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SPORTaktiv Dezember 2016

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RUN<br />

über 5 km oder im Marathon – im direkten<br />

Zusammenhang mit einer gut<br />

ausgebildeten Grundlage steht.<br />

VERSUCH’S MIT CROSSTRAINING<br />

Um als Läufer nicht ins „Übertraining“<br />

zu schlittern bzw. um sich nicht zu verletzen,<br />

wird gern alternatives Training<br />

am Sportartentablett serviert. Zusätzlich<br />

zu Longjoggs und extensiven Dauerläufen<br />

ist es also sinnvoll, „fremdzugehen“.<br />

In unspezifischen Sportarten<br />

wie Mountainbiken, Spinning,<br />

Langlaufen, Rudern, Skitourengehen,<br />

Schwimmen etc. kann man das Herz-<br />

Kreislauf-System auf Touren bringen.<br />

ERST SCHWIMMEN, DANN LAUFEN<br />

Triathleten sollten die stille Zeit im<br />

Jahr auch für Grundlagentraining nutzen.<br />

Allerdings nicht nur fürs Stoffwechsel-Grundlagentraining<br />

– mit einem<br />

„Schwimmblock“ von bis zu zehn<br />

Wochen wird auch an der technischen<br />

Grundlage in der Disziplin Schwimmen<br />

gearbeitet. Drei- bis fünfmal die<br />

Woche sollte das Hallenbad schon aufgesucht<br />

werden, um nachhaltige positive<br />

Effekte zu erzielen. Wichtig: Mindestens<br />

einmal pro Woche sollte ein<br />

geschulter Trainer auf die Technik<br />

Der Experte<br />

MAG. HERWIG REUPICHLER ist Sportwissenschafter,<br />

Lauf- und Triathlontrainer<br />

für Hobby- und Leistungssport und<br />

aktiver Triathlet.<br />

KONTAKT: herwig.reupichler@<br />

sportunion-steiermark.at<br />

WEB: tristyria.at, spowimed.at<br />

achten und korrigierend eingreifen.<br />

Erst im Jänner, Anfang Februar kann<br />

man das Training im oft unbeliebten<br />

Nass reduzieren. Ein Laufschwerpunkt<br />

wäre in der Faschingszeit angebracht,<br />

um dann, wenn die Tage länger werden,<br />

Grundlagenkilometer am Rad zu<br />

schrubben.<br />

BIKER GEHEN FREMD<br />

Wer seinen Ausdauersport hauptsächlich<br />

auf dem Rad auslebt, dem ist in<br />

den Wintermonaten „Fremdgehen“<br />

anzuraten. Wer will schon fürs „artge-<br />

rechte“ Ausdauertraining stundenlange<br />

Einheiten am Ergometer abschwitzen?<br />

Die Ausdauergrundlage<br />

könnt ihr euch problemlos bei Bewegung<br />

aller Art holen: Langlaufen, Skibergsteigen,<br />

Schwimmen, Laufen,<br />

zwischendurch Spinning in der Gruppe,<br />

alles im aeroben Bereich gehalten<br />

– das bringt nicht nur die gewünschten<br />

Trainingsreize mit sich, sondern<br />

sorgt auch für Spaß und neue Motivation.<br />

Ein Kraftschwerpunkt bietet sich<br />

ebenfalls an. Dabei sollen wirklich<br />

hohe Lasten bewegt werden – Kraftausdauertraining<br />

bringt hier wenig.<br />

Dagegen lässt unspezifisches Maximalkrafttraining<br />

an Langhanteln,<br />

Beinpresse und Co. die Wattwerte<br />

nach oben hin ausschlagen. Ein Tipp:<br />

Baue nach dem Krafttraining sogenannte<br />

Transferübungen ein! Beispiel:<br />

Nach drei Sätzen tiefe Kniebeugen<br />

zu zehn Wiederholungen ist es<br />

ideal, wenn man sich für fünf Minuten<br />

auf den Ergometer schwingt und<br />

mit über 100 Umdrehungen pro Minute<br />

pedaliert. Dabei lernt der Körper,<br />

wozu er direkt zuvor die Kraftübung<br />

gemacht hat. Zum schnelleren Radfahren<br />

...<br />

Von der Leistungsdiagnostik bis zu den richtigen Trainingsbereichen<br />

DIE BESTIMMUNG DES IST-STANDES.<br />

Um sicher zu gehen, dass man im richtigen<br />

Intensitätsbereich trainiert, sollte<br />

man bei einem Sportwissenschafter und/<br />

oder Sportmediziner eine Leistungsdiagnostik<br />

durchführen. Vor allem ist ein Belastungs-EKG<br />

wichtig, um mögliche<br />

Herzschäden oder andere Krankheiten<br />

zu entdecken. Man kann es sich wie bei<br />

seinem Auto vorstellen: Regelmäßig zum<br />

„Pickerlmachen“ gehen beugt Troubles<br />

vor! Und der Zeitpunkt für die Inspektion<br />

passt jetzt genau.<br />

DIE SPIROERGOMETRIE-METHODE<br />

Zu Zeiten eines Hermann Maier war der<br />

Parameter „Laktat“ das Um und Auf.<br />

Heute weiß man längst, dass die Atemgaswerte<br />

– Sauerstoffaufnahme und<br />

Kohlendioxidabgabe – und deren Kurvenverlauf<br />

in Bezug auf der realisierten<br />

Leistung und der dazu parallel gemessenen<br />

Herzfrequenz wesentlich wichtiger<br />

und aussagekräftiger sind.<br />

Das Verfahren nennt sich „Spiroergometrie“:<br />

Jeder Atemzug wird über eine<br />

Atemmaske, die man während der Leistungsdiagnostik<br />

am Laufband oder am<br />

Fahrradergometer trägt, gemessen.<br />

Dadurch hat man während der Untersuchung<br />

tausende Messpunkte anstatt nur<br />

wenige, alle paar Minuten genommene<br />

Laktatwerte. Sprich: Man kann über die<br />

„Spiro“ wesentlich genauer die aerobe<br />

und anaerobe Schwellen sowie die maximale<br />

Sauerstoffaufnahme (VO2max)<br />

messen. Demzufolge gelingt es heute<br />

den Leistungsdiagnostikern, bessere,<br />

genauere, für den Athleten individuell<br />

bestimmte Trainingsherzfrequenzbereiche<br />

zu berechnen.<br />

DIE TRAININGSBEREICHE<br />

Nach der ausgewerteten Leistungsergometrie<br />

sollte der Läufer sechs Trainingsbereiche<br />

mit nach Hause nehmen:<br />

GLA: Grundlagenausdauertraining<br />

(Fettstoffwechsel), ca. 65-73 %<br />

der Hfmax<br />

GA1: extensive Ausdauer, ca. 74-82 %<br />

GA2: intensive Ausdauer (Marathonpace),<br />

ca. 83-88 %<br />

ST: Schwellentraining („Entwicklungsbereich“,<br />

Halbmarathonpace),<br />

ca. 89-92 %<br />

AT: Anaerobes Training, über 93 %<br />

REKOM: Regeneration und Kompensationstraining,<br />

unter 65 %<br />

DIE UMSETZUNG IM TRAINING<br />

•Im „Grundlagenblock“, also im Winter-<br />

training, sollten 90 Prozent der Gesamtzeit<br />

des Trainingsaufwandes im GLAund<br />

GA1-Bereich stattfinden.<br />

•Mit GA2-Einheiten ist generell sparsam<br />

umzugehen. Man nennt diesen Bereich<br />

auch „Misch“- oder „Hobbybereich“.<br />

Hier verbrennt man vorwiegend Kohlenhydrate,<br />

man rennt nicht hart aber<br />

auch nicht ganz locker. Nicht Fisch und<br />

nicht Fleisch – der Trainingsfortschritt ist<br />

nur von kurzfristiger Natur.<br />

•Die Bereiche „ST“ und „AT“ sind im Winter<br />

nur für Athleten geeignet, die mehr<br />

als sechs Stunden Ausdauersport betreiben.<br />

Auch ambitionierte Läufer sollten<br />

nur einmal pro Woche eine anaerobe<br />

Einheit einbauen, um keine sogenannte<br />

Frühform zu provozieren. Erst im Frühling,<br />

direkt vor dem Saisonbeginn, kann<br />

man den hochintensiven Anteil des Trainings<br />

nach oben schrauben.<br />

Langfristig wird man im Ausdauersport<br />

nur über sehr viel Grundlagentraining<br />

und über zusätzlich gezielt eingesetzte,<br />

sehr harte Trainingsreize besser. Der Anteil<br />

des aeroben Grundlagentrainings<br />

soll (in Stunden gemessen) auch in der<br />

Wettkampfphase nicht unter 70 Prozent<br />

des Trainingspensums fallen.<br />

FOTO: privat<br />

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