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Mitteilungsblatt - Deutscher Altphilologenverband

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Grußwort des Thüringer Ministerpräsidenten<br />

Reverendissime praeses philologorum classicorum<br />

Germaniae, professor Friderice Maier,<br />

Spectatissime praetor Jenae urbis, mi doctor<br />

Roehlinger,<br />

Spectabilis Almae matris Jenensis, professor<br />

doctorque Machnik, et ultime nec minime,<br />

praeses societatis Mommsenianae, professor<br />

Bernarde Seidensticker!<br />

�� Θησέως φιλ��ντες γλ�σσαν κα� τ�ν<br />

�Ρωµ�λ�υ, �νδρες τε κα� γυνα�κες, τ��δ� �ν<br />

�στει� �αίρετε.<br />

Qui Thesei linguam amatis nec minus Romuli,<br />

urbe in splendente Jena ut vos video libens!<br />

Illustrissimi conventus sodales, salvete in re<br />

publica Thuringia!<br />

Optimo auspicio usi estis, ut mihi videtur, qui<br />

Jenam elegistis, qua in urbe conventus vester<br />

agatur: nam Jenam ex aetatibus convenerunt<br />

antiquitas et rerum novarum animus, vel id<br />

quod dicitur „traditio et modernitas“.<br />

Conventui vestro cum suprascripseritis „progressus<br />

indiget originibus“ („Zukunft braucht<br />

Herkunft“), nos quoque confidamus illi genio<br />

loci! Quod cum suscipio, spes mihi non deest<br />

fore, ut oratiunculam meam intellegatis, si posthac<br />

non Romuli lingua uti audeo, sed sermone<br />

classico illius nostri et vestri Wolfgangi Goethe;<br />

nam cum progressus indiget originibus, tum<br />

vobis opus est oratore, cui effluant verba.<br />

Jena ist nicht nur eine technologische Zukunftsschmiede<br />

unseres Landes. Jena ist auch eine<br />

Stadt mit großer humanistischer Tradition. Für<br />

Goethe war Jena „eine Stapelstadt des Wissens<br />

und der Wissenschaften“. Die 1558 (als Ersatz<br />

für Wittenberg) gegründete Universität Jena<br />

gehört zu den ältesten in Europa. Sie ist mit<br />

großen Namen verbunden: Fichte, Hegel und<br />

Schelling, Novalis und Schiller, auch wenn<br />

Schiller den Studenten hier viel zu schwäbisch<br />

sprach und sie ihn deswegen für schwer verständlich<br />

hielten. Von Jenas Urburschenschaft<br />

ging bekanntlich auch das erste Wartburgfest<br />

1817 aus, wo zum ersten Mal die schwarz-rotgoldene<br />

Trikolore wehte. Wir haben Anlaß zur<br />

52<br />

Freude, daß man heute auf der Wartburg genauso<br />

wie auf dem Hambacher Schloß sich treffen<br />

und frei seine Meinung sagen kann.<br />

Der Freistaat Thüringen, das Land der Kultur<br />

und Klassik, darf es sich als Ehre anrechnen,<br />

daß der Deutsche <strong>Altphilologenverband</strong> seine<br />

erste Jahrestagung in den jungen Ländern bei<br />

uns abhält. Hier in Jena, wo genau vor 75 Jahren<br />

die „Versammlung <strong>Deutscher</strong> Philologen und<br />

Schulmänner“ stattfand. Und wenn 1996, im<br />

Lutherjahr, Thüringen Gastgeber dieses Symposiums<br />

ist, dann darf man daran erinnern, daß der<br />

Reformator - vor allem mit seiner Bi-belübersetzung<br />

ins Deutsche - eine große philologische<br />

Tradition begründet hat.<br />

Übrigens: Der Name „Thoringia“ taucht erstmals<br />

380 n. Chr. in der „Mulomedicina“, der<br />

Tierheilkunde des Römers Flavius Vegetius<br />

Renatus auf.<br />

Diese Altphilologen-Tagung ist auch eine Reverenz<br />

an alle, die seit der Wende beachtliche<br />

Aufbauarbeit bei der Wiedereinrichtung der<br />

Alten Sprachen an Gymnasien und Hochschulen<br />

in den jungen Ländern leisten. An den 10 Jenaer<br />

Gymnasien steht der wiedererstandene Lateinunterricht<br />

für die landesweite Renaissance<br />

der humanistischen Bildung. Auch das macht<br />

Mut.<br />

Alte Sprachen sind keine „toten“ Sprachen. Das<br />

beweist der große Zuspruch, den Latein als<br />

Fremdsprache an den Gymnasien bei uns in<br />

Thüringen erfährt. [Über 12.000 Schüler lernen<br />

heute wieder an Thüringer Gymnasien Latein.<br />

Das sind fast 14 Prozent aller Gymnasiasten seit<br />

dem Schuljahr 1992/93. Über 200 Teilnehmer<br />

aus 28 Thüringer Gymnasien beteiligen sich in<br />

diesem Jahr an dem Thüringer Altsprachenwettbewerb<br />

unter dem Motto „Certamen Thuringiae,<br />

ut studia Latina et Graeca in scholis<br />

nostris semper augeantur.“]<br />

Hier in Thüringen verwundert das Aufblühen<br />

der humanistischen Bildung nicht. Schließlich<br />

waren Wilhelm von Humboldt, Goethe und<br />

Schiller eng befreundet. Und bekanntlich hat<br />

Wilhelm von Humboldt eine ebenso kluge wie

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