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COMPACT-Magazin 03-2016

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<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Vergewaltigt und verhöhnt<br />

_ von Martin Müller-Mertens<br />

Die 13-jährige Lisa wird brutal sexuell missbraucht. Traumatisiert vermischt sie ihr<br />

Martyrium mit einem späterem Erlebnis, bringt Daten durcheinander. Die Widersprüche in<br />

ihrer Aussage nutzt die Presse zur Propaganda gegen Russland.<br />

Die Demonstration mit Tausenden<br />

Teilnehmern am 23. Januar vor dem<br />

Berliner Kanzleramt diffamierte die<br />

Lügenpresse als Bündnis von hysterischen<br />

Russlanddeutschen und<br />

Rechsradikalen. Foto: Reuters/Hannibal<br />

Hanschke<br />

Sie kann es immer noch kaum aussprechen: Mit<br />

erstickter Stimme berichtet Svetlana F. vom Schicksal<br />

ihrer Tochter Lisa. Von dem Blut, den Hämatomen, den<br />

Tränen. Plötzlich stocken die Worte. «Dass sie lebt, war<br />

das Wichtigste für uns.» Doch die Welt ist für Lisas<br />

Eltern wohl für immer zusammengebrochen. Der Leidensweg<br />

der 13-Jährigen hat gerade erst begonnen.<br />

Knapp zwei Wochen hielt der Fall Berlin in Atem.<br />

Am Morgen des 11. Januar verschwand Lisa auf dem<br />

Schulweg zwischen den Ortsteilen Mahlsdorf und Falkenberg.<br />

Erst 30 Stunden später tauchte sie wieder<br />

auf. Später sagte das russlanddeutsche Mädchen aus,<br />

von mehreren arabisch sprechenden Männern entführt<br />

und in einer karg eingerichteten Wohnung 30 Stunden<br />

lang vergewaltigt worden zu sein. Mittlerweile ist klar,<br />

dass sich der Fall so nicht abgespielt hat. Ende Januar<br />

präsentierte die Staatsanwaltschaft einen anderen<br />

Verlauf. Demnach hatte Lisa Angst vor einem Schulgespräch,<br />

in dem die Eltern von ihren schlechten<br />

Noten erfahren sollten. Sie fuhr zu einem 19-Jährigen<br />

Bekannten und dessen Mutter, den die Polizei als Zeugen<br />

führt. Doch auch diese Darstellung wirft Fragen auf.<br />

Missbraucht und gefilmt<br />

Tatsächlich ist Lisas Fall ein düsteres Beispiel einer<br />

Lügenkampagne – jedoch nicht seitens der 13-Jährigen,<br />

sondern der Leitmedien. Es sei «erwiesen, dass<br />

Lisa im Oktober letzten Jahres Opfer eines sexuellen<br />

Missbrauchs durch mindestens zwei, wahrscheinlich<br />

drei erwachsene Männer geworden ist», sagte Lisas<br />

Rechtsanwalt Alexej Danckwardt Ende Januar gegenüber<br />

russland.tv. «Einer dieser Täter war so dumm und<br />

hat die Tat auf Video gefilmt.» Dabei dürfte es sich um<br />

jene 20- und 22-jährigen Türken handeln, gegen die die<br />

Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt. Eine besonders<br />

schwere Straftat, denn Lisa ist nach dem Gesetz noch<br />

ein Kind. «Wir gehen von einvernehmlichem sexuellen<br />

Kontakt aus», behauptet Behördensprecher Martin<br />

Steltner trotzdem ungerührt. Eine sonderbare Darstellung:<br />

Einvernehmlich mit zwei bis drei Erwachsenen,<br />

von denen einer filmt? Danckwardt bestätigt unter<br />

Berufung auf die Mutter zudem, dass «sich der Charakter<br />

von Lisa und ihr Verhalten massiv geändert hatten.<br />

Sie hatte also mit schlimmsten inneren Spannungen<br />

zu kämpfen.»<br />

«Dass sie lebt, war<br />

das Wichtigste für<br />

uns.»<br />

Lisas Mutter Svetlana F., hier bei<br />

ihrem einzigen Fernsehinterview,<br />

glaubt weiter an die Schilderungen<br />

der Tochter. Foto: Screenshot<br />

«Spiegel-TV»<br />

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