Okkultismus und Satanismus
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20 <strong>Okkultismus</strong><br />
2.3 <strong>Okkultismus</strong> als neue Form von Magie,<br />
Aberglaube <strong>und</strong> Spiritualität<br />
Während in der Esoterik sich die Selbstbezeichnung Spiritualität <strong>und</strong> Magie findet,<br />
sprechen nur Gegner des modernen <strong>Okkultismus</strong> von Aberglaube. Der Ausdruck<br />
Aberglaube entstammt der religiösen Polemik <strong>und</strong> soll den falschen Glauben<br />
bezeichnen. Nun gibt es keine Kriterien, um einen richtigen Glauben von einem falschen<br />
zu unterscheiden, wenn man nicht sich die Positionen des einen Glaubens zu<br />
eigen macht. Dies aber setzt ein Bekenntnis zu einem Glauben voraus, das mit den<br />
Gr<strong>und</strong>sätzen <strong>und</strong> Methoden der Wissenschaft nicht zu vereinbaren ist. Allenfalls<br />
könnte als Kriterium auf den geschichtlichen Prozeß verwiesen werden, in dem<br />
bestimmte Vorstellungen als unzulänglich <strong>und</strong> in ihren sozialen Konsequenzen für<br />
ein friedliches Zusammenleben von Menschen sich als abträglich erwiesen haben.<br />
Doch sollte auf den polemischen Begriff Aberglaube in der Religionswissenschaft<br />
wie anderen Geschichts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften verzichtet werden. 16 Mit dem<br />
Begriff der Magie verhält es sich nicht viel besser. Klare Kriterien, um Magie von<br />
Religion zu unterscheiden, sind zwar immer wieder versucht worden, aber bisher<br />
vergeblich geblieben.<br />
Mit Magie wird seit der Antike die Religion des anderen bezeichnet <strong>und</strong> dabei abgewertet<br />
<strong>und</strong> seinen Anhängern wie im Neuen Testament Asozialität <strong>und</strong> Unmoralität<br />
zugeschrieben. Von einem christlichen Standpunkt aus, könnte man die Esoterik <strong>und</strong><br />
den modernen <strong>Okkultismus</strong> Magie nennen, aber damit würde man sich zum einen<br />
die christlichen Maßstäbe zu eigen machen, zum anderen stellt sich die Frage, welchen<br />
Erkenntnisgewinn eine solche Bezeichnung bringt, da sich nicht angeben läßt,<br />
wodurch sich Religion von Magie unterscheidet. 17<br />
Spiritualität schließlich ist in esoterischen <strong>und</strong> okkulten Texten zu einem Zauberwort<br />
geworden, mit dem etwas benannt werden soll, von dem jedoch unklar ist,<br />
was es denn wirklich sei. Das Wort Spiritualität ist von lat. spiritus: Geist, Hauch,<br />
Seele abgeleitet. Der Begriff Geist, der in der europäischen Tradition der Religion<br />
<strong>und</strong> Philosophie eine wichtige Rolle spielt, taucht zwar in vielen Titeln auf, aber<br />
den in der Theologie <strong>und</strong> Philosophie unternommenen Bestimmungen des Geistes<br />
wird in der Esoterik konsequent ausgewichen. Man erhält den Eindruck, daß mit<br />
dem Ausdruck Spiritualität etwas bezeichnet wird, welches aber nicht genau<br />
bestimmt werden soll oder kann. Nicht in allen Religionen ist explizit von Geist die<br />
Rede, eine Konzeption Gottes als Geist ist z.B. im Judentum <strong>und</strong> als Heiliger Geist<br />
im Christentum ausgearbeitet worden. Andere Religionen, wie z.B. die antike<br />
griechische oder römische, verbinden mit ihren Göttern nicht die Vorstellung des<br />
Geistes.<br />
16 23. Vgl. B. Gladigow: Aberglaube, in: Handwörterbuch religionswissenschaftlicher Gr<strong>und</strong>begriffe<br />
Bd. 1, Stuttgart 1988, s. 378f.<br />
17 Vgl. H. Zinser: Der Markt der Religionen, München: Fink 1997, Kap. 6 „Was ist Magie?“