<strong>COMPACT</strong> Politik 44 Die Schatzkammern der Royals Das Vermögen von Herrscherhäusern und Diktatoren wird bei Forbes grundsätzlich nicht aufgeführt. So fehlt zum Beispiel die saudische Königsfamilie mit ihrem beträchtlichen Öl-Imperium, das sich laut rantfinance.com auf insgesamt 14 Billionen Dollar summiert. Das wahre Vermögen der britischen Königin Elizabeth II. versteckt sich hinter sogenannten Nominee Accounts der Bank of England. Die letzte Schätzung der Nachrichtenagentur Reuters kommt auf rund 35 Milliarden Dollar. Das dürfte stark untertrieben sein, wenn man bedenkt, dass sie mit Ländereien in der Größenordnung von 2.500 Quadratkilometern als größte Landbesitzerin der Erde gilt – nominell gehören ihr auch immer noch Kanada, Australien und etwa 50 weitere Commonwealthstaaten rund um die Welt. Königin Elisabeth II. ist das Oberhaupt der britischen Royals und die dienstälteste Monarchin der Geschichte. Foto: John Swannell len, als jenseits nationaler Souveränität einen globalen Umverteilungs- und Steuerungsmechanismus für die Weltwirtschaft zu installieren. Die nachträgliche Umverteilung wird als Allheilmittel verkauft – doch echte Lösungen müssen bei der Frage ansetzen, wie diese ungeheuren Vermögen überhaupt entstehen – und wer sie verwaltet. Auf der Forbes-Liste von 2015 – dem Verzeichnis für Superreiche, das Oxfam zur Berechnungsgrundlage macht – liefern sich Unternehmer, Neureiche und Börsenspekulanten ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Vertreten sind Namen wie die des Microsoft-Gründers Bill Gates (Platz 1 mit knapp 80 Milliarden US-Dollar), des Telekom-Giganten Carlos Slim Helu (Platz 2 mit 77 Milliarden US-Dollar) und des Großinvestors Warren Buffet (Platz 3 mit 72 Milliarden US-Dollar). Die Koch-Brüder – schwerreiche amerikanische Industrielle und Großspender der Republikaner – bringen es gemeinsam sogar auf über 85 Milliarden. Mark Zuckerberg – der gerade 31-jährige Facebook-Gründer – landet mit seinen rund 34 Milliarden immerhin noch auf Platz 16, knapp hinter den Chefs von Konzernen wie Amazon, Wal-Mart, Zara oder L’Oréal. Etwas abgeschlagen auf Platz 29 rangiert auch der berüchtigte Börsen-Tycoon George Soros mit stattlichen 24 Milliarden Dollar Privatvermögen. Je weiter man in der Forbes-Liste aufsteigt, umso zweifelhafter die Zahlen und umso größer die Geheimniskrämerei. Es sei bekannt, dass «die reichsten Teile der Bevölkerung (…) am wenigsten auskunftsfreudig» sind und dazu neigen, «ihre Vermögen in Befragungen zu unterschätzen», erklärt Oxfam. Auffallend ist, dass die große Mehrzahl der dort gelisteten Milliardäre als Unternehmer in Handel, Industrie und der Internet-Branche tätig sind. Und hier liegt der Hund begraben: Die schillerndsten Namen der modernen Hochfinanz tauchen weder bei Forbes noch im Oxfam-Report auf. So etwa die Rothschilds, Rockefellers, Warburgs, Morgans und weitere superreiche Clans des anglo-amerikanischen Establishments sowie die britische Königsfamilie. Es drängt sich der Verdacht auf, dass es die Oxfam-Aktivisten besonders auf die abgesehen haben, die ihr Vermögen tatsächlich noch im produzierenden Gewerbe verdienen, mit Fleiß und Unternehmergeist Imperien errichteten und Millionen Arbeitsplätze schufen. Jene aber, die den ererbten Reichtum seit Generationen lediglich durch Zinsen, Kreditvergabe und Hütchenspiele an den Finanzmärkten der Welt vermehren, kommen ungeschoren davon. Kritik am Geldsystem? Fehlanzeige. Der Club der Billionäre Das Vermögen der Bankiersdynastie Rothschild – aufgestiegen von Geldwechslern zu internationalen Großfinanziers und mittlerweile in siebter Generation tätig – schätzte der Spiegel in einem Artikel von Anfang 2012 auf etwa 350 Milliarden Dollar. Das Portal celebritynetworth.com gibt aktuell 400 Milliarden an, also locker das Fünffache eines Bill Gates und etwa genau so viel wie die jährliche Wirtschaftsleistung Österreichs. Bedenkt man, dass das Kapital des Rothschild-Imperiums in komplexen Verschachtelungen auf direkte Nachkommen verteilt und in unzähligen Firmenbeteiligungen, Immobilien und Kunstschätzen versteckt ist, dürfte diese Schätzung noch untertrieben sein. Vertreter der Hochfinanz tauchen im Oxfam-Report nicht auf. Die Rockefeller-Dynastie gründete sich auf der Ende des 19. Jahrhunderts mit skrupellosen Methoden ausgebauten Monopolstellung der Standard Oil Company, dem seinerzeit weltgrößten Ölkonzern, der heute in viele kleinere Firmen (Shell, BP, Exxon Mobil) aufgeteilt ist. Das von Patriarch David Rockefeller verwaltete Vermögen soll laut celebritynetworth.com rund 350 Milliarden Dollar betragen. Auch hier sind die tatsächlichen Zahlen ein wohlgehütetes Geheimnis. Ein ehemaliger Vermögensverwalter namens Robert Gaylon Ross Senior – Autor der Buchreihe Who is Who of the Elite – will aus Insiderkreisen wissen, dass die Rockefellers schon 1998 tatsächlich etwa 11 Billionen Dollar und die Rothschilds sogar etwa 100 Billionen Dollar besaßen. Diese Zahlen bleiben bis auf Weiteres spekulativ – mit einer baldigen Offenlegung der tatsächlichen Vermögenswerte der modernen Hochfinanz ist auch kaum zu rechnen. John Davison Rockefeller Senior (1839–1937, rechts) gilt als einer der reichsten Männer der Weltgeschichte und sah sich gern als Wohltäter. Foto: Archiv
<strong>COMPACT</strong> Dossier Dossier _ Seite 46–52 Revoltiert! Er ist der bedeutendste Theoretiker der Multikulti-Kritik in Frankreich: Renaud Camus hat den Großen Austausch der Bevölkerung durch Masseneinwanderung auf den Begriff gebracht. Er sieht die Gefahr einer Kolonisierung Europas und ruft zur Verteidigung unserer Kultur und Lebensweise auf. Nun sind erstmals seine wichtigsten Essays auf Deutsch erschienen. Foto: Erich Lessing Culture and Fine Arts Archives 45