COMPACT-Magazin 03-2016
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In drei Schritten zum Sturz<br />
_ von Jürgen Elsässer<br />
Deutschland braucht eine Wende –<br />
und keinen Kopfstand. Foto: picture<br />
alliance / Ulrich Baumgarten<br />
Merkel ist am Ende – aber wie werden wir sie los? In diesem Frühjahr stehen die Chancen<br />
so gut wie nie. Im Volk zunehmend unbeliebt und international isoliert, bröckelt nun auch<br />
ihre Unterstützung in der eigenen Partei. Ein Funke kann einen Steppenbrand entzünden.<br />
Sind das die letzten Tage im Kanzlerbunker? Angie<br />
allein zu Haus – nur noch ihr treuer Eunuch Peter Altmaier<br />
schleicht durch die menschenleeren Gänge. An<br />
der Tür hält der knorrige Volker Kauder einsam Wache.<br />
Die Peitsche, mit der er die Kritiker in der Fraktion auf<br />
Linie zwang, nützt ihm nichts mehr: Tatsächlich haben<br />
schon 50 Abgeordnete der Kanzlerin per Brief den<br />
Gehorsam in der Flüchtlingsfrage aufgekündigt. In<br />
Umfragen fordern mittlerweile 40 Prozent der Deutschen<br />
den Rücktritt der Regierungschefin.<br />
Auch der letzte Vorstoß des düsteren Wolfgang<br />
Schäuble hat nicht gefruchtet: Die Asylkosten durch<br />
einen Benzinzuschlag zu finanzieren – genau das<br />
musste die Volksseele zum Kochen bringen. Der Unmut<br />
über die Zuwanderung kombiniert mit dem Zorn der<br />
Autofahrer, einer der mächtigsten Lobbys im Land –<br />
man muss schon sehr verzweifelt sein, um die Explosivität<br />
dieser Mischung nicht im Vorfeld zu erkennen.<br />
Den Badener, einen alten Fährensmann der Union, hat<br />
sein Instinkt verlassen.<br />
Auch aus dem Ausland kommt schlimme Kunde. Die<br />
Amerikaner, die Merkel noch im Dezember als «Person<br />
of the Year» auf das Titelbild von Time <strong>Magazin</strong><br />
gehievt hatten, forderten sie schon keine vier Wochen<br />
später per New York Times zum Rücktritt auf. Dänemark<br />
und Schweden machen die Grenzen dicht, die<br />
Osteuropäer haben gegen die Islamisierung sogar<br />
eine Art Warschauer Pakt gebildet. Selbst Werner Faymann,<br />
ihr treuester Knappe, hat die Fahne gestrichen<br />
und verspricht seinen Österreichern eine Asylanten-<br />
Obergrenze. So ist Erdogan der letzte Verbündete, der<br />
Merkel bleibt – der blutbesudelte Macbeth der Hohen<br />
Pforte. Zu ihm eilt sie Anfang Februar und verspricht<br />
ihm weitere Milliarden – während seine Soldateska<br />
weiter Jagd auf Kurden macht. Ob sie mit diesem Kniefall<br />
bei ihren Wählern Sympathien mobilisieren kann?<br />
Horst Seehofer war da schon cleverer: Er flog kurz<br />
vorher nach Moskau und trat damit in die Fußstapfen<br />
von Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber, die schon<br />
immer, zum Kummer der jeweiligen Bundesregierung,<br />
eine königlich-bayrische Ostpolitik betrieben haben.<br />
Zäh wie Pattex<br />
Doch niemand sollte darauf hoffen, dass Merkel<br />
von alleine aufgibt. Zurück zur Grenzsicherung kann<br />
sie ohnedies nicht mehr – zu oft und zu verbissen hat<br />
sie ihr Mantra «Wir schaffen das» verkündet. Und was<br />
ihr an Unterstützung in der Mitte davonläuft, gleicht<br />
sie durch Verbündete von links aus: SPD und Grüne, ja<br />
«Die Lage ist<br />
brenzlig.» <br />
Merkel-Vertrauter<br />
Asylkrise: Weiter<br />
so?<br />
Deutschlandtrend<br />
3.Februar <strong>2016</strong><br />
«Die Bundesregierung hat die<br />
Flüchtlingssituation im Griff»:<br />
JA<br />
NEIN<br />
18<br />
81<br />
«Finden Sie die Einführung von<br />
Grenzkontrollen zwischen den<br />
EU-Ländern richtig?»:<br />
JA<br />
NEIN<br />
53<br />
42<br />
Angaben in Prozent<br />
Quelle: infratest dimap<br />
19