COMPACT-Magazin 03-2016
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
Vergewaltigt und verhöhnt<br />
_ von Martin Müller-Mertens<br />
Die 13-jährige Lisa wird brutal sexuell missbraucht. Traumatisiert vermischt sie ihr<br />
Martyrium mit einem späterem Erlebnis, bringt Daten durcheinander. Die Widersprüche in<br />
ihrer Aussage nutzt die Presse zur Propaganda gegen Russland.<br />
Die Demonstration mit Tausenden<br />
Teilnehmern am 23. Januar vor dem<br />
Berliner Kanzleramt diffamierte die<br />
Lügenpresse als Bündnis von hysterischen<br />
Russlanddeutschen und<br />
Rechsradikalen. Foto: Reuters/Hannibal<br />
Hanschke<br />
Sie kann es immer noch kaum aussprechen: Mit<br />
erstickter Stimme berichtet Svetlana F. vom Schicksal<br />
ihrer Tochter Lisa. Von dem Blut, den Hämatomen, den<br />
Tränen. Plötzlich stocken die Worte. «Dass sie lebt, war<br />
das Wichtigste für uns.» Doch die Welt ist für Lisas<br />
Eltern wohl für immer zusammengebrochen. Der Leidensweg<br />
der 13-Jährigen hat gerade erst begonnen.<br />
Knapp zwei Wochen hielt der Fall Berlin in Atem.<br />
Am Morgen des 11. Januar verschwand Lisa auf dem<br />
Schulweg zwischen den Ortsteilen Mahlsdorf und Falkenberg.<br />
Erst 30 Stunden später tauchte sie wieder<br />
auf. Später sagte das russlanddeutsche Mädchen aus,<br />
von mehreren arabisch sprechenden Männern entführt<br />
und in einer karg eingerichteten Wohnung 30 Stunden<br />
lang vergewaltigt worden zu sein. Mittlerweile ist klar,<br />
dass sich der Fall so nicht abgespielt hat. Ende Januar<br />
präsentierte die Staatsanwaltschaft einen anderen<br />
Verlauf. Demnach hatte Lisa Angst vor einem Schulgespräch,<br />
in dem die Eltern von ihren schlechten<br />
Noten erfahren sollten. Sie fuhr zu einem 19-Jährigen<br />
Bekannten und dessen Mutter, den die Polizei als Zeugen<br />
führt. Doch auch diese Darstellung wirft Fragen auf.<br />
Missbraucht und gefilmt<br />
Tatsächlich ist Lisas Fall ein düsteres Beispiel einer<br />
Lügenkampagne – jedoch nicht seitens der 13-Jährigen,<br />
sondern der Leitmedien. Es sei «erwiesen, dass<br />
Lisa im Oktober letzten Jahres Opfer eines sexuellen<br />
Missbrauchs durch mindestens zwei, wahrscheinlich<br />
drei erwachsene Männer geworden ist», sagte Lisas<br />
Rechtsanwalt Alexej Danckwardt Ende Januar gegenüber<br />
russland.tv. «Einer dieser Täter war so dumm und<br />
hat die Tat auf Video gefilmt.» Dabei dürfte es sich um<br />
jene 20- und 22-jährigen Türken handeln, gegen die die<br />
Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt. Eine besonders<br />
schwere Straftat, denn Lisa ist nach dem Gesetz noch<br />
ein Kind. «Wir gehen von einvernehmlichem sexuellen<br />
Kontakt aus», behauptet Behördensprecher Martin<br />
Steltner trotzdem ungerührt. Eine sonderbare Darstellung:<br />
Einvernehmlich mit zwei bis drei Erwachsenen,<br />
von denen einer filmt? Danckwardt bestätigt unter<br />
Berufung auf die Mutter zudem, dass «sich der Charakter<br />
von Lisa und ihr Verhalten massiv geändert hatten.<br />
Sie hatte also mit schlimmsten inneren Spannungen<br />
zu kämpfen.»<br />
«Dass sie lebt, war<br />
das Wichtigste für<br />
uns.»<br />
Lisas Mutter Svetlana F., hier bei<br />
ihrem einzigen Fernsehinterview,<br />
glaubt weiter an die Schilderungen<br />
der Tochter. Foto: Screenshot<br />
«Spiegel-TV»<br />
25