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Perspektivwechsel Empowerment

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<strong>Empowerment</strong>-Konzepte sollten demnach immer den<br />

tatsächlichen Bedürfnissen der Teilnehmenden entsprechen<br />

und Inhalte und Methoden wählen, die geeignet<br />

sind, Prozesse in Gang zu setzen, um strukturell benachteiligte<br />

Menschen nachhaltig zu stärken. Je nach<br />

den Erfahrungen und Bedarfen der teilnehmenden Personen,<br />

können und müssen hier verschiedene Bereiche<br />

und Themen angesprochen und in den Fokus gerückt<br />

werden (Familie, Bildung, Arbeit, Alltag etc.).<br />

Diese kleine Auswahl an möglichen Formaten zeigt,<br />

wie vielfältig <strong>Empowerment</strong>-Arbeit ist und sein kann:<br />

• Anti-Rassismus/-Diskriminierungsarbeit,<br />

de-koloniale Bildung<br />

• Sprachliche Ermächtigung<br />

• Ressourcenorientierte Biographiearbeit<br />

• (Kollegiale)Beratung, Traumabewältigung<br />

• Theaterarbeit (z. B. „Theater der Unterdrückten“<br />

nach Augusto Boal)<br />

• Körperarbeit<br />

• Community Organizing<br />

• Politische Arbeit / Bildung<br />

• Berufliche Bildung / Orientierung<br />

• Fachkompetenztrainings (z. B. Recht: Aufenthalt/<br />

Asyl, Arbeit, Familie, Gesundheit, Wohnen)<br />

• (Soziale)Kompetenztrainings (z. B. Kommunikation,<br />

Team, Sprache)<br />

• Medientraining<br />

• Netzwerk- und Bündnisarbeit<br />

Doch auch die <strong>Empowerment</strong>-Arbeit ist natürlich kein<br />

Allheilmittel, das eine Antwort auf alle (gesellschaftlichen)<br />

Probleme bietet. Das Verändern von Strukturen<br />

und Einstellungen in der Mehrheitsgesellschaft kann<br />

dadurch lediglich am Rande beeinflusst werden. Die<br />

Konzentration ist beim <strong>Empowerment</strong> natürlicherweise<br />

auf die Personen und Communities gerichtet, die selbst<br />

von (strukturellen) Benachteiligungen betroffen sind<br />

und eröffnet für diese neue und alternative Handlungsspielräume.<br />

Die Veränderung der Gesellschaft muss von<br />

allen darin lebenden Menschen gewollt und getragen<br />

werden und benötigt dazu vor allem die Bewegung<br />

und Veränderung der privilegierten Gruppen selbst.<br />

Safer spaces – geschützte(re) Räume<br />

<strong>Empowerment</strong> als wichtiges praktisches, politisches<br />

und ressourcenorientiertes Instrument benötigt besondere<br />

Räume – Räume für eine verletzungs- und<br />

hierarchiefreie Kommunikation, einen heilsamen Austausch<br />

und ein Denken ohne Rechtfertigung. In diesem<br />

Sinne erfordert die Umsetzung dieser Ansprüche temporär<br />

„geschlossene“ Räume, welche die geschützte<br />

Thematisierung von Erfahrungen mit Unterdrückung<br />

und physischer und psychischer Gewalt im Kontext von<br />

Diskriminierung in Gruppenprozessen zulassen – sogenannte<br />

„safer spaces“ oder „geschützte(re) Räume“.<br />

Konkret bedeutet dies, dass sich Menschen mit gleichen<br />

Diskriminierungserfahrungen und Verletzungen<br />

für eine zeitlich begrenzte Dauer ausschließlich untereinander<br />

austauschen und miteinander arbeiten.<br />

Diese Notwenigkeit der Schaffung von geschützte(re)n<br />

Räumen ergibt sich zum einen aus dem teils sehr<br />

schmerzhaften Erleben von Macht- und Ressourcenungleichheiten.<br />

Zum anderen erklärt sie sich aus dem<br />

Bedarf an der Schaffung von neuem Bewusstsein und<br />

der kritischen Hinterfragung dieser Ungleichheiten,<br />

um die Entwicklung von alternativen Denk- und Handlungsoptionen<br />

zu ermöglichen. Dieser Prozess kann<br />

sehr wirksam sein, wenn die Möglichkeit für die betroffenen<br />

Menschen besteht, Ausschlüsse und deren<br />

Folgen individuell und in Gruppenzusammenhängen<br />

in safer spaces zu überwinden.<br />

Die Wichtigkeit von „geschützteren“ Räumen bedarf<br />

einer stärkeren Anerkennung durch die Mehrheitsgesellschaft.<br />

Safer spaces sollten selbstverständliche<br />

Bestandteile von <strong>Empowerment</strong>-Arbeit sein und auch<br />

bei der Entwicklung entsprechender Konzepte durch<br />

die Trägerorganisationen bedacht werden.<br />

<strong>Empowerment</strong> und power sharing –<br />

eine Frage der Haltung<br />

Da <strong>Empowerment</strong>-Prozesse auch die Veränderung<br />

und Verschiebung von Machtstrukturen thematisieren,<br />

ist es wichtig, den Blick ebenfalls auf diejenigen<br />

zu richten, welche einen privilegierten Zugang zu Ressourcen<br />

in der Gesellschaft haben. Der durch das <strong>Empowerment</strong><br />

fokussierte Veränderungsprozess fordert<br />

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