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Okkultismus und Satanismus

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Einführung in das Thema 55<br />

ren Satans, Teufel, Luzifer im Vordergr<strong>und</strong> steht. Im Mittelpunkt des Interesses an<br />

<strong>Satanismus</strong> <strong>und</strong> als primäres Ziel der Ritualpraxis steht vielmehr die „Selbstvergottung“<br />

des Menschen. Der Mensch ist das Maß aller Dinge! Die Beanspruchung der<br />

eigenen Göttlichkeit wird mit Hilfe von Ritualsystemen, die unter anderem das orgiastisch-libidinöse<br />

Ausleben des menschlichen Urtriebes – der Sexualität – zum Inhalt<br />

<strong>und</strong> Gegenstand (z.B. in der rituellen Sexualmagie) machen, vorangetrieben. Drittens<br />

bleibt festzuhalten, daß der <strong>Satanismus</strong> mit seinen Glaubens- <strong>und</strong> Weltdeutungssystem,<br />

sowie seiner Ritualpraxis Menschen die Möglichkeit verschafft, mit<br />

ihren Mangelerfahrungen, in einer gesellschaftlich nicht tragbaren <strong>und</strong> häufig kriminellen<br />

Art <strong>und</strong> Weise umzugehen. Das Gefühl über Rituale Power, Macht über<br />

Menschen <strong>und</strong> andere Kreaturen zu bekommen, latent vorhandene Wut auszuleben,<br />

Naturgesetze zum eigenen Vorteil verändern zu können, stellt für machen ichschwachen<br />

Menschen einen Gr<strong>und</strong> dar, sich dem <strong>Satanismus</strong> zuzuwenden. Der<br />

Trugschluß von der „Ichaufwertung durch die Ritualpraxis“ <strong>und</strong> die Erfahrung von<br />

ritueller Gewalt im Alltag satanistischer Praxis ist meines Erachtens mit dafür verantwortlich,<br />

daß bei einem Teil der Involvierten in einem nicht unerheblichen Maße<br />

psychopathologische Auffälligkeiten (angstneurotische, psychotische <strong>und</strong> dissoziative<br />

Zustände, wie MPS 1 ) festzustellen sind. Dabei wird die Frage offenbleiben müssen,<br />

ob die Ritualpraxis Anlaß <strong>und</strong> Auslöser oder ob eine vorhandene Disposition<br />

der Betroffenen für den psychopathologischen Bef<strong>und</strong> ausschlaggebend sind.<br />

Was läßt sich nun verläßlich über Zahlen im Bereich <strong>Satanismus</strong> aussagen? Daß eine<br />

quantitative Einschätzung des <strong>Satanismus</strong> schwierig ist, liegt in der Natur der Sache.<br />

Zum Beispiel verhindert das Einhalten der Arkandisziplin eine genaue <strong>und</strong> korrekte<br />

Aussage über den Involvierungsgrad von Kindern, Jugendlichen <strong>und</strong> Erwachsenen<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Allerdings lassen sich einige Rückschlüsse<br />

durch das Studium der Szene-Literartur, Aussagen von Aussteigern, Informationsabgleich<br />

mit anderen Experten, wie auch das Gespräch mit Szene-Aktivisten <strong>und</strong><br />

durch Surfen im Internet (hier finden wir das größte Informationsangebot zum<br />

Thema <strong>Satanismus</strong>) ziehen. Hartmut Zinser zeigt in seiner empirischen Erhebung,<br />

daß Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene (0,9 % bis 1,9 %) sich passiv durch Zusehen <strong>und</strong><br />

aktiv (0,6 % bis 2,4 %) an Schwarzen Messen beteiligen, wobei die Vorstellung, wie<br />

eine „Schwarze Messe“ auszusehen hat, von „nachts auf dem Friedhof treffen <strong>und</strong><br />

Wein trinken“ bis zu echtem „Ritualwissen“ differiert 2 . Meiner Meinung nach<br />

bewegt sich die Zahl der mehr oder weniger praktizierenden Satanisten zwischen<br />

3.000 <strong>und</strong> 7.000, einschließlich satanistisch orientierter Black Metal – Fans. Was<br />

einem mit Sorge erfüllen muß, ist die Tatsache, daß ein nicht geringer Teil der Involvierten<br />

bewußt Straftaten <strong>und</strong> Ordnungswidrigkeiten beim Praktizieren von Ritualen<br />

in Kauf nehmen <strong>und</strong> gedanklich sogar über Tiertötungen hinausgehen, d.h. ideologisch<br />

verbrämte Ritualmorde an Menschen einkalkulieren. Auffällig ist in diesem<br />

Bereich die zunehmende Brutalisierung nicht nur der Rituale <strong>und</strong> Praktiken, sondern<br />

auch des eigenen Denkens. Das jüdisch-christliche Menschenbild hat sich von<br />

1 MPS = Multiple Persönlichkeitssyndrom. Gehört zum Bereich „dissoziativer Störungen“.<br />

2 Vgl. H, Zinser, „Jugendokkultismus in Ost <strong>und</strong> West“ München 1993.

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