23.02.2017 Aufrufe

COMPACT-Magazin 03-2016

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

54<br />

Aufbäumen für den Sieg: Rückraumspieler<br />

Julius Kühn wurde erst<br />

während der EM nachnominiert.<br />

Foto: picture alliance / Camera4<br />

Rangliste der<br />

Europameister<br />

Rang Land<br />

Titel<br />

1. Schweden 4<br />

2. Frankreich 3<br />

3. Dänemark 2<br />

4. Deutschland 2<br />

5. Russland 1<br />

(Stand: 31. Januar <strong>2016</strong>)<br />

Quelle: Wikipedia<br />

_ Bernd Schumacher ist der<br />

Fußballspezialist und Sportexperte<br />

von <strong>COMPACT</strong>. In Ausgabe 2/<strong>2016</strong><br />

schrieb er über Jürgen Klopp, der<br />

als Coach des FC Liverpool mit<br />

deutschen Tugenden die englische<br />

Liga aufmischt.<br />

Unsere Handball-Nationalmannschaft stellte unter<br />

Beweis, dass die berühmten deutschen Tugenden leben.<br />

Der Wille zum Sieg trug unsere Jungs von Spiel zu<br />

Spiel, von Triumph zu Triumph. Je stärker der Gegner,<br />

desto größer die Kampfkraft. Und die jungen Wölfe<br />

schlugen hart zu. Die Fußball-Nationalelf gehörte bei<br />

Welt- und Europameisterschaften stets zu den zahmsten.<br />

Die Handballer des Jahrgangs <strong>2016</strong> sind deutlich<br />

anders unterwegs. Für sie gab’s kein Pardon, sie rempelten,<br />

fielen den gegnerischen Angreifern in den Arm,<br />

zogen die Notbremse, wenn das eigene Tor in Gefahr<br />

war. Kreisläufer Hendrik Pekeler kassierte 22 Strafminuten,<br />

vier Gelbe und eine Rote. Nicht immer schön,<br />

aber immer wirkungsvoll. Die jungen Deutschen gaben<br />

nie auf und rangen dem Gegner den Sieg mit Blut,<br />

Schweiß und Toren ab – bei jedem Spiel aufs Neue.<br />

Unsere Männer stellten unter<br />

Beweis, dass die berühmten<br />

deutschen Tugenden leben.<br />

Die Bewährungsprobe kam im Viertelfinale gegen<br />

Dänemark. Nur drei Minuten vor Schluss gelang der<br />

Ausgleich gegen die nordischen Platzhirsche, die fast<br />

das ganze Spiel über geführt hatten. 30 Sekunden später<br />

verwandelte Tobias Reichmann einen Siebenmeter<br />

eiskalt zur Führung. Unglaubliche 26 Treffer erzielte<br />

der Rechtsaußen im gesamten Turnier – Trefferquote:<br />

90 Prozent. Die harte Belastungsprobe dann im<br />

Halbfinale gegen Norwegen. Nur 19 Sekunden vor<br />

Schluss erzielte der Kieler Rune Dahmke den Ausgleich<br />

zum 27:27. In der hochdramatischen Verlängerung<br />

waren es dann abermals die deutschen Tugenden,<br />

die die Entscheidung brachten: Durchhaltevermögen,<br />

eiserner Wille, Mannschaftsgeist, dazu jede<br />

Menge Kraft und Schnelligkeit. Nur fünf Sekunden vor<br />

Abpfiff erzielte der Nachrücker Kai Häfner das Siegtor<br />

zum 34:33 – eine unglaubliche Leistung der jüngsten<br />

Mannschaft des Turniers.<br />

Wie aus einem Guss<br />

Im Finale erschien dann alles plötzlich ganz leicht.<br />

Das hoch favorisierte Spanien mutierte vom Angstgegner<br />

fast zum Sparringspartner. Schon in den ersten<br />

zehn Minuten hatten sich die Männer in Weiß einen<br />

Vier-Tore-Vorsprung herausgespielt. Das Märchen<br />

von Krakau ging weiter, in der zweiten Halbzeit waren<br />

sich die deutschen Anhänger sicher: Dort unten spielt<br />

der neue Europameister, und er kommt aus der Heimat.<br />

Die Jungs wirkten geradezu übermächtig. In den<br />

acht Spielen des Turniers waren sie immer wieder bis<br />

an ihre körperlichen Grenzen gegangen, doch jetzt lief<br />

alles wie von selbst. Vorne wirkte die Angriffsmaschine,<br />

Kai Häfner donnerte sieben Bälle ins gegnerische<br />

Netz, aber anders als bei den Herzschlagspielen hielt<br />

auch die Abwehr: Der spanische Topstar Raúl Entrerrios<br />

verzweifelte ein ums andere Mal an den Muskelmännern<br />

aus Gummersbach, Wetzlar und Lübbecke.<br />

Ex-Nationalspieler Steffen Kretzschmer brachte<br />

es als Kommentator auf den Punkt: Die Führung<br />

sei so deutlich, «weil hinten eine deutsche Mauer<br />

steht!» Abwehrriese Finn Lemke (2,10 Meter) brüllte<br />

in der Kabine seinen Kampfruf heraus: «Heute nicht!<br />

Heute kann uns niemand schlagen! Heute ist unser<br />

Tag!» Und tatsächlich: Nach 60 Spielminuten war<br />

der Triumph perfekt, das Turnier hatte seinen Über-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!