sportFACHHANDEL 15_2016 Leseprobe
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<strong>15</strong>.<strong>2016</strong> Stores | FACHHANDEL | 23<br />
unsere Kunden abholen, zusätzliche Kunden für<br />
Sport-Tiedje und Heimfitness begeistern. Und das<br />
in partnerschaftlicher Kooperation mit Karstadt<br />
Sports. Einem Partner, der aus unserer Sicht in<br />
anderen Bereichen sehr gut und kompetent ist und<br />
eine große Auswahl bietet. So können wir uns mit<br />
unseren Stärken hervorragend ergänzen.<br />
Karstadt Sports hätte doch die Flächen sicherlich<br />
nicht zur Verfügung gestellt, wenn man mit deren<br />
Produktivität wirklich zufrieden gewesen wäre?<br />
Grau: Bitte haben Sie Verständnis, dass wir nicht<br />
für Karstadt Sports sprechen können. Sicherlich<br />
wird Karstadt Sports uns die Flächen aber nicht aus<br />
rein altruistischen Motiven zur Verfügung gestellt<br />
haben. Vielmehr zeichnen wir uns als Sport-Tiedje<br />
durch den klaren Fokus Heimfitness aus. Das ist unsere<br />
Stärke, hier haben wir – und vor allem unsere<br />
Mitarbeiter auf der Fläche – Know-how. Und das<br />
stellen wir Karstadt Sports zur Verfügung. Das kann<br />
man sicherlich als Win-win-Situation beschreiben.<br />
Welche Chancen sehen Sie insgesamt für den<br />
Heimfitness-Markt und konkret für Sport-Tiedje?<br />
Grau: Das Segment ist unter Druck, der Markt stagniert<br />
seit Jahren, wenn auch in einigen Segmen ten<br />
immer wieder mit leichten Tendenzen nach oben<br />
oder unten. Den Markt an sich kann man derzeit als<br />
herausfordernd bezeichnen. Für Sport-Tiedje sehen<br />
wir diese Entwicklung aber so gar als Chance. Denn<br />
einerseits gibt es immer we niger Marktteilnehmer,<br />
andererseits können wir schlicht durch Qualität<br />
punkten. Und zwar durch fortlaufende Professionalisierung,<br />
aber auch durch Vergrößerung unseres<br />
Sortiments und durch Expansion.<br />
Sie bezeichnen sich selbst als führender Heimfitness-<br />
Experte in Europa. Daraus können Abhängigkeiten<br />
entstehen. Zum Beispiel wurde im letzten Jahr ge–<br />
mutmaßt, dass Kettler auch deshalb die Insolvenz<br />
in Eigenverwaltung anstrebte, weil die Abhängigkeit<br />
von einzelnen Marktteilnehmern zu hoch gewesen<br />
sei. Wie entwickeln sich Ihre Beziehung und die<br />
Partnerschaft zu Lieferanten, wenn man eine so große<br />
Bedeutung für den Markt hat wie Sport-Tiedje?<br />
Grau: Zunächst möchte ich betonen, dass uns und<br />
Kettler seit vielen Jahren eine faire und fruchtbare<br />
Partnerschaft verbindet. Wir machen bei Kettler<br />
nur einen einstelligen Prozentsatz des Fitness-Umsatzes<br />
aus, von daher war und ist Kettler mit seinen<br />
drei, vormals vier Geschäftsbereichen nicht von<br />
uns abhängig. Kettler ist einer unserer langjährigsten<br />
und geschätztesten Partner. Grundsätzlich<br />
sind wir sehr bestrebt, partnerschaftlich mit allen<br />
Lieferanten zusammenzuarbeiten. Wir haben den<br />
Vorteil, dass wir unsere Kunden sehr gut kennen<br />
und in ständigem Austausch sind. Wir sind in<br />
diesem Zusammenhang datenverliebt. Wir sind<br />
bestrebt zu erfahren, was unsere Kunden wollen,<br />
was sie suchen, wie man Produkte verbessern kann.<br />
Großgeräte-Ausstellung<br />
im Durchgang vom<br />
Düsseldorfer Warenhaus<br />
zu Karstadt Sports.<br />
Das spielen wir natürlich<br />
zurück an unsere<br />
Lieferantenpartner.<br />
Sicherlich klappt da die<br />
Kommunikation mal<br />
besser und mal weniger<br />
gut. Aber wir sehen<br />
klare Erfolge, wenn sich<br />
bestimmte Verbesserungen an den Geräten in teils<br />
deutlichen Umsatzsteigerungen niederschlagen.<br />
Entsprechend wachsen wir mit manchen Lieferanten<br />
weit überdurchschnittlich. Andere haben<br />
Entwicklungspotenzial.<br />
Mit welchen Lieferanten klappt der partnerschaftliche<br />
Austausch heute schon?<br />
Grau: Mit wem wir beispielsweise derzeit sehr gut<br />
wachsen, ist das von Ihnen soeben angesprochene<br />
Unternehmen Kettler. Hier sind wir derzeit auf<br />
Rekordniveau. Sehr gut läuft es auch mit Horizon,<br />
Life Fitness und Polar. Diese und andere Markenlieferanten<br />
haben ihre Hausaufgaben gemacht und<br />
sehen das Potenzial, mehr Marktanteile zu erobern.<br />
Ein großes Thema ist aktuell das sich rapide<br />
verändernde Konsumentenverhalten. Wie passt<br />
sich Sport-Tiedje an diese Entwicklung an?<br />
Grau: Zwar gab es schon 1984 ein stationäres<br />
Sport-Tiedje-Geschäft, unser Stammhaus in Schleswig,<br />
aber wir haben parallel schon 1999 unsere erste<br />
Internet-Seite online gestellt. Wenn Sie so wollen,<br />
war das unser Startschuss für Multichannel. Wir<br />
sind also prinzipiell schon mit dem Internet groß<br />
geworden. Und der Online-Erfolg hat maßgeblich<br />
zu unserem Wachstum seitdem beigetragen. Denn<br />
wir hatten immer mehr Nachfragen von Kunden,<br />
die die Geräte ausprobieren wollten. Ein Beispiel: In<br />
der Anfangszeit gab es Kunden aus der Schweiz, die<br />
nach Hamburg geflogen und mit dem Auto weiter<br />
nach Schleswig gefahren sind, nur um ein Fitnessgerät<br />
auszuprobieren. Solche Erlebnisse waren<br />
der Grund, warum wir in die Fläche wollten – um<br />
unseren Kunden mehr Beratung und eine bessere<br />
Servicequalität bieten zu können. 2003 haben wir<br />
in Berlin, Frankfurt und München deshalb unsere<br />
ersten Filialen eröffnet. Im Folgejahr sind wir dann<br />
nach Wien und nach Zürich gegangen. Wir waren<br />
also praktisch von Beginn an Multichannel-Händler.<br />
Was wir im Moment machen, ist eine massive<br />
Abdeckung der Fläche, so dass unsere Kunden<br />
unsere Fachmärkte in einer akzeptablen Distanz<br />
erreichen können, um vor Ort beraten und<br />
von unseren Technikern betreut zu werden. >>><br />
SPORT-TIEDJE<br />
Für Furore sorgte Sport-Tiedje<br />
jüngst mit der Ankündigung,<br />
21 Shop-in-Shop-Systeme<br />
in Karstadt-Sports-Häusern<br />
einzurichten. Schon vorher<br />
war man mit 22 Filialen der<br />
unumwundene Markführer<br />
im Heimfitness-Bereich in<br />
Deutschland. 1996 stieg<br />
Christian Grau in das 1984<br />
von Ulrich Tiedje in Schleswig<br />
gegründete Unternehmen<br />
ein, wurde später Mitinhaber<br />
und ist seit dem Rückzug von<br />
Ulrich Tiedje im Jahr 2011<br />
Alleininhaber. Bereits 1999<br />
wurde ein eigener Online-Shop<br />
installiert, ab 2003 expandierte<br />
man auch auf der Fläche. 20<strong>15</strong><br />
schließlich übernahmen die<br />
Norddeutschen OZI Sport B.V.<br />
sowie die Laidir Leisure Ltd.<br />
und sind nunmehr mit sechs<br />
Märkten in der Benelux-Region<br />
und neun Fachgeschäften<br />
in Großbritannien vertreten,<br />
hinzu kommen je drei Filialen<br />
in Österreich und der Schweiz<br />
sowie eine in Dänemark. Mit<br />
Cardiostrong, Taurus, Smart-<br />
Tec, Darwin und Bodymax<br />
entwickelt und vertreibt<br />
Sport-Tiedje insgesamt fünf<br />
Eigenmarken, angesiedelt im<br />
High-End-Bereich. Im Jahr<br />
20<strong>15</strong> erwirtschaftete man<br />
einen Umsatz von 97 Mio. €<br />
und beschäftigt ca. 500<br />
Mitarbeiter, darunter allein<br />
über 75 Servicetechniker sowie<br />
Sportwissenschaftler oder<br />
Fitnesstrainer.