Okkultismus und Satanismus
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54 <strong>Satanismus</strong><br />
II. <strong>Satanismus</strong><br />
1. Einführung in das Thema<br />
Der Teufel hat in unseren Tagen wieder Hochkonjunktur. Dieser Eindruck verdichtet<br />
sich, wenn man die Medienberichterstattung der letzten Zeit Revue passieren<br />
läßt. Da werden suizidäre Jugendliche <strong>und</strong> ihre Verzweiflungstaten mit ihm in Verbindung<br />
gebracht. Fiedhofsvandalismus <strong>und</strong> Kirchenschändungen gehen auf das<br />
Konto seiner Jünger. Mord, Totschlag, Vergewaltigung geschehen im Namen Satans.<br />
Was steckt nun wirklich hinter diesen, die Öffentlichkeit beeindruckenden Medienereignissen?<br />
Gibt es einen sachlich realen Hintergr<strong>und</strong>? Immer wenn ein spektakulärer<br />
Fall aus diesem Genre, wie zum Beispiel „der Satanistenmord aus Witten“ in den<br />
Medien behandelt wird, kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, daß parallel<br />
zur zunehmenden Thematisierung von Satan, Teufel <strong>und</strong> Luzzifer auch die Unwissenheit<br />
<strong>und</strong> Verwirrung über die Erscheinungsformen des <strong>Satanismus</strong> in unserer<br />
Gesellschaft zu- aber gleichzeitig das sachliche Reflektieren über geeignete Präventionsmaßnahmen<br />
abnehmen. Das Gebot der St<strong>und</strong>e kann deshalb nur lauten, sich<br />
vom „Beschwichtigen“ <strong>und</strong> "Spekulieren“ abzugrenzen. Während die „Beschwichtiger“<br />
das Problemfeld satanistischer Praxis marginalisieren <strong>und</strong> keinen Handlungsbedarf<br />
für die staatlichen Ordnungskräfte erkennen können, konstatieren die „Spekulanten“<br />
anhand von willkürlich erf<strong>und</strong>enen oder ungeprüften Zahlen eine Bedrohung<br />
des christlichen Abendlandes durch satanistische Organisationen. Primär müssen<br />
wir das berechtigte Anliegen nach Schutz <strong>und</strong> therapeutischer Hilfe für die<br />
Involvierten <strong>und</strong> Aussteiger <strong>und</strong> die immunisierende Aufklärung für die „Nochnicht-Betroffenen“<br />
vor Augen haben. Doch dazu müssen die Multiplikatoren (Strafverfolger,<br />
Psychologen, Therapeuten, Pädagogen <strong>und</strong> Sozialarbeiter) das „Problem“<br />
<strong>Satanismus</strong> auch als solches wahrnehmen <strong>und</strong> sich instandversetzen, dem interventorisch<br />
begegnen zu können.<br />
Was ist nun <strong>Satanismus</strong>? Eine erste Feststellung, die wir für den Bereich <strong>Satanismus</strong><br />
treffen müssen, lautet: <strong>Satanismus</strong> ist von seiner „Philosophie“, Weltanschauung<br />
<strong>und</strong> Ritualpraxis her beurteilt, kein monolithischer Block, denn es gibt nicht nur<br />
eine, sondern vielzählige Vorstellungen <strong>und</strong> Seinsarten. Die unterschiedlichsten Traditionen<br />
von altägyptischen Mythologien über Kelten- <strong>und</strong> Wiccakulten, gnostischen<br />
Vorstellungen bis hin zu westafrikanischen <strong>und</strong> haitianischen Voodoo-Praktiken<br />
oder Kabbalistische Zahlenmagie werden im <strong>Satanismus</strong> der Neuzeit <strong>und</strong><br />
Moderne („Neo-<strong>Satanismus</strong>“) gemischt <strong>und</strong> in neu ausgeklügelten Systemen praktiziert.<br />
Diese Art von Synkretismus erschwert eine korrekte Definition des <strong>Satanismus</strong>.<br />
Am ehesten gelingt eine Kategorisierung, wenn wir die unterschiedlichen<br />
satanistischen Strömungen auf ihre phänomenologischen Seiten hin untersuchen.<br />
Zweitens muß eine fast als Paradoxie anmutende Prämisse im <strong>Satanismus</strong> zur<br />
Kenntnis genommen werden, nämlich daß im Glaubenssystem <strong>und</strong> in der Ritualpraxis<br />
der meisten satanistischen Systeme nicht die Anbetung, Anrufung der Figu-