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Haltbarkeit von Zahnamalgam im Vergleich zu ... - DIMDI

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6.8 Diskussion<br />

<strong>Haltbarkeit</strong> <strong>von</strong> <strong>Zahnamalgam</strong> <strong>im</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>zu</strong> Kompositkunststoffen<br />

6.8.1 Diskussion der medizinischen Bewertung<br />

Studiendesign und -dauer<br />

Die Ergebnisse <strong>zu</strong>r <strong>Haltbarkeit</strong> <strong>von</strong> direkten Zahnfüllungen divergieren je nach Studiendesign stark. In<br />

zwei <strong>von</strong> sechs systematischen Übersichtsarbeiten wird die <strong>zu</strong> erwartende Überlebenszeit <strong>von</strong> lege<br />

artis durchgeführten Kompositfüllungen zwar als vergleichbar mit der <strong>von</strong> Amalgam angesehen 29, 155 ,<br />

allerdings sind viele der in diesen Arbeiten eingeschlossenen Studien Kurzzeitstudien (≤ 5 Jahre), die<br />

die <strong>Haltbarkeit</strong> <strong>von</strong> Füllungsmaterialien eher überschätzen. Chadwick et al. 47 stellen eine signifikant<br />

längere <strong>Haltbarkeit</strong> für Amalgam <strong>im</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>zu</strong> Kompositen fest. Insgesamt ist fest<strong>zu</strong>stellen, dass in<br />

den ausgewerteten publizierten Studien das materialkundliche Niveau dem Stand der Technik vor<br />

Jahren entspricht; obgleich jedoch manche Autoren eine Verbesserung der <strong>Haltbarkeit</strong> <strong>von</strong> Kompositen<br />

durch verbesserte Materialeigenschaften in Zukunft für möglich halten, muss die Tatsache, dass<br />

laufend neue Werkstoffe auf dem Markt erscheinen, nicht unbedingt bedeuten, dass es sich <strong>im</strong>mer<br />

um Verbesserungen handelt.<br />

Bei den Angaben <strong>zu</strong>r Überlebenszeit ist <strong>zu</strong> unterscheiden zwischen Ergebnissen aus kontrollierten<br />

Longitudinalstudien, die das Potenzial eines Materials unter annähernd idealen Bedingungen zeigen<br />

und unkontrollierten Querschnittstudien, die darstellen, wie sich ein Material unter den alltäglichen<br />

Bedingungen einer allgemeinen Zahnpraxis tatsächlich verhält.<br />

Die in Longitudinalstudien involvierten Zahnärzte sind oft speziell geschult und kalibriert und stehen<br />

meistens nicht unter Zeitdruck. Die Kavitäten werden meistens streng selektiert und Füllungsmaterialien<br />

nur entsprechend ihrer Indikation verwendet. Die Auswahl der Patienten ist häufig hoch<br />

selektiv und inkludiert motivierte Personen mit ausgezeichneter Mundhygiene, die gewissenhaft<br />

regelmäßige Kontrolltermine einhalten. Ein Vorteil solcher Studien ist, dass Leistungsunterschiede der<br />

untersuchten Materialien frühzeitig feststellbar sind 155 .<br />

Die Patienten in Querschnittstudien sind meistens repräsentativer für die durchschnittliche Bevölkerung,<br />

so werden auch Risikopatienten eingeschlossen. In einer <strong>von</strong> Brunthaler et al. 29 zitierten<br />

Studie wird darauf hingewiesen, dass in allgemeinen Zahnarztpraxen Füllungen häufig vor dem<br />

eigentlichen Verlust ihrer Funktionalität ersetzt werden und die Halbwertszeiten in allgemeinen<br />

Zahnarztpraxen daher eine Ersatzrate und nicht eine Ausfallsrate der Funktionstüchtigkeit repräsentieren;<br />

<strong>zu</strong>m Teil beträgt die <strong>Haltbarkeit</strong> <strong>von</strong> Füllungen in den allgemeinen Zahnarztpraxen nur<br />

35 % der <strong>Haltbarkeit</strong> in Studien <strong>im</strong> universitären Bereich 29 . Diese Aussage wird unterstützt durch<br />

Ergebnisse <strong>von</strong> Fragebogenerhebungen in Zahnarztpraxen, bei denen die mediane <strong>Haltbarkeit</strong> <strong>von</strong><br />

34, 79, 81, 100,<br />

Amalgam- sowie auch Kompositfüllungen kürzer ist als die in kontrollierten Pr<strong>im</strong>ärstudien<br />

236<br />

. Details über die Durchführung der Füllungstherapie sind in den Studien häufig nicht angegeben<br />

und auch die exakte Best<strong>im</strong>mung des Alters einer Füllung ist meistens nicht möglich. Gerade in<br />

restrospektiven Studien kommt es <strong>zu</strong> einem Selektionsbias, da die Füllungsmaterialien für verschiedene<br />

Indikationen verwendet werden. Ein Vorteil <strong>von</strong> Querschnittstudien ist, dass eine große<br />

Anzahl <strong>von</strong> Füllungen innerhalb einer relativ kurzen Zeit beurteilt werden kann 155 .<br />

Die verwendeten Ergebnisparameter sind ebenfalls unterschiedlich: in den meisten Studien werden<br />

Überlebensraten beschrieben, d. h. der Prozentsatz der ursprünglich durchgeführten Füllungen, die<br />

nach einer best<strong>im</strong>mten Zeit noch funktionstüchtig sind. Um die Funktionsfähigkeit objektiv <strong>zu</strong> best<strong>im</strong>men,<br />

sind standardisierte Parameter nötig. Die MST ist jene Zeit, die eine individuelle Füllung mit<br />

50-prozentiger Wahrscheinlichkeit überschreitet. In Querschnittsstudien wird häufig der Begriff<br />

medianes Alter oder mediane <strong>Haltbarkeit</strong> verwendet: dies ist die Funktionsdauer <strong>von</strong> 50 % der<br />

Füllungen, die ausgefallen sind (Halbwertszeit).<br />

Häufig mangelt es auch an Erwägungen <strong>zu</strong> einer möglichen Kolinearität <strong>von</strong> Füllungsmerkmalen <strong>im</strong><br />

selben Patienten 63 . Dies ist z. B. auch in einer der vorliegenden retrospektiven Studien der Fall, in der<br />

eine größere Anzahl <strong>von</strong> Füllungen pro Patient bewertet wird 191 . Laut Hickel et al. 109 sollte sich die<br />

statistische Analyse jedoch auf den Patienten beziehen, da mehrere Füllungen <strong>im</strong> selben Patienten<br />

nicht unabhängig <strong>von</strong>einander betrachtet werden können. Um einen direkten <strong>Vergleich</strong> zwischen zwei<br />

Füllungsmaterialien ziehen <strong>zu</strong> können, sollte außerdem zwei vergleichbare Zähne und Kavitäten be<strong>im</strong><br />

DAHTA@<strong>DIMDI</strong> Seite 62 <strong>von</strong> 122

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