SPORTaktiv Dezember 2016
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Wer an seiner<br />
Beweglichkeit<br />
arbeitet, ist<br />
nicht nur leistungsfähiger<br />
sondern auch<br />
weniger anfällig<br />
für Verspannungen<br />
und chronische<br />
Schmerzen.<br />
FOTOS: Runtastic<br />
DAS VORHER ENTSCHEIDET<br />
Was aber tun vor der Belastung? „Zu<br />
Beginn jeder Einheit empfiehlt sich ein<br />
aktiv dynamisches Dehnprogramm.<br />
Dabei werden sowohl die Muskulatur<br />
als auch die passiven Strukturen des<br />
Körpers wie Sehnen, Bänder und Knorpel<br />
auf das Kommende vorbereitet“,<br />
rät der Sportwissenschafter.<br />
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist<br />
die Vorstellung, mit ein paar Minuten<br />
intensiver Dehnung vor der eigentlichen<br />
Trainingseinheit seine Beweglichkeit<br />
effizient verbessern zu können.<br />
Vielmehr sollte es zu Beginn<br />
jeder sportlichen Aktivität darum gehen,<br />
die beteiligten Körperpartien zu<br />
mobilisieren, so das Verletzungsrisiko<br />
zu senken und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit<br />
zu erhöhen. Natmessnig<br />
stellt klar: „Aktiv dynamische<br />
Dehnübungen sollten fixer Bestandteil<br />
jedes Aufwärmprogramms sein –<br />
vor allem vor intensiven Belastungen,<br />
die Schnell- und Explosivkraft verlangen,<br />
und bei Sportarten, die ein hohes<br />
Maß an Flexibilität erfordern.“<br />
Welche Übungen das sind? „Ausfallschritte<br />
mit eingebauter Körperdrehung,<br />
aber auch sogenannte Star<br />
Touches und das klassische Knieheben<br />
sind gute Beispiele für funktionale<br />
Kräftigungsübungen, mit denen<br />
gleichzeitig die Beweglichkeit gesteigert<br />
wird. Zudem wird die inter- und<br />
intramuskuläre Koordination verbessert<br />
und die Durchblutung gefördert.<br />
Dadurch steigt im Muskel die Temperatur<br />
– dieser ist dann im wahrsten<br />
Sinn des Wortes aufgewärmt.“<br />
MYTHOS VERKÜRZUNG<br />
Ein weiteres Missverständnis betrifft<br />
den oft gebrauchten Begriff „Verkürzung“.<br />
Natmessnig: „Sogenannte Mechanorezeptoren<br />
melden uns, wenn<br />
der Endgrad einer bestimmten Gelenksbewegung<br />
erreicht ist. Wenn die<br />
maximal möglichen Bewegungsbereiche<br />
nicht regelmäßig ausgenützt<br />
werden, sinkt die Toleranz dieser Rezeptoren<br />
gegenüber auftretenden<br />
Dehnreizen. Dadurch kommt es zu einer<br />
Verminderung der Beweglichkeit.<br />
Echte Verkürzungen im Sinne einer<br />
strukturellen Verkürzung der Sarkomere<br />
(Anm.: kleinste kontraktile Einheit<br />
eines Muskels) treten – von pathologischen<br />
Ursachen abgesehen – erst<br />
nach langer Ruhigstellung in einer<br />
stark eingeschränkten Position auf.“<br />
In der Regel leiden besonders unbewegliche<br />
Menschen an muskulären<br />
Dysbalancen, die aus einseitigen Belastungen<br />
oder Fehlhaltungen resultieren.<br />
Um gezielt an diesen Schwächen<br />
arbeiten zu können, empfiehlt<br />
unser Experte die Diagnose durch einen<br />
Physiotherapeuten oder Arzt:<br />
„Meist wird Betroffenen ein Dehnprogramm<br />
in Kombination mit Kräftigungsübungen<br />
für die unterentwickelte<br />
Muskulatur verschrieben.<br />
Gerade im Winter sollten Sportler mit<br />
Beweglichkeitsdefiziten die Zeit nutzen.<br />
Denn durch gezieltes Training<br />
können Fehlhaltungen so korrigiert<br />
werden, dass klassische Alltagswehwehchen<br />
bald der Vergangenheit angehören<br />
und man im Frühjahr mit<br />
neuer Frische durchstarten kann.“<br />
So viel zur Theorie rund ums Dehnen.<br />
Und zur Praxis: Ein komplettes Winter-Dehnprogramm<br />
von unserem Run -<br />
tastic-Sportwissenschafter findest du<br />
unter https://goo.gl/GW537R<br />
Nr. 6; <strong>Dezember</strong> ’16 / Jänner ’17<br />
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