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MOTORRAD Classic 05/2017

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Daytona 1972: Kurt<br />

Liebmann auf dem von<br />

Udo Gietl gebauten<br />

750er-Renn-Boxer. Ihm<br />

gelangen damit aber<br />

nur ein paar Trainingskilometer.<br />

BMW-<br />

Ingenieur Volker Beer<br />

(hinter der Maschine)<br />

blickt skeptisch drein<br />

Für das 200-Meilen-Rennen<br />

warb das Daytona-Plakat<br />

1972 mit dem australischen<br />

Motorradweltmeister<br />

Kel Carruthers<br />

Neulich stieß ich beim Suchen im<br />

Netz auf ein Angebot aus den<br />

USA mit dem angeblich letzten<br />

verfügbaren Poster einer BMW-Rennmaschine<br />

von Butler & Smith und dem<br />

Deutsch-Amerikaner Kurt Liebmann im<br />

Sattel. Es sollte eine Rennszene vom<br />

200-Meilen-Rennen in Daytona 1972 darstellen.<br />

Nun wusste ich aber, dass dort in<br />

jenem Jahr keine BMW am Start war. Beim<br />

Stöbern in digitalen und analogen Quellen<br />

stellte ich rasch fest, dass diese Maschine<br />

zwar 1972 aufgebaut wurde, aber erst 1973<br />

in Daytona gefahren ist. Dennoch gab es<br />

tatsächlich für 1972 eine Butler & Smith-<br />

BMW, die im legendären 200-Meilen-<br />

Rennen auf dem Daytona International<br />

Speedway antreten sollte …<br />

Der amerikanische BMW-Motorrad-<br />

Importeur Butler & Smith war stets bemüht,<br />

sportliche Erfolge seiner Maschinen für die<br />

Verkaufsunterstützung zu nutzen. Ende<br />

der 1960er-Jahre war das allerdings kaum<br />

möglich. Die behäbigen bajuwarischen<br />

Motorräder entsprachen einfach nicht<br />

mehr dem Anforderungsprofil junger<br />

amerikanischer Motorradfahrer. Als 1968<br />

zwei R 69 S, die in den USA mit Telegabel<br />

verkauft wurden, das Fünf-Stunden-Rennen<br />

auf dem Virginia International Raceway<br />

gewannen, schlachteten Butler &<br />

Smith dies richtig aus, indem sie betonten,<br />

gegen wen BMW da gewonnen hatte:<br />

Norton Commando, Harley-Davidson<br />

Sport ster, Triumph Bonneville, Honda 450<br />

Metisse und Suzuki 500. Damit wurden all<br />

die Bikes genannt, die in den USA damals<br />

in waren. BMW gehörte nicht mehr dazu.<br />

So war es auch, als 1970 die ers ten BMW<br />

R 75/5 nach Amerika kamen. Die hatten<br />

wegen ihrer Tanks und den verchromten<br />

Seitendeckeln rasch den Spitznamen<br />

„Toaster“ weg. Dennoch schickten Butler<br />

& Smith auch diese Maschine in verschiedene<br />

Rennen. Je nach Konkurrenz<br />

sprang dabei hin und wieder sogar ein<br />

Sieg heraus. Geliefert wurden die Bikes<br />

von Oscar Liebman, Chef der BMW-Vertretung<br />

Amol Precision in New Jersey. Sie<br />

wurden meistens von dessen Sohn Kurt<br />

gefahren. Bekannt geworden war das<br />

deutschstämmige Familienunternehmen<br />

mit der Liebmann-Spezial, einer auf der<br />

RS 53 basierenden BMW-Rennmaschine,<br />

mit der selbst 1971 noch einige Rennen<br />

bestritten wurden.<br />

Rennfertig aufgebaut hatte diese BMW-<br />

Motorräder mit Udo Gietl ein weiterer<br />

Deutschstämmiger, der 1940 in Deutschland<br />

geboren wurde, nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg jedoch in die USA kam und als<br />

junger Ingenieur in den 60er-Jahren am<br />

Apollo-Programm der NASA arbeitete.<br />

Seine Affinität zu Motorrädern führte ihn<br />

1968 zu Butler & Smith.<br />

Butler & Smith wurden 1971 von der<br />

Familie Adams übernommen, einem in den<br />

USA seit Jahrzehnten sehr einflussreichen<br />

Clan in der Wirtschaft wie in der Politik.<br />

Juniorchef Dr. Peter Adams kümmerte sich<br />

fortan um die Vermarktung der BMW-<br />

Motor räder, die mit stagnierenden Absatzzahlen<br />

gegen japanische und englische<br />

Konkurrenz zu kämpfen hatten. Ein stärkeres<br />

Engagement im Rennsport schien<br />

ihm ein probates Mittel zu sein, um die Popularität<br />

und die Umsätze der deutschen<br />

Marke zu steigern. Erstes Ziel eines länger-<br />

Den Sieg in<br />

Danville mit<br />

einer serienmäßigen<br />

BMW<br />

R 75/5 schlachtete<br />

der Importeur<br />

Butler &<br />

Smith 1970<br />

ordentlich aus<br />

Für das Rennen in Daytona war das Team um Gietl spät dran, was man nicht zuletzt auch an<br />

der etwas improvisiert wirkenden Verkleidung der 750er-Rennmaschine erkennen kann<br />

www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2017</strong> 91

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