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FLUG REVUE 05/2017

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Bundeswehr soll<br />

Triton-Drohne erhalten<br />

Der Generalinspekteur der<br />

Bundeswehr hat nun<br />

offiziell entschieden, die<br />

Northrop Grumman MQ-4C<br />

Triton mit dem Aufklärungssystem<br />

ISIS zu beschaffen.<br />

Militärluftfahrt<br />

Signalaufklärung per UAV<br />

Die Global-Hawk-Version Triton wird<br />

für die US Navy entwickelt.<br />

Fotos: EADS, Northrop Grumman<br />

Das deutsche Sensorsystem soll in die<br />

MQ-4C integriert werden.<br />

Seit der damalige Verteidigungsminister<br />

Thomas de Maizière im Mai<br />

2013 das Euro-Hawk-Programm<br />

gestoppt hat, untersucht die Bundeswehr<br />

Alternativen, um die nach der Ausmusterung<br />

der SIGINT-Version der BR<br />

1150 Atlantic im Jahr 2010 bestehende<br />

Fähigkeitslücke im Bereich der „Signalerfassenden<br />

Luftgestützten Weiträumigen<br />

Überwachung und Aufklärung“ (SL-<br />

WÜA) zu schließen. „Voraussichtlich im<br />

Jahr 2025“ soll nun die MQ-4C Triton<br />

geliefert werden – insgesamt drei Systeme<br />

sind geplant, wobei es zu den Kosten<br />

noch keine offiziellen Angaben gibt.<br />

Die Kombination Triton/ISIS wurde<br />

seit Oktober 2014 prioritär untersucht,<br />

mit zwei bemannten Lösungen (Geschäftsreisejet<br />

Bombardier Global 5000)<br />

als Alternative. Das hoch fliegende UAV<br />

stellt aus Sicht der Bundeswehr „das<br />

ausgewogenste Gesamtpaket“ dar. Entscheidend<br />

ist es allerdings, ein kostspieliges<br />

Debakel wie beim Euro Hawk<br />

(Global Hawk Block 20) zu vermeiden.<br />

Deshalb wartete Generalinspekteur Wieker,<br />

bis „Ende 2016 eine positive Zulassbarkeits-<br />

und Nutzbarkeitsprognose zum<br />

Triton vorgelegt“ werden konnte. Bei der<br />

von Northrop Grumman für die US Navy<br />

entwickelten MQ-4C (Global Hawk<br />

Block 40) sei die technische Dokumentation<br />

umfassend vorhanden. Außerdem<br />

„erfolgt derzeit auch eine Überarbeitung<br />

des regulatorischen Rahmens für das<br />

Prüf- und Zulassungswesen für Luftfahrzeuge<br />

der Bundeswehr (’Verfahren<br />

der dauerhaften Flugfreigabe‘)“. Das<br />

Verfahren ermöglicht es, insbesondere<br />

außereuropäische Kauflösungen und<br />

unbemannte fliegende Plattformen dauerhaft<br />

zuzulassen, heißt es. Damit sei<br />

eine Zulassung der Triton sehr wahrscheinlich.<br />

KEINE WEITEREN <strong>FLUG</strong>TESTS<br />

MIT EURO HAWK<br />

Was das von Airbus Defence & Space<br />

(jetzt Hensoldt) entwickelte Aufklärungssystem<br />

ISIS (Integrated Signal Intelligence<br />

System) betrifft, so soll es entgegen<br />

den noch im letzten Herbst vertretenen<br />

Planungen keine weiteren Testflüge<br />

mit dem vorhandenen Euro Hawk<br />

geben. 23 Millionen Euro, die bisher für<br />

diese Option aufgewendet wurden, sind<br />

damit verloren. Die Verhandlungen über<br />

die Wiederaufnahme des Flugbetriebs<br />

mit dem ”Full Scale Demonstrator“ hätten<br />

sich immer wieder verzögert, so das<br />

Verteidigungsministerium. Bei 20 Monaten<br />

Verzug, Kosten von 150 Millionen<br />

Euro und vertraglichen Rahmenbedingungen,<br />

die „für die Bundeswehr ähnlich<br />

nachteilig waren wie die im alten Euro-<br />

Hawk-Vertrag“, zog man die Reißleine.<br />

Der Verzicht auf weitere Flugtests<br />

wird damit begründet, dass „die Labortests<br />

und die abgeschlossene Auswertung<br />

der mit dem Euro Hawk erflogenen<br />

Daten (…) überzeugt“ haben. Durch die<br />

inzwischen erfolgte Klärung der Ansprüche<br />

von Auftragnehmer und Auftraggeber<br />

habe man die Arbeiten bezüglich der<br />

Datenfreigabe und -auswertung sowie<br />

der Fortentwicklung des Integrationsund<br />

Verifikationslabors (IVL) wieder<br />

aufnehmen können. „Dadurch hat sich<br />

im Verlauf des Jahres 2016 ein signifikanter<br />

Zuwachs an Informationen und<br />

Erkenntnissen über ISIS ergeben. Im<br />

IVL ist jetzt die nahezu komplette Simulation<br />

des Systems auf Basis der originalen<br />

ISIS-Hard- und -Software möglich.<br />

Damit können alle wesentlichen technischen<br />

Nachweise erbracht werden“,<br />

meint die Bundeswehr. Zudem hätten<br />

die Zentrale Untersuchungsstelle der<br />

Bundeswehr für Technische Aufklärung<br />

und das Fraunhofer-Institut FKIE die<br />

Rohdaten der sieben Testflüge (68 Flugstunden)<br />

ausgewertet. „Übereinstimmend<br />

wird festgestellt, dass alle erflogenen<br />

Daten im Ergebnis mit dem jeweiligen<br />

Testszenario übereinstimmen und<br />

im Zuge der Weiterverarbeitung im Aufklärungsverbund<br />

voll nutz- und anwendbar<br />

sind“, so die Bundeswehr.<br />

FR<br />

KARL SCHWARZ<br />

www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> MAI <strong>2017</strong> 53

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