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Gegen Ende der 1960er erkannten die Jawa-Techniker<br />
um Zdenek Tichy die neue Zielrichtung im Straßenrennsport:<br />
die Zweitaktrenner ersetzten zunehmend die<br />
Viertakt-Twins, was sich auch im Modellprogramm der<br />
Serienbikes widerspiegelte. Bevorzugte man anfangs<br />
noch schlitzgesteuerte 250er- und 350er-Singles, begannen<br />
Tichy und sein Team 1966 an luftgekühlten<br />
V-Twins mit Drehschiebersteuerung zu arbeiten. Diese<br />
lieferten die Vorlage für die Technik des wassergekühlten<br />
350-cm³-V4-Motors, Typ 673, der sein Debüt bei<br />
der Dutch TT in Assen 1967 feierte. Der erwies sich<br />
jedoch als an fällig, ging dreimal im Training und letztlich<br />
auch im Rennen hoch. Einer der Hauptgründe war<br />
wohl die fehlende Möglichkeit, an moderne, hochwertige<br />
Lager und an Stahl von geeigneter Güte zu kommen.<br />
Ausfälle durch Motorschäden waren daher an der<br />
Tagesordnung.<br />
Nichtsdestotrotz folgte der Jawa-V4 einem wegweisenden<br />
Prinzip, das dem der Yamaha-Drehschieber-V4<br />
sehr ähnelte. Doch der kleinere Winkel von nur 35<br />
Grad zwischen den Zylinderpaaren machte den Jawa-<br />
Motor kompakter und ermöglichte eine aerodynamischere<br />
Front. Er besaß vier separate Kurbelwellen, wobei<br />
jeweils ein Paar mittels Keilwelle über ein großes,<br />
geradverzahntes Zwischenrad mit einer Zwischenwelle<br />
verbunden ist. Diese leitet die Kraft an die Kupplung<br />
und treibt das Zündsystem und die Wasserpumpe an.<br />
Dieser einzigartige Aufbau erlaubt die Demontage jeder<br />
einzelnen Kurbelwelle, ohne den Motor auszubauen.<br />
Stahlpleuel mit Rollenlagern kommen zum Einsatz,<br />
geschmiedete Kolben mit einem einzelnen, hartverchromten<br />
Ring bringen eine Verdichtung von 16:1.<br />
Wassergekühlt war der V4 von Beginn an, zunächst<br />
per Thermosyphon-Prinzip, ab 1968 wurde eine Wasserpumpe<br />
eingebaut. Nicht zuletzt die raffinierte Gestaltung<br />
der Schalldämpfer sorgt für stolze 68 PS bei<br />
13 200/min. Per massiver Trockenkupplung und Siebenganggetriebe<br />
wird die Kraft übertragen.<br />
Agostini (#1) und Ivy im<br />
Zweikampf beim Dutch<br />
TT-Lauf in Assen 1969<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 109