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angenehm.<br />
Ohne etwas zu sagen, reichte der V<strong>amp</strong>ir hinter der Theke ihm den Becher. Alec nickte<br />
ihm kurz zu und zog sich an einem der Tische in der hintersten Ecke zurück. Die Gefühle<br />
die ihn durchströmten als er nach dem Blut griff waren wie immer zwiegespalten. Der<br />
V<strong>amp</strong>ir in ihm leckte sich die Lippen und freute sich darauf. Selbst wenn es abgestanden<br />
und kalt war, für ihn war es der Höhepunkt des Tages. Alecs Verstand fand es<br />
abscheulich, allerdings wusste er jetzt, wie wichtig es war. Noch einmal durfte er es nicht<br />
so weit kommen lassen. Von Ruben zu trinken war der größte Fehler, den er machen<br />
konnte! Er fühlte sich nach wie vor schlecht deswegen. Ruben war gerade erst wieder auf<br />
den Beinen und er riskierte dessen Gesundheit erneut. Wieso hatte er ihn nicht vorher<br />
gewarnt? Nein, stattdessen hatte er alles he<strong>ru</strong>ntergespielt und ihn be<strong>ru</strong>higt, damit er sich<br />
nicht länger schuldig vorkam. Wenn es ihm nicht herausge<strong>ru</strong>tscht wäre, wüsste Alec bis<br />
heute nicht, welche Gefahren von einem V<strong>amp</strong>irbiss ausgehen konnten.<br />
»Willst du wirklich riskieren jemanden umzubringen, Alec? Ich kann da nicht tatenlos<br />
zusehen. Wenn du die Kontrolle verlierst und einen Menschen beißt ... Verdammt, Alec,<br />
was ist, wenn jemand dabei stirbt? Sie würden dich töten!«<br />
Erst danach hatte Ruben weiter mit der Sprache rausgerückt und ihm die Risiken<br />
erklärt. Alec schloss die Augen. Ruben hätte sterben können! Am Blutverlust, falls er die<br />
Beherrschung verloren hätte, an einer Infektion oder am Biss selbst. Von dem Risiko einer<br />
ungeplanten Verwandlung ganz abgesehen. So ausgeschlossen wie in Rubens Version war<br />
das nicht.<br />
Auch Nathanael hatte ihn in diesem Punkt belogen: Es würde nichts passieren,<br />
vollkommen ungefährlich … Er hatte seine Worte noch in den Ohren. Mittlerweile fragte<br />
er sich, wa<strong>ru</strong>m er ihm nur ein Wort geglaubt hatte, nach allem, was passiert war. Es<br />
hätte ihm von Anfang an klar sein müssen, dass Nathanael das Leben eines Menschen<br />
egal war. Er hatte es ihm oft genug gezeigt. Wenn etwas schief gegangen wäre, hätte er<br />
die Frau einfach getötet.<br />
Alec öffnete wieder die Augen. Das war das Letzte, an das er jetzt denken wollte. Ihr<br />
Bild verfolgte ihn nach wie vor. Meist vermischt mit dem Gesicht von Nathanaels Opfer.<br />
Die toten Augen, die herausgerissene Kehle und das ganze Blut. Sie hätte genauso enden<br />
können.<br />
Alec starrte he<strong>ru</strong>nter auf den Becher. Noch war der Inhalt unangetastet, aber lange,<br />
würde er nicht mehr widerstehen können. Der Ge<strong>ru</strong>ch hüllte ihn ein und vertrieb die<br />
trüben Gedanken. Mit einem Seufzen nippte er daran. Ein wohliger Schauer überkam ihn<br />
und er leerte den Becher in einem Zug.<br />
Als Alec wieder klar denken konnte, schob er den leeren Becher angeekelt von sich. Er<br />
überlegte, ob er bleiben oder gehen sollte. Zu Hause erwartete ihn niemand. Zu Hause.<br />
Wie schnell er sich an den Gedanken gewöhnt hatte, dabei war es nur vorübergehend. Er<br />
wusste nicht, wie lange Ruben ihn noch dulden würde, aber langsam sollte er sich damit<br />
anfreunden, dass es irgendwann vorbei sein würde. Dass er bald allein sein würde.<br />
Bestimmt war Ruben es leid, dass er ihm so eine Last war. Die ständigen Alpträume, die<br />
Panikanfälle die ihn immer wieder überkamen. Das konnte er auf Dauer sicher nicht<br />
gebrauchen. Er hatte selbst genug Sorgen.<br />
Seine einzige Chance war, dass er den Mut finden würde und ihm seine Gefühle<br />
gestand. Alec biss sich auf die Lippe. Er würde viel riskieren. Er wusste, dass er Ruben