VSAO JOURNAL Nr. 4 - August 2015
Wasser Gastroenterologie/Rheumatologie Noten für Spitäler
Wasser Gastroenterologie/Rheumatologie Noten für Spitäler
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WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
praktisch nie wegen der Kinder gefehlt<br />
haben. Nicht unwichtig in der Chirurgie<br />
ist, dass beide Jobsharingpartner ein vergleichbares<br />
operatives Niveau mitbringen.<br />
Ansonsten wird die Planung erschwert.<br />
Welches sind die grössten<br />
Schwierigkeiten bei Ihrem<br />
Modell?<br />
Zu Beginn ging es natürlich vor allem<br />
darum, die Machbarkeit unseres Modells<br />
zu beweisen, was einen enormen persönlichen<br />
Einsatz erfordert hat.<br />
Den wochenweisen Wechsel hingegen sehe<br />
ich nicht als Schwierigkeit, sondern als<br />
absolute Bereicherung und Burnout-Prophylaxe.<br />
Unverzichtbare Grundvoraussetzung<br />
unseres Modells ist das gegenseitige<br />
Vertrauen zwischen meiner Partnerin und<br />
mir. Wir telefonieren mehrmals in der<br />
Woche. Und es trägt sicher zum guten<br />
Gelingen bei, dass wir im Laufe der Jahre<br />
sehr gute Freundinnen geworden sind.<br />
Das sehe ich zwar nicht als eine Voraussetzung,<br />
jedoch als eine sehr schöne Begleiterscheinung.<br />
Eine gewisse Flexibilität (z.B. wegen Kongressen,<br />
abendlichen Sitzungen, Nachtdiensten,<br />
Wochenenddiensten) ist natürlich<br />
auch gefordert. Voraussetzung ist eine<br />
extrem gute Organisation, v.a. wenn der<br />
Partner ebenfalls Dienste etc. planen<br />
muss.<br />
Die allergrösste Herausforderung stellt die<br />
Kinderbetreuung dar. Der wochenweise<br />
Rhythmus macht es schwierig, Krippenplätze<br />
oder eine Nanny zu finden. Mit einem<br />
Krippenplatz alleine wäre es sowieso<br />
nicht getan, da die meisten Krippen noch<br />
nicht geöffnet sind, wenn wir aus dem<br />
Haus gehen und schon geschlossen haben,<br />
wenn wir nach Hause kommen. Es<br />
braucht daher immer eine zusätzliche<br />
Person, die die Kinder bringt bzw. holt.<br />
Kommen die Kinder in den Kindergarten,<br />
ändert sich nichts. Viele Gemeinden haben<br />
noch keine zusätzlichen Betreuungsangebote<br />
wie Mittagstisch oder Tagesstrukturen.<br />
Voll abdecken lässt sich die<br />
Kinderbetreuung mit öffentlicher Betreuung<br />
also in den seltensten Fällen.<br />
Was raten Sie Ihren<br />
jüngeren Berufskolleginnen<br />
mit Familien wunsch?<br />
Zunächst muss der Partner von Anfang an<br />
mitmachen und bereit sein, sich um die<br />
Kinder und den Haushalt zu kümmern,<br />
wenn die Frau Dienst hat. Und zu übernehmen,<br />
wenn sie abends Vorträge, Publikationen<br />
etc. vorbereiten muss oder<br />
Weiterbildungen anstehen. Andernfalls<br />
geht es nicht oder nur mit grossem personellen<br />
Aufwand in Form von Babysittern<br />
und Nannys.<br />
Und, frau muss es unbedingt selber wollen.<br />
Gerade in der Chirurgie ist die berufliche<br />
Belastung sehr hoch. Kommen in<br />
den ersten Jahren noch schlaflose Nächte<br />
oder am Anfang Stillen am Arbeitsplatz<br />
dazu, braucht es eine enorme Belastbarkeit<br />
sowie absoluten Willen und Leidenschaft<br />
für den Beruf, sonst schafft man es<br />
nicht.<br />
Man darf nicht davon ausgehen, dass die<br />
Kollegen die eigenen organisatorischen<br />
Probleme verstehen. Man muss sich so<br />
organisieren, dass keine entstehen. Am<br />
besten also neben Plan B noch einen Plan<br />
C bereithalten.<br />
Für angehende Chirurginnen: So schnell<br />
als möglich die Facharztausbildung absolvieren<br />
und im Anschluss Kinder bekommen.<br />
Mit Anfang 30 sollte es nicht zu spät<br />
sein. Familiengründung und Teilzeitarbeit<br />
während der Weiterbildung halte ich für<br />
weniger geeignet, da es in der Chirurgie<br />
viel Erfahrung und Routine braucht und<br />
ein umfangreicher Operationskatalog erfüllt<br />
werden muss, um ein gewisses Niveau<br />
zu erreichen. Dieses dann später zu halten,<br />
ist viel einfacher. Macht man während der<br />
Weiterbildung eine längere Babypause,<br />
gelingt der Wiedereinstieg oft nicht oder<br />
man beginnt wieder von vorne.<br />
Bei der Wahl eines Jobsharingpartners ist<br />
es sehr hilfreich, einen gleich erfahrenen<br />
Partner, dem man vertraut, zu finden. Auf<br />
diese Weise gelingt es am ehesten, eine so<br />
abgestimmte und reibungslos laufende<br />
Performance zu liefern, als wäre man<br />
tatsächlich eine Person.<br />
Für mich ist unser Modell perfekt. Ich<br />
kann zwischen der absoluten Hingabe<br />
und Leidenschaft für den Beruf und der<br />
Freude und Bereicherung durch die Kinder<br />
zu Hause wochenweise wechseln,<br />
welch ein Luxus!<br />
■<br />
Feedback-Pool<br />
(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />
Beitrag für eine gute<br />
Weiter- und Fortbildung<br />
Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />
unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />
können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />
Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />
Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />
breiter abzustützen.<br />
Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />
an bertschi@vsao.ch.<br />
Deine Erfahrung zählt!<br />
Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />
der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />
Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />
SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />
besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />
und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />
ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />
mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />
<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béa trice<br />
Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />
im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />
26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2015</strong>