COMPACT-Magazin 03-2016
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Die Polizei hat nicht nur eine eigene Sicht der Dinge.<br />
Sie verschanzt sich auch gerne hinter dem Begriff<br />
«Opferschutz». Dennoch kommt alles heraus, weil<br />
es immer mehr Beamte gibt, die ungern mit einem<br />
Maulkorb durchs Leben laufen. Der konkrete Fall: Drei<br />
junge Männer, der Wortführer ein 18-jähriger Iraker,<br />
bieten am 4. Januar einer Mädchengruppe Mix-Getränke<br />
an – nicht nur mit Alkohol darin, sondern vermutlich<br />
auch mit K.-o.-Tropfen. Eine geistig behinderte<br />
14-Jährige wird bewusstlos. Ihre Freundin findet<br />
sie später auf einer dreckigen Matratze im Keller eines<br />
Wohnblocks. Alles spricht dafür, dass das Mädchen<br />
vergewaltigt wurde. Das Opfer ist so zugerichtet,<br />
dass es tagelang in einer Klinik versorgt werden muss.<br />
Der Iraker war offenbar schon lange zur Abschiebung<br />
ausgeschrieben. Das alles ist der Polizei im täglichen<br />
Pressebericht keine Zeile wert.<br />
Politisch korrekte Sprachtabus<br />
In Bielefeld ist man – um es milde auszudrücken –<br />
sehr zurückhaltend, wenn es um mutmaßliche Straftaten<br />
von Migranten und Asylbewerbern geht. Vielleicht<br />
hat die Polizeipräsidentin Dr. Katharina Giere eine Vorgabe<br />
des NRW-Innenministeriums zu sehr verinnerlicht.<br />
Der Runderlass stammt aus dem Jahre 2008.<br />
Unter der Überschrift «Leitlinien für die Polizei des<br />
Landes NRW zum Schutz nationaler Minderheiten vor<br />
Diskriminierungen» werden die Polizeibehörden angewiesen,<br />
«beim internen wie externen Gebrauch jede<br />
Begrifflichkeit» zu vermeiden, «die von Dritten zur Abwertung<br />
von Menschen missbraucht beziehungsweise<br />
umfunktioniert oder in deren Sinne interpretiert werden<br />
kann». Und: Die Herkunft von Straftätern oder Verdächtigen<br />
ist nur dann zu nennen, «wenn im Einzelfall<br />
ein überwiegendes Informationsinteresse oder ein<br />
Fahndungsinteresse besteht». Es drängt sich die Frage<br />
auf: Sollen Straftaten von Migranten – insbesondere<br />
von Asylsuchenden – damit ganz bewusst verschwiegen<br />
werden?<br />
Eine geistig behinderte 14-Jährige<br />
wurde brutal überfallen.<br />
Der Bielefelder Sozialdezernent Ingo Nürnberger<br />
(SPD) sagt offenbar ebenfalls nicht alles, was er weiß.<br />
Auch hier zunächst die Fakten. In Bielefeld gibt es regelmäßig<br />
am Rosenmontag einen Jugendkarneval im<br />
Ringlokschuppen (Eintritt nur für 14- bis 18-Jährige).<br />
Veranstalter sind das Jugendamt der Stadt, die Bezirksvertretung<br />
Bielefeld-Mitte und der Jugendring.<br />
Erst im Vorfeld der Planungen für <strong>2016</strong> erfährt die Öffentlichkeit,<br />
dass es sowohl 2014 als auch 2015 massive<br />
sexuelle Übergriffe durch Migranten gab. Mitarbeiter<br />
des Sicherheitsdienstes nennen sogar die Nationalität<br />
der Täter: Es waren Afghanen, Albaner und<br />
Iraker. Nürnberger, mit den Fakten konfrontiert, hüllt<br />
sich zunächst weiter in Schweigen. Dann endlich sieht<br />
er sich offenbar doch genötigt, die Übergriffe zu bestätigen.<br />
Zu den Nationalitäten der Täter sagt er weiterhin<br />
nichts.<br />
Am Kesselbrink-Platz in Bielefeld,<br />
einem der größten Skateparks<br />
Deutschlands, toben sich die<br />
Rapefugees nicht aus. Foto: picture<br />
alliance / Robert B. Fishman<br />
Brennpunkte<br />
Verteilung von Asylanten im Jahr<br />
2015 (in Prozent).<br />
3,4%<br />
2,0%<br />
2,5%<br />
0,9%<br />
9,4%<br />
5,0%<br />
NRW<br />
Bielefeld<br />
2,9%<br />
21,2%<br />
7,3%<br />
4,8%<br />
1,2%<br />
2,7%<br />
15,3%<br />
5,1%<br />
12,9%<br />
Im Jahr 2015 nahm NRW die<br />
Meisten und Bremen die Wenigsten<br />
Neuankömmlinge auf.<br />
Quelle: <strong>COMPACT</strong>-Recherche<br />
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