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Sachlich gestaltetes Cockpit, mit ruhig anzeigenden Instrumenten<br />
und fünf Kontrollleuchten in einer Konsole integriert<br />
Manuel Garriga beim Ausfahren seines Jugendtraums: Wenn die Ossa<br />
Yankee gefordert wurde, zog sie sich zehn Liter Sprit rein – mindestens!<br />
große Verbesserung, denn nun erfolgte<br />
die dosierte Zufuhr des Schmierstoffs in<br />
Abhängigkeit von Drehzahl und Gasgriffstellung.<br />
Die Pioneer-Zylinder und<br />
-Köpfe tauschte Ossa beim Straßenmodell<br />
gegen jene des Stiletto-Motocrossers und<br />
wählte natürlich einen Kurbelwellenversatz<br />
von 180 Grad für mehr Laufkultur.<br />
Deswegen besaß die Ossa Yankee im Gegensatz<br />
zur 500 Z auch nur eine kontaktlose<br />
Motoplat-Zündung auf dem äußeren<br />
Stumpf der rechten Kurbelwelle, während<br />
auf jenem der linken die Zwölf-Volt-Lichtmaschine<br />
angebracht war. Weitere Unterschiede<br />
betrafen die beiden 27er-IRZ-Vergaser,<br />
die zwei in Spanien gefertigte 32er-<br />
Lizenzprodukte von Bing ersetzten. Angepasst<br />
an den Straßeneinsatz wurden<br />
zuletzt auch die Abstufung und die Übersetzung<br />
des Sechsganggetriebes.<br />
Als Rahmen diente im Grunde die steife,<br />
von Dick Mann gezeichnete Doppelschleifen-Konstruktion<br />
der 500 Z. In der<br />
Ossa Yankee war der Motor jedoch über<br />
vibrationsdämpfende Silentblöcke verschraubt.<br />
Telegabel und die hinteren Gasdruck-Stoßdämpfer<br />
steuerte der spanische<br />
Zulieferer Betor bei, und auch die<br />
Magnesium-Gussräder von Akront stammten<br />
aus spanischer Fertigung. Vorne verzögerte<br />
eine 280er-Scheibenbremse von<br />
Brembo, eine zweite war optional erhältlich.<br />
Hinten kam eine 260er-Scheibenbremse<br />
zum Einsatz.<br />
Obwohl die Ossa Yankee mittlerweile<br />
eine Zwölf-Volt-Elektrik mit ordentlicher<br />
Beleuchtung an Bord hatte, musste sie<br />
weiterhin auf einen Elektrostarter verzichten.<br />
Nicht aber auf ein vollständiges<br />
Cockpit mit Tacho und elektronischem<br />
Drehzahlmesser von Veglia, die sich den<br />
Platz in der modischen Kunststoff-Konsole<br />
mit fünf Kontrollleuchten teilten. Wie<br />
die Seitendeckel wurde auch der 17 Liter<br />
fassende Kraftstofftank aus Fiberglas<br />
laminiert, der separate Ölbehälter der<br />
Getrenntschmierung bunkerte weitere 2,4<br />
Liter. Trocken wog die Ossa Yankee 500<br />
laut Werk (optimistische) 158 Kilogramm.<br />
Es sollte indes noch drei Jahre dauern,<br />
bis 1976 schließlich die Serienfertigung<br />
begann. Tank und Seitendeckel waren in<br />
Silber lackiert, mit kontrastierenden Farben<br />
in Gelb und Orange, die sich in den<br />
Federbeinen wiederfanden. Als Nennleistung<br />
gab Ossa 58 PS bei 7500/min an,<br />
dürfte dabei aber eher spanische Ponys<br />
gemeint haben. Nichtsdestotrotz war<br />
Tester Franz-Josef Schermer seinerzeit<br />
durchaus angetan von der ansehnlichen<br />
Maschine mit der Fahrgestellnummer<br />
0011, die ihm der österreichische Ossa-<br />
Importeur für den Fahrbericht in MOTOR-<br />
RAD 7/1977 zur Verfügung stellte.<br />
Besonders gefielen Schermer der kräftige<br />
Antritt von unten, der turbinenartige<br />
Lauf ab 6000/min und das exakte sowie<br />
passend gestufte Sechsganggetriebe. Positiv<br />
überrascht war er zudem vom guten<br />
Komfort und dem trotz der etwas harsch<br />
ansprechenden Gabel sehr sicheren Fahrverhalten.<br />
Die durschnittlich verbrannten<br />
zehn Liter Sprit und der Preis von 7500<br />
Mark schienen jedoch ziemlich hoch.<br />
Ersteres bestätigt ebenfalls Manuel<br />
Garriga, der vor ein paar Jahren das<br />
Traum-Motorrad seiner Jugend für einige<br />
Monate ausleihen konnte und dabei zwischen<br />
zehn und fünfzehn Liter verfeuerte!<br />
„Das war natürlich bei sehr flotter<br />
Fahrweise“, wie er zugibt. „Die Ossa Yankee<br />
war unglaublich schnell für eine<br />
500er aus den 70er-Jahren, ich fühlte<br />
mich dank des sehr sicheren Fahrverhaltens<br />
aber jederzeit wohl auf ihr. Sehr verlässlich<br />
arbeiteten auch die Bremsen,<br />
selbst mit nur einer Scheibe vorn. Die<br />
Ossa Yankee musste nicht gedreht werden,<br />
animierte aber dazu, ging über 5000<br />
Touren wirklich eindrucksvoll ab und<br />
drehte locker und ganz weich bis an den<br />
roten Bereich bei 8000/min. Im sechsten<br />
Gang standen bei 5500 Touren 140 km/h<br />
auf dem Tacho, und die 170er-Marke war<br />
nie ein Problem. Für mich klingen die vom<br />
Werk angegebenen 185 km/h Spitze daher<br />
glaubhaft. Dabei machte die Ossa<br />
Yankee allerdings einen Höllen-Radau.<br />
Nicht zuletzt deswegen ist mir die Zeit mit<br />
meinem Jugendtraum unvergesslich in<br />
Erinnerung geblieben.“<br />
Tatsächlich beschleunigte die Ossa<br />
Yankee 500 in Tests etwas besser als die<br />
Yamaha XS 500 oder eine Honda CB 550<br />
K. Was ihr am Ende jedoch nichts nutzte,<br />
zunehmend strengere Abgasgrenzwerte<br />
machten gerade den großvolumigen Zweitaktern<br />
schon damals das Leben immer<br />
schwerer. So endete die im zweiten Anlauf<br />
durchaus vielversprechende Karriere<br />
dieses technisch sehr interessanten spanischen<br />
Halbliter-Twins abrupt – nach nur<br />
1000 gebauten Maschinen stellte Ossa<br />
1977 die Produktion ein.<br />
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www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 89