />

Folklore, also etwa Tanzrhythmen wie<br />

Bolero oder Habanera statt Polka und Walzer.<br />

Damit es wirklich spanisch zugeht in Nordhausen,<br />

führt ein Spanier die Regie: Ricardo<br />

Sánchez Cuerda, der sich im vergangenen<br />

Jahr mit einer „Carmen“-Inszenierung bei den<br />

Schlossfestspielen Sondershausen bestens<br />

eingeführt hat.<br />

Noch sitzt das Orchester nicht im Graben, der<br />

Korrepetitor deutet den Klang am Klavier nur<br />

an. Und die Solisten schonen ihre Stimme.<br />

Aber man kann dennoch schon deutlich<br />

wahrnehmen, wie melodienselig, kultiviert<br />

und mitreißend die Musik von Federico Moreno<br />

Torroba (1891-1982) ist. Nach der Uraufführung<br />

1932 wurde das Werk mehr als<br />

10 000-mal gespielt. Das Theater Nordhausen<br />

hat sich jetzt die deutschsprachige Erstaufführung<br />

gesichert.<br />

Dass solche Raritäten den Nordhäuser Spielplan<br />

bereichern, gehört zu den Ideen des<br />

neuen Intendanten Daniel Klajner, der am 1.<br />

August <strong>2016</strong> sein Amt angetreten hat. Von<br />

Hause aus ist Klajner<br />

Dirigent. Nun hat er<br />

das Dirigentenpult<br />

mit dem Intendantenschreibtisch<br />

vertauscht.<br />

Doch er wird<br />

auch dirigieren: Zum<br />

Jahresende leitet er<br />

Beethovens „Neunte“<br />

Intendant Klajner<br />

in Nordhausen und in<br />

Sondershausen. Diese Thüringer Städte sind<br />

die beiden Standorte des Theaters, mit vollem<br />

Namen Theater Nordhausen / Loh-Orchester<br />

Sondershausen GmbH. Das waren zu<br />

DDR-Zeiten noch getrennte Institutionen.<br />

Das Theater Nordhausen besaß für das Musiktheater<br />

ein eigenes Orchester, für Symphoniekonzerte<br />

aber war das traditionsreiche<br />

Loh-Orchester aus dem 20 Kilometer südöstlich<br />

gelegenen Sondershausen zuständig.<br />

Schon kurz nach der Wende fusionierten<br />

Theater und Loh-Orchester. Klajner fühlt sich<br />

ausgesprochen wohl an seiner neuen Wirkungsstätte:<br />

„Das ist hier künstlerisch und<br />

kulturell ein Leuchtturm.“ Es gebe inzwischen<br />

mittelfristig Planungssicherheit. „Das Theater<br />

hat einen schönen Boden erreicht, zementiert<br />

und finanziert.“ Eine gute Basis, um 2017<br />

den 100. Geburtstag des Theaters Nordhausen<br />

zu feiern.<br />

Spielplan<br />

„Luisa Fernanda“ ist noch am 16. und 17.<br />

Dezember sowie im neuen Jahr am 22.<br />

Januar, 5. Februar und 8. März in Nordhausen<br />

zu sehen. Die musikalische Leitung<br />

hat Michael Helmrath. Außerdem<br />

stehen in dieser Spielzeit die Opern „La<br />

Bohème“ von Puccini, ab 20. Januar „Salome“<br />

von Richard Strauss auf dem Programm,<br />

dazu die Musicals „The Pirate<br />

Queen“, „Anatevka“ und ab 31. März<br />

2017 „Dracula“ sowie die RoadOper<br />

„Bonnie und Clyde“ (Premiere 5. Mai). Intendant<br />

Klajner steuert zum Reformations-Gedenkjahr<br />

ein eigenes Werk bei,<br />

das Luther-Musical „Hier stehe ich. Ich<br />

kann nicht anders.“ Uraufführung ist am<br />

23. April 2017 in der St.-Blasii-Kirche. Wer<br />

Open-Air-Opern liebt, kann vom 16. Juni<br />

bis 8. Juli 2017 im Schlosshof Sondershausen<br />

Lortzings „Zar und Zimmermann“<br />

und Mozarts „Bastien und Bastienne“<br />

erleben.<br />

Theaterkasse Nordhausen:<br />

Telefon 0 36 31 - 98 34 52,<br />

besucherservice@theater-nordhausen.de<br />

Das Theater und die Schlossfestspiele<br />

im Internet:<br />

www.theater-nordhausen.de<br />

www.schlossfestspiele-sondershausen.de<br />

■ Michael Schäfer

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