COMPACT-Magazin 03-2016
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<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />
Die bessere Kanzlerin<br />
_ von Jürgen Elsässer<br />
Frauke Petry ist zum Gesicht der AfD geworden, weil sie in der Lage ist, Klartext zu reden<br />
– und trotz allem charmant zu bleiben. Als vierfache Mutter und moderne Frau ist sie das<br />
Gegenbild zu Angela Merkel – und gibt den Ausgegrenzten eine Stimme. Kein Wunder,<br />
dass sie zum Hassobjekt für Blockparteien und Monopolmedien geworden ist.<br />
Frontfrau der ersten Stunde: Frauke<br />
Petry war bereits in der AfD-Vorgängerorganisation<br />
Wahlalternative<br />
2013 aktiv. Seit Juli 2015 ist sie<br />
Vorsitzende der Oppositionspartei.<br />
Foto: picture alliance / dpa<br />
Am Ende wird es ein Lächeln sein, das den Gegner<br />
besiegt – das Lächeln von Frauke Petry. An diesem<br />
27. Januar ist es ihre schärfste Waffe bei Sandra<br />
Maischberger: Ihre Mundwinkel besuchen die Ohren,<br />
kräuseln sich an den Enden, ihre Augen blitzen schelmisch,<br />
ihr Kinn hebt sich mit verhaltener Arroganz –<br />
wer denkt da nicht an Audrey Hepburn in Frühstück<br />
bei Tiffany? Die gegen sie aufgebotene Altherrenriege<br />
kommt ins Stammeln: der schwabbelig gewordene<br />
Jakob Augstein, der SPD-Pöbler Ralf Stegner, der<br />
zerzauste AfD-Dissident Hans-Olaf Henkel. Der eine<br />
bringt sie mit den «Horden, die durch Dresden ziehen»<br />
in Verbindung, der andere will den Verfassungsschutz<br />
auf sie hetzen, der dritte faselt von «NPD-light».<br />
Petry kommt kaum zu Wort, und das ist auch nicht<br />
nötig, denn schon rein optisch fallen diese Beleidigungen<br />
auf ihre Urheber zurück. Welch ein Unterschied<br />
zwischen ihr und den Linken in der Runde: Während<br />
Augstein schlaff im Sessel fläzt und den Hemdkragen<br />
nicht geschlossen hat, Stegner sogar gänzlich ohne<br />
Krawatte und im zerknautschten Anzug gekommen<br />
ist, sitzt ihnen die AfD-Vorsitzende hoch aufgerichtet<br />
gegenüber. Ihr Business-Kostüm mit der Flügelkragenbluse<br />
verleiht ihr die noble Kühle, die notwendig ist,<br />
um den Betrachter von den langen Beinen unter dem<br />
kurzen Rock abzulenken. Dabei kokettiert sie keine<br />
Sekunde mit ihren Reizen, fast eine Stunde lang behält<br />
sie ihre Körperposition bei: Offensichtlich steht sie in<br />
dieser Konfrontation unter ungeheuerer Anspannung.<br />
Trotzdem schafft sie es, die Angriffe wegzulächeln und<br />
in dem ganzen politisch korrekten Tohuwabohu immer<br />
wieder mit glasklaren Sätzen zu kontern. Etwa mit diesem:<br />
«Wir haben kein Problem, unser Programm vorzustellen<br />
und den Bürger entscheiden zu lassen.» Die<br />
anderen wollen die AfD ausgrenzen und misstrauen<br />
dem Volk – sie aber stellt sich der Demokratie. Wütender<br />
Geifer gegen entwaffnende Offenheit – das ist der<br />
Eindruck, der bleibt. In den folgenden Umfragen wird<br />
die AfD bundesweit zur drittstärksten Partei.<br />
Jagdszenen aus Mannheim<br />
Vier Tage später ist Frauke Petry zu Gast in Mannheim,<br />
um den Wahlkampf der baden-württembergischen<br />
Parteifreunde zu unterstützen. Der Zugang zur<br />
Gaststätte Schützenhaus wird von linksextremen Hundertschaften<br />
blockiert. Eine Teilnehmerin berichtet:<br />
«Ich sah, dass der Zaun abgesperrt war und davor größere<br />
Mengen von jungen aggressiven Leuten waren,<br />
Wer denkt bei<br />
Frauke Petry nicht<br />
an Audrey Hepburn<br />
in «Frühstück bei<br />
Tiffany»?<br />
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