Mitteilungsblatt - Deutscher Altphilologenverband
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dem Bildschirm oder unterwegs am Laptop arbeiten.<br />
Ihre Zahl wächst ständig.<br />
Die Folge dieser Entwicklung ist, daß der klassische<br />
Büroarbeitsplatz verschwindet. Das Vertriebsbüro<br />
von IBM in Cranford hat zwar 600<br />
Mitarbeiter, aber nur 50 Arbeitsplätze. Dort<br />
tauchen die Mitarbeiter gelegentlich auf, um die<br />
Post zu sichten, Kollegen zu treffen oder mit<br />
Vorgesetzten und Kunden zu konferieren. Per<br />
Computer wird ihnen für diese Zeit ein standardisierter<br />
Arbeitsplatz zugewiesen, der nicht<br />
mehr bietet als Tisch, Stuhl, Telefon, Fax und<br />
einen Laptop-Anschluß.<br />
Was schließlich die Inhalte der Arbeit angeht, so<br />
wird die eingangs beschriebene Tertiärisierung<br />
zu einer grundlegenden Umgestaltung der Erwerbstätigen-Struktur<br />
führen. In einem lesenswerten<br />
Buch mit dem Titel „Die neue Weltwirtschaft“<br />
beschreibt der amerikanische Arbeitsminister<br />
Norbert Reich die sich abzeichnende<br />
Strukturierung der US-amerikanischen Arbeitsgesellschaft.<br />
Nach Norbert Reich wird es in<br />
Zukunft nur noch drei Großgruppen von Erwerbstätigen<br />
geben.<br />
Die erste Gruppe, von Reich als Systemanalytiker<br />
bezeichnet, umfaßt die vorwiegend akademischen<br />
Berufe der Informatiker, Finanzund<br />
Unternehmensberater, Juristen, Konstrukteure,<br />
Designer, Manager, Regisseure usw., die<br />
weltweit ihre Dienste anbieten. Diese hochgezüchteten<br />
Professionals werden sich als stark<br />
und attraktiv genug erweisen, auch gegen die<br />
weltweite z. T. viel billigere Konkurrenz zu<br />
bestehen. Entsprechend interessant wird sich<br />
das Einkommen dieser Gruppe entwickeln.<br />
Die zweite Gruppe, der klassische Industriearbeiter,<br />
wird an Bedeutung immer mehr verlieren.<br />
Das im Weltmaßstab hohe amerikanische<br />
Lohnkostenniveau, das im übrigen um etwa 30<br />
v. H. unter dem deutschen liegt, wird dem<br />
weltweiten Konkurrenzdruck nicht standhalten<br />
können. Die Zahl entsprechender Arbeitsplätze<br />
wird ebenso abnehmen wie das Einkommen der<br />
verbliebenen Industriearbeiter.<br />
Die letzte Gruppe bilden nach Norbert Reich die<br />
bodenständigen kleinen Dienstleistungen, z. B.<br />
im Handwerk, in den Pflegeberufen, im Handel<br />
66<br />
und in der Haushaltswirtschaft. Grundsätzlich<br />
sind dieser Gruppe positive Beschäftigungsprognosen<br />
zu stellen. Ihr Problem wird darin bestehen,<br />
daß sie sich wegen des naturgemäß beschränkten<br />
Umfangs der ersten Gruppe und der<br />
zahlenmäßigen Schrumpfung der zweiten Gruppe<br />
auf eine riesige Nachfrage nach Arbeit auf<br />
ihrem Tätigkeitsfeld wird einstellen müssen. Die<br />
Lohnmargen werden entsprechend niedrig sein.<br />
Die Prognosen für die Bundesrepublik sehen<br />
einen noch steigenden Bedarf an Spitzenkräften<br />
vor allem akademischer Provenienz vor. Angesichts<br />
des rapiden Verfalls der öffentlichen Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
ist dies in meinen<br />
Augen eine höchst zweifelhafte Prognose. Ferner<br />
läßt sich eine zumindest gleichbleibende<br />
Nachfrage nach Fachkräften, also nach Absolventen<br />
aus dem dualen System, voraussagen,<br />
und schließlich ein dramatischer Schwund an<br />
Arbeitsplätzen für nicht formal Qualifizierte. Ab<br />
dem Jahre 2008 etwa wird sich im übrigen die<br />
demographisch bedingte Reduktion der aktiven<br />
Erwerbsbevölkerung immer stärker bemerkbar<br />
machen.<br />
III. Der Typ des modernen Erwerbstätigen<br />
Wie sieht nun die Figur des modernen Arbeitnehmers<br />
aus? Welche Eigenschaften, Einstellungen<br />
und Qualifikationen muß er aufweisen,<br />
um sich in der Arbeitswelt von morgen zurechtzufinden<br />
und zu bewähren?<br />
Zunächst: Den homogenen Einheitstyp wird es<br />
auch in Zukunft nicht geben. Viele Verrichtungen<br />
und Funktionen werden sich auch morgen<br />
in den traditionellen Formen wiederfinden. Für<br />
die entsprechenden Arbeitnehmer ergeben sich<br />
also keine veränderten Anforderungen. Dies gilt<br />
vor allem für die einfachen Dienstleistungen in<br />
Handel, Transport, Handwerk und für die Dienste<br />
am Menschen, also für die dritte Erwerbstätigengruppe<br />
im Strukturbild von Norbert Reich.<br />
Ebenso werden einige klassische Berufe im<br />
oberen Drittel dieses Strukturbildes mehr oder<br />
weniger ohne zusätzliche oder veränderte Quali-